Wehrleute helfen nach dem Sturm-Chaos
Mitten in der Nacht wurden Schwalmtaler Feuerwehrleute am Mittwoch aus dem Bett geklingelt. Sie gehören mit ihrem Einsatzleitfahrzeug zur Landesbereitschaft 3. Löschzugführer Toni Pascher berichtet, was er in Essen erlebt hat.
SCHWALMTAL Es ist 2.30 Uhr in der Nacht zu Mittwoch, als bei Toni Pascher das Telefon klingelt. Pascher ist Löschzugführer der Feuerwehr Waldniel, und am anderen Ende ist Schwalmtals Wehrführer Dirk Neikes, der wenige Minuten zuvor den Einsatzbefehl für die Landesbereitschaft 3 der Feuerwehren in NRW bekommen hat. Der Auftrag: Aufräumarbeiten nach dem Sturm in Essen. Um 8 Uhr soll es losgehen. Die Wehrleute fahren zunächst nach Krefeld, wo sich die Einsatzkräfte aus Mönchengladbach, Krefeld und dem Kreis Viersen treffen, wenn ein solcher Einsatz ansteht.
„Es ist ein Wunder, dass es nicht mehr Tote und Verletzte gab“
Toni Pascher über den
Einsatz in Essen
Zur Landesbereitschaft gehört das Einsatzleitfahrzeug der Feuerwehr Schwalmtal. Der Wagen war auch schon im vergangenen Jahr in Magdeburg im Einsatz. Gemeinsam mit Toni Pascher machen sich am Mittwochmorgen der Amerner Löschzugführer Guido Cüsters und Thomas Bahnen vom Löschzug Waldniel auf den Weg. Innerhalb der Landesbereitschaft gibt es Gruppen, die zusammenarbeiten. Zu den Schwalmtalern zum Beispiel gehören Einsatzkräfte aus Nettetal und Grefrath. In Essen angekommen erhalten die Wehrleute drei eng beschriebene Seiten für die Gruppe: Einsatzstellen, die noch nicht abgearbeitet worden sind.
„Essen ist eine wunderbar grüne Stadt“, das fällt Toni Pascher bei diesem Einsatz auf. Denn viele Straßen sind links und rechts von Bäumen gesäumt. Doch viele von ihnen sind durch den Sturm nun umgefallen oder haben Äste verloren. Beson- ders eindrucksvoll für Pascher ist die Straße Am Zehnthof im Essener Stadtteil Frillendorf. „Auf einer Länge von bestimmt 500 Metern lagen sämtliche Platanen auf Gehwegen und Straßen verteilt, an einer Stelle war sogar noch ein Auto unter dicken Ästen begraben“, berichtet er später. Immer wieder müssen die Einsatzkräfte die Straße halbseitig sperren und den Verkehr noch weiter aufhalten. Die Anwohner sind nett zu den Einsatzkräften, bieten Getränke an und freuen sich einfach, dass endlich Hilfe gekommen ist. Auch am Nachmittag finden die Einsatzkräfte immer wieder Stellen in der Stadt, an denen Straßen noch unpassierbar sind.
Mit ihrem Einsatzleitfahrzeug haben die drei Schwalmtaler Wehrleute den körperlich angenehmsten Teil des Einsatzes erwischt: Sie bilden die Vorhut und sehen sich schon einmal die nächste Einsatzstelle an, während die Kollegen noch sägen. Einige Orte können die Schwalmtaler auch von der Liste streichen, nachdem sie sich diese Stellen angesehen haben: „Um umgefallene Bäume auf Grünflächen kann sich auch das Gartenamt später kümmern“, sagt Pascher.
Er lobt das Engagement der Einsatzkräfte in Essen später: „Bei einer Einsatzstelle mit etlichen dicken Bäumen hatte ich zwei Stunden kalkuliert, die Jungs an der Säge haben es in knapp einer geschafft.“Bis 21 Uhr am Abend können die Feuerwehrleute rund 25 Einsatzstellen abhaken. Man arbeitet Hand in Hand, und „das klappt hervorragend“, sagt Pascher, „viele Kräfte aus dem Kreis kennen sich von Treffen auf Führungsebene.“
Immer noch voll von Eindrücken sitzt Pascher nun wieder an seinem Schreibtisch im Rathaus in Waldniel. Er sagt: „Wenn man die Zerstörung allein in Essen gesehen hat, dann ist es ein Wunder, dass es nicht noch viel mehr Tote und Verletzte gegeben hat.“