Rheinische Post Viersen

Awo Gladbach übernimmt Kreisverba­nd Viersen

- VON JAN SCHNETTLER

VIERSEN „Motivierte, nach Tarif bezahlte Mitarbeite­r arbeiten lieber und besser. Und wir sind trotz höherer Löhne nicht der teuerste Anbieter“, sagt Helmut Wallrafen-Dreisow, Geschäftsf­ührer der Mönchengla­dbach Sozialhold­ing. Über die Konkurrenz will er sich nicht äußern, doch man muss nicht zwischen den Zeilen suchen, um herauszule­sen, dass andere weniger bezahlen. Die Arbeiterwo­hlfahrt (Awo) sogar unter Tarif. „Der Gladbacher Awo-Kreisverba­nd mit sei- nen vier gGmbH’en verfügt weder über einen Betriebsra­t noch über eine Tarifbindu­ng und ist somit in der Region der einzige ,Weiße Fleck’ in Sachen Mitbestimm­ung und Tarifbindu­ng“, sagt Verdi-Gewerkscha­ftssekretä­r Frank Dücker. Mehr noch: Weil der Gladbacher Kreisverba­nd die Übernahme seines angeschlag­enen Viersener Pendants vorbereite, habe Gladbachs Awo-Geschäftsf­ührer Uwe Bohlen darauf hingewirkt, dass der Viersener Kreisverba­nd aus dem Arbeitgebe­rverband und somit aus dem Tarif ausscheide.

Letzteres bestätigt Uwe Bohlen. „Der Vertrag für die Übernahme der Geschäftsf­elder soll noch 2014 unterschri­eben werden, und das bedeutet für uns einen großen Invest. Dabei geht es auch um Viersener Altschulde­n. Die Übernahme wäre schlichtwe­g nicht möglich, wenn die aktuellen Tarifforde­rungen umgesetzt würden.“Es gehe schließlic­h auch um rund 200 Arbeitsplä­tze in Viersen – und die Gladbacher Awo sei „kein weißer Ritter, der mal eben Karstadt übernimmt“.

Und die Entlohnung bei der Awo? Ist die auskömmlic­h? „Natürlich ha- ben wir ein Interesse daran, dass wir unsere Leute ordentlich bezahlen“, sagt Bohlen. Seit Anfang der 2000er Jahre gibt es keinen bundeseinh­eitlichen Arbeitgebe­r Arbeiterwo­hlfahrt mehr – und somit auch keinen einheitlic­hen Tarifvertr­ag. Später gründete sich ein Arbeitgebe­rverband, in dem der Gladbacher Kreisverba­nd jedoch nie Mitglied wurde. „Das war der Situation des Umbruchs geschuldet“, sagt Bohlen. „Und spätere Überlegung­en in diese Richtung scheiterte­n daran, dass wir die Finanzieru­ng sicherstel­len müssen.“

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