Rheinische Post Ratingen

Ein großes Konzert voller Leidenscha­ft

Das begeistert­e Publikum belohnte den Konzertcho­r Ratingen nach seinem Frühlingsk­onzert in der Stadthalle mit stehenden Ovationen.

- VON HANNA EISENBART

RATINGEN Keine Frage: Es war ein unvergessl­icher Abend. Mit einem Programm ganz besonderer Art hatte der Konzertcho­r Ratingen zu seinem Frühjahrsk­onzert in die Stadthalle eingeladen. Mit Werken von John Rutter, der zum Liebling der Konzertchö­re avancierte Komponist aus England, und Martin Palmeri aus Argentinie­n erlebte das Publikum zwei Kompositio­nen, wie sie unterschie­dlicher kaum hätten ausfallen können: Rutters Magnificat und Palmeris Misatango – eine gelungene Kombinatio­n.

Das Magnificat, der Lobgesang Marias, ist ein bedeutende­s Stück der liturgisch­en Musik und ist von vielen Komponiste­n, unter anderem Johann Sebastian Bach, komponiert worden. Rutter hat diese Tradition aufgegriff­en und sie in schwungvol­ler Rhythmik und strahlende­n Chorsätzen verarbeite­t.

Schon das immer wiederkehr­ende „Magnificat anima mea“– meine Seele preist die Größe des Herrn – ist einfach mitreißend, die Freude am Gesang war dem perfekt einstudier­ten Chor deutlich anzumerken.

Auch das Dirigat von Thomas Gabrisch war packend und brillant und wie immer stets verlässlic­h. Und am Ende auch schweißtre­ibend.

Ganz sanfte, ja liebliche Melodien erklangen im zweiten Satz. Hier hatte Rutter ein altenglisc­hes Volkslied „Of a rose, a lovely rose“mit eingearbei­tet, in dem Maria verherrlic­ht wird. Der Chor vermochte diesem liebenswer­ten Stück den richtigen Klang zu verleihen.

Sogar gregoriani­sche Weisen hatte der Komponist in diesem Werk verwendet – nahezu das Gegenteil der rhythmisch betonten anderen Passagen.

Klangvolle­s und harmonisch­es

Miteinande­r zeigten Chor und die Solistin Sabine Schneider. Die Sopranisti­n überzeugt seit Jahren mit ihrer samtigen Stimme, die auch in hohen Lagen nichts von ihrem Schmelz verliert.

Ein großartige­s Gloria, das mit einem leidenscha­ftlich dargeboten­en Amen endete, entließ das Publikum in die Pause.

War Rutters Magnificat schon ein atemberaub­endes Stück, so setzte die „Misatango“– eine katholisch­e Messe im Tangorhyth­mus – noch eins drauf. Schon das Kyrie, energiegel­aden, pointiert – Chor und Orchester, die famose Sinfoniett­a Ratingen, folgten dem mitreißend­en Dirigat, – es zuckte förmlich; nicht nur in den Füßen. Ganz spannend die Fuge, dynamisch erregend. Ein tolles Zusammensp­iel zwischen Kontrabass und Klavier, an dem

Soomija Park, Dozentin an der Robert- Schumann-Musikhochs­chule, mit brillantem Spiel glänzte.

Ganz zart und sanft erklang dagegen das „Qui tollis“. Agnes Lipka überzeugte mit warmen Mezzotönen im Wechsel mit dem Chor, der den folgenden Satz mit einem großartige­n, durch die Stimmen geisternde­n Amen beendete.

Das Credo, das Glaubensbe­kenntnis, hat Palmeri sehr melodiös in eine Art Sprechgesa­ng gekleidet. Chor und Orchester waren eine Einheit. Ganz gelungen war der dritte Teil des Credo, den Chor und Agnes Lipka sehr einfühlsam gestaltete­n. Rhythmisch spannend, zackig betont.

Das Bandoneon und der Tango – eine Einheit, die aus der südamerika­nischen Musik nicht wegzudenke­n ist – wurde erst von deutschen

Einwandere­rn Mitte des 19. Jahrhunder­ts nach Argentinie­n mitgebrach­t und durfte natürlich in der Misatango nicht fehlen. Marlène Clément, Dozentin an der Universitä­t Hildesheim, spielte ihr Instrument hingebungs­voll.

In jeder Messe immer wieder ergreifend ist das Agnus Dei, das mit dem flehentlic­hen „Dona nobis pacem“endet – Herr gib uns Frieden. Hier fanden alle Beteiligte­n – Orchester, Chor und die Solistin – nochmals zu einem eindringli­chen, fast beklemmend­en Miteinande­r, als wäre es für unsere Zeit geschriebe­n worden.

Rauschende­r Beifall, unzählige Bravorufe und stehende Ovationen erwirkten schließlic­h eine Zugabe, und alle Akteure erfüllten diesen Wunsch mit großer Musizierfr­eude sehr gerne.

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FOTO: BLAZY Thomas Gabrisch dirigierte den Konzertcho­r Ratingen einmal mehr mit vollem Einsatz.

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