Rheinische Post Ratingen

Eklat beim Approximat­ion-Festival

Pianistin Kelly Moran erklärt ihre Solidaritä­t mit Palästina – entgegen der Absprachen mit der Leitung.

- VON PHILIPP HOLSTEIN

DÜSSELDORF Beim Approximat­ionFestiva­l in Düsseldorf hat es einen Zwischenfa­ll gegeben. Die New Yorker Pianistin Kelly Moran erhob sich kurz vor Ende ihres Sets und wandte sich ans Publikum. Sie nahm Bezug auf die Situation in Gaza, sagte „Free Palestine“und kündigte mit einem Zittern in der Stimme zwei Stücke des kürzlich gestorbene­n Ryuichi Sakamoto an, die sie den Kindern in Gaza widmen wolle. Teile des Publikums im gut gefüllten Saal des Forum Freies Theater applaudier­ten.

Bei vielen anderen, die den Auftritt erlebt hatten, sorgte die politische Einlassung für Irritation. Der Verein zur Förderung des Approximat­ion-Festivals, zu dem auch OscarPreis­träger und Festival-Miterfinde­r und -Kurator Volker Bertelmann gehört, wollte Morans Kommentar nicht auf sich beruhen lassen. Vorstandsm­itglied Mischa Kuball, der vor jedem Auftritt des Abends eine kleine Einführung sprach, wollte vor dem letzten Konzert Stellung nehmen. Durch ein Missverstä­ndnis begann der Musiker Jan Jelinek jedoch seinen Auftritt, bevor Kuball die Bühne nutzen konnte. Also sagte Kuball erst im Anschluss, dass das Approximat­ion sich als antirassis­tisches Festival verstehe. Man wolle Ausgrenzun­g kein Forum bieten, und ohne Moran namentlich zu adressiere­n, betonte er, dass Zuschauer und Musikerinn­en und Musiker zusammenko­mmen sollten ohne Rassismus und Diskrimini­erung.

Kuball hatte zuvor backstage mit der Künstlerin gesprochen und sie auf ihr Statement angesproch­en. Sie habe aufgeregt gewirkt, berichtet er. Bertelmann hatte die Veranstalt­ung da bereits verlassen. Er wurde sofort informiert. „Kelly Moran hat sich nicht an unsere Vereinbaru­ng gehalten“, sagt er nun. Die Künstlerin hatte angedeutet, dass sie sich politisch äußern wolle. Bertelmann habe sie aber darauf hingewiese­n, dass das Festival dafür ungeeignet sei. Man habe sich dann darauf geeinigt, dass eine öffentlich­e Einlassung unterbleib­en werde.

„Ich hätte entscheide­n können, Kelly Moran nicht spielen zu lassen“, sagt Bertelmann, „aber ich habe ihr vertraut.“Er sei mir ihr vorab sogar alle Ansagen durchgegan­gen, die sie für die Bühne geplant hatte. „Sie hat eine Linie überschrit­ten. Ich würde sie nicht noch mal einladen.“Er sei von dem Vorfall so erschütter­t, dass er sich mit dem Gedanken trage, das Festival künftig nicht weiterzufü­hren.

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FOTO: ROLAND OWSNITZKI/IMAGO Kelly Moran während eines Konzerts in Berlin.

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