Eklat beim Approximation-Festival
Pianistin Kelly Moran erklärt ihre Solidarität mit Palästina – entgegen der Absprachen mit der Leitung.
DÜSSELDORF Beim ApproximationFestival in Düsseldorf hat es einen Zwischenfall gegeben. Die New Yorker Pianistin Kelly Moran erhob sich kurz vor Ende ihres Sets und wandte sich ans Publikum. Sie nahm Bezug auf die Situation in Gaza, sagte „Free Palestine“und kündigte mit einem Zittern in der Stimme zwei Stücke des kürzlich gestorbenen Ryuichi Sakamoto an, die sie den Kindern in Gaza widmen wolle. Teile des Publikums im gut gefüllten Saal des Forum Freies Theater applaudierten.
Bei vielen anderen, die den Auftritt erlebt hatten, sorgte die politische Einlassung für Irritation. Der Verein zur Förderung des Approximation-Festivals, zu dem auch OscarPreisträger und Festival-Miterfinder und -Kurator Volker Bertelmann gehört, wollte Morans Kommentar nicht auf sich beruhen lassen. Vorstandsmitglied Mischa Kuball, der vor jedem Auftritt des Abends eine kleine Einführung sprach, wollte vor dem letzten Konzert Stellung nehmen. Durch ein Missverständnis begann der Musiker Jan Jelinek jedoch seinen Auftritt, bevor Kuball die Bühne nutzen konnte. Also sagte Kuball erst im Anschluss, dass das Approximation sich als antirassistisches Festival verstehe. Man wolle Ausgrenzung kein Forum bieten, und ohne Moran namentlich zu adressieren, betonte er, dass Zuschauer und Musikerinnen und Musiker zusammenkommen sollten ohne Rassismus und Diskriminierung.
Kuball hatte zuvor backstage mit der Künstlerin gesprochen und sie auf ihr Statement angesprochen. Sie habe aufgeregt gewirkt, berichtet er. Bertelmann hatte die Veranstaltung da bereits verlassen. Er wurde sofort informiert. „Kelly Moran hat sich nicht an unsere Vereinbarung gehalten“, sagt er nun. Die Künstlerin hatte angedeutet, dass sie sich politisch äußern wolle. Bertelmann habe sie aber darauf hingewiesen, dass das Festival dafür ungeeignet sei. Man habe sich dann darauf geeinigt, dass eine öffentliche Einlassung unterbleiben werde.
„Ich hätte entscheiden können, Kelly Moran nicht spielen zu lassen“, sagt Bertelmann, „aber ich habe ihr vertraut.“Er sei mir ihr vorab sogar alle Ansagen durchgegangen, die sie für die Bühne geplant hatte. „Sie hat eine Linie überschritten. Ich würde sie nicht noch mal einladen.“Er sei von dem Vorfall so erschüttert, dass er sich mit dem Gedanken trage, das Festival künftig nicht weiterzuführen.