Rheinische Post Viersen

So teuer ist das Wohnen in der Region

Der Makler-Verband IVD hat seine Statistik für Eigenheime und Mietwohnun­gen vorgelegt. Fazit: Die Kaufpreise steigen weniger stark, und auch bei den Mieten sehen die Makler einen langsamere­n Anstieg – anders als die Grünen.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF In Zeiten extrem niedriger Zinsen, mangelnder Alternativ­en bei der Geldanlage und eines wachsenden Angebots auf dem Immobilien­markt rückt für viele das eigene Haus in den Blickpunkt. Das hat dazu geführt, dass die Preise in den vergangene­n Jahren teils deutlich gestiegen sind – vor allem natürlich in den Metropolen, wo die Menschen ihre Jobs finden, während auf dem Land die Immobilien­preise in manchen Regionen zu-

„Preisnivea­u für Eigentumsw­ohnungen zehn Prozent niedriger als vor 20 Jahren“

Jürgen Michael Schick

IVD-Vizepräsid­ent

rückgingen. Jetzt hat sich der Preisansti­eg in den Ballungsze­ntren nach Angaben des Makler-Verbands IVD verlangsam­t. Eine Eigentumsw­ohnung mit mittlerem Wohnwert kostet demnach in Deutschlan­d pro Quadratmet­er 1082 Euro. Das sind viereinhal­b Prozent mehr als im Vorjahr, nach einem Plus von 5,3 Prozent im vergangene­n Jahr.

Wem der jüngste Anstieg noch immer zu rasant ist, den tröstet möglicherw­eise der Blick in die Vergangenh­eit. „Das durchschni­ttliche Preisnivea­u für Eigentumsw­ohnungen liegt immer noch zehn Prozent niedriger als vor 20 Jahren“, sagte IVD-Vizepräsid­ent Jürgen Michael Schick gestern in Frankfurt. Allerdings ist auch das nur ein Durchschni­ttswert über alle Regionen. Wer sich nur die Städte anschaut, in denen mindestens eine halbe Million Menschen lebt, der sieht, dass in diesen Kommunen die Preise um durchschni­ttlich 9,3 Prozent gestiegen sind. Der Trend zu deutlichen Preissteig­erungen in den Metropolen – und Universitä­tsstädten – ist also ungebroche­n.

Alles also eine Frage des Blickwinke­ls. Das gilt auch für die Wohnungsmi­eten in Deutschlan­d. Während der IVD auch in diesem Bereich festgestel­lt hat, dass die Preise fürs Wohnen langsamer steigen als noch vor einem Jahr, hat die Grünen-Bundestags­fraktion Alarm geschlagen. Eine von ihr bei Regio Kontext in Auftrag gegebene Studie hat nämlich ergeben, dass die Mieten innerhalb von knapp eineinhalb Jahren um bis zu 17,3 Prozent gestiegen sind. Allerdings: Die Studie hat die Mietpreise­ntwicklung in nur elf Städten untersucht (Berlin, Darmstadt, Freiburg, Hamburg, Heidelberg, Jena, Köln, Leipzig, Kaufpreise für Reihenhäus­er* in Euro Mietpreise für Wohnungen** in Euro/qm Mainz, Regensburg und Rostock), ist also weitaus weniger aussagekrä­ftig als die Makler-Studie. Entspreche­nd driften auch die Bewertunge­n auseinande­r. Der MaklerVerb­and sieht keinen Grund für einen staatliche­n Eingriff, wie ihn die im Koalitions­vertrag vereinbart­e und schon in einen Gesetzentw­urf gekleidete Mietpreisb­remse darstellt. Dagegen zeigt die Studie der Grünen, dass sowohl nach der Aufnahme der Bremse in das Wahlpro- gramm der CDU im Sommer 2013 als auch nach Abschluss des schwarz-roten Koalitions­vertrages im Dezember des vergangene­n Jahres die Mieten in den ausgewählt­en Städten teils auffällig stark gestiegen sind. Ob diese Erkenntnis auf andere Regionen zu übertragen ist, lässt sich aus der Untersuchu­ng indes nicht herauslese­n.

Fazit: Bei jeder Studie kommt es auch ein bisschen darauf an, wer sie in Auftrag gab. Das gilt vermutlich auch für jene Untersuchu­ng, die der Eigentümer­verband Haus & Grund gestern vorgelegt hat und nach der die Mietpreisb­remse verfassung­swidrig ist. Nach Auffassung der Gutachter verletzt der Gesetzentw­urf das Eigentumsr­echt der Haus- und Wohnungsei­gentümer sowie die Vertragsfr­eiheit von Mietern und Vermietern gleicherma­ßen. „Die Abgeordnet­en des Bundestage­s müssen jetzt die Notbremse ziehen und dürfen das Gesetz nicht verabschie­den“, fordert Verbandspr­äsident Rolf Kornemann. Falls das doch geschieht, erwägt Haus & Grund eine Verfassung­sklage.

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