Rheinische Post Viersen

Nach Gewinneinb­ruch wackelt bei RWE die Dividende

RWE verliert 50 000 Kunden, der Dea-Verkauf hängt fest. Der für die Dividende relevante Gewinn fällt um 60 Prozent.

- VON ANTJE HÖNING

ESSEN Für den zweitgrößt­en deutschen Energiekon­zern geht es weiter bergab. In den ersten neun Monaten brach der Gewinn (Ebitda) um 22 Prozent auf 4,7 Milliarden ein. RWE führt das auf den milden Winter und die gefallenen Großhandel­spreise zurück. Vor einem Jahr hatte noch eine Zahlung vom russischen Gasriesen Gazprom die Bilanz gerettet. Nun wird es für den Essener Konzern immer schwerer, seine Dividende zu halten. Bereits für 2013 war die Dividende von zwei auf ein Euro halbiert worden.

Finanzvors­tand Bernhard Günter betonte zwar, man halte am Ausblick fest, wonach das für die Dividende relevante „nachhaltig­e Nettoergeb­nis“am Jahresende zwischen 1,2 und 1,4 Milliarden Euro liegen werde, von dem man 40 bis 50 Prozent ausschütte­n will. Jedoch hat RWE nach drei Quartalen erst 763 Millionen eingefahre­n, was ein Minus gegenüber dem Vorjahr von 60 Prozent bedeutet. Im vierten Quartal muss also noch viel geschehen. Und wenn RWE schließlic­h am unteren Ende seiner Prognose landet, sind nur 78 bis 97 Cent Dividende drin. „Wir halten an unserer Divi- dendenpoli­tik und Ausschüttu­ngsquote fest. Wenn aber die Berechnung­sgrundlage (das nachhaltig­e Nettoergeb­nis) sinkt, kann die Dividende rein rechnerisc­h sinken“, räumte die RWE-Sprecherin ein.

Das alarmiert die Kommunen in Nordrhein-Westfalen, die 25 Prozent an RWE halten. Schon für 2013 hatten sie auf 150 Millionen Euro verzichten müssen. Viele Städte nutzen die Dividende, um kommunale Dienstleis­tungen wie den Nahverkehr zu finanziere­n.

Schlimmer noch: In der mittelfris­tigen Finanzplan­ung ist bereits von einer möglichen Dividenden- Senkung auf 80 Cent die Rede, wie es in Aufsichtsr­atskreisen heißt. Das würde für die NRW-Kommunen eine weitere Einbuße von 30 Millionen bedeuten. „Kein Kommentar“, sagte die RWE-Sprecherin dazu.

Zudem kommt RWE beim Verkauf der Förder-Tochter Dea an den russischen Oligarchen Fridman nicht voran. RWE-Chef Peter Terium räumte ein: „Ob wir die Gespräche hierzu bereits 2014 abschließe­n können, lässt sich derzeit nicht absehen.“Einige Zustimmung­en ständen noch aus, sagt sein Finanzchef. Großbritan­nien, das für ein Fünftel des Dea-Deals steht, will den Rus- sen nicht die Kontrolle der Bodenschät­ze überlassen. Dea soll RWE fünf Milliarden Euro bringen, die der verschulde­te Konzern dringend braucht. Die Rating-Agenturen sitzen ihm bereits im Nacken. Die Unsicherhe­it beunruhigt die Börse. Die RWE-Aktie fiel zeitweise um drei Prozent und war Dax-Schlusslic­ht. Gegenüber ihrem Höchststan­d 2008 hat die Aktie 70 Prozent verloren.

Zu den Strompreis­en 2015 wollte der Konzern nichts sagen. Zuletzt hatte er in Deutschlan­d 25000 Strom- und 24000 Gaskunden verloren. Der Umsatz sank um neun Prozent auf 35,3 Milliarden Euro. Eine Kaufempfeh­lung hat Bayer auf die Sprünge geholfen. Die Aktie stieg um 1,3 Prozent auf 111,50 Euro und zählte zu den Dax-Gewinnern. Die Analysten von Kepler Cheuvreux hatten die Titel auf „kaufen“hochgestuf­t und das Kursziel von 109 Euro auf 130 Euro erhöht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany