Eine Geige für die Ewigkeit
Die Kulturstiftung hat eine mehr als 100.000 Euro teure Geige erworben, die besonders begabten Studenten der Robert Schumann Hochschule fürs Konzertexamen zur Verfügung gestellt wird.
Es sind ganz besondere Momente im Konzertsaal der Wasserburg Haus zum Haus. Kyoka Matsuyama, Studentin der Düsseldorfer Robert Schumann Hochschule, spielt auf einer Kostbarkeit, einer Geige von George Chanot aus dem 19. Jahrhundert.
Dieses Instrument steht stellvertretend für die sehr enge Zusammenarbeit zwischen der Hochschule und der Kulturstiftung unter der Leitung von Dr. Christa Lambart. Die Töne füllen den Raum, sind stark und intensiv. Matsuyama interpretiert ein Stück von Bach. Applaus für diesen kleinen Auftritt.
Die Violine im Wert von mehr als 100.000 Euro gehört der Stiftung, die dieses Instrument hochbegabten Talenten für eine begrenzte Zeit zur Verfügung stellt. Andreas Krecher, Professor für Violine und Prorektor an der Robert Schumann Hochschule, hat zusammen mit seinen Kollegen nach einem passenden Instrument gesucht und sich viele Geigen angehört. Der Volltreffer entsprang schließlich einem Kontakt zum Essener Geigenbaumeister Christoph Egenolf, der ihm diese Violine sozusagen ans Herz legte. Das einstimmige Votum der Experten lautete: Diese und keine andere!
Nun darf die Japanerin dieses besondere Stück für ihr Konzertexamen nutzen. Apropos Examen: Ganze drei Musiker aus der gesamten Hochschule stellen sich bald dieser großen Herausforderung, darunter ein weiterer Violinist. Christa Lambart ist sehr zufrieden. Sie betont: „Wir schaffen einen bleibenden Wert. Es ist eine Geige für die Ewigkeit.“
Dieses Instrument symbolisiert auch eine Erfolgsgeschichte: Längst kann man von einer Institution mit überregionalem Renommee spre
chen. Seit vielen Jahren veranstaltet die Kulturstiftung regelmäßig Konzerte auf der Wasserburg und hat von Anfang an ein treues Publikum erobert.
Einer der regelmäßigen Gäste war Professor Dr. Oskar Pawelski, ein bedeutender Wissenschaftler im Bereich der Umformtechnik. Nach dem Studium und Promotion an der TU Hannover und der Habilitation an der TU Clausthal wurde er Direktor am Max-Planck-Institut für Eisenforschung in Düsseldorf.
Ab 1976 lehrte er an der RWTH Aachen, betreute über hundert Dissertationen und war in der Forschung tätig. Außerhalb seiner wissenschaftlichen Tätigkeit widmete sich Oskar Pawelski der Musik und spielte mit großer Leidenschaft Geige, zuletzt im Ratinger Seniorenorchester. Als er merkte, dass seine Kraft zu Ende ging, hatte er den Wunsch, einen Teil seines Vermögens für einen kulturellen Zweck zu hinterlassen – also etwas, das nach ihm weiterlebt.
Seine Familie trat daraufhin an
Christa Lambart heran, die zusammen mit ihrem Ehemann Bruno Lambart die gemeinnützige Kulturstiftung Wasserburg zum Haus ins Leben gerufen hat. Viele Konzerte hatte Pawelski auf der Burg besucht, vor allem, wenn es darin um die Violine ging. Er hatte im An
schluss immer seine Begeisterung zum Ausdruck gebracht.
Die Idee: Die Kulturstiftung sollte von dem großzügigen Erbe eine hochwertige Geige erwerben und diese für eine Zeit hochbegabten, jungen Talenten als Leihgabe zur Verfügung stellen. Fachlich zur
Seite steht ihr dabei die RobertSchuman-Hochschule Düsseldorf, deren langjähriger Rektor, Professor Raimund Wippermann, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung ist.
Die Hochschule war von der Eröffnung des Konzerthauses bis heute eine ständige Quelle für die Kontakte zum begabten Nachwuchs. „Es ist auch Ausdruck unserer Dankbarkeit“, betonte Christa Lambart, „dass wir seit vielen Jahren das Beste der Hochschule für unsere Konzerte vermittelt bekommen.“
Die Auserwählten, die auf der Chanot-Geige spielen dürfen, sollen im Konzertsaal der Burg zu hören sein, so haben auch die Ratinger Bürger etwas von diesem großzügigen Erbe. „Wir freuen uns sehr über das Projekt, und dieses Erbe ist ja auch ein großer Vertrauensbeweis. Die Violine und die jeweiligen Musiker, die dieses Instrument dann für einen bestimmten Zeitraum zur Verfügung gestellt bekommen, werden einen neuen Akzent in den Konzerten der Kulturstiftung setzen“, sagt Lambart.
Man darf auf den künftigen Hörgenuss gespannt sein. Eine wunderbare Kostprobe gab es ja schon jetzt. Professor Krecher betonte sehr zufrieden, ja glücklich: „Dass die Kulturstiftung dieses Instrument unserer Hochschule zur Verfügung stellt, ist schon ein Alleinstellungsmerkmal.“