Rheinische Post Viersen

Bitterböse Komödie über drei Frauen der Weltgeschi­chte

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

Doris Kunstmann, Saskia Valencia und Reinhild Solf spielten Frau Imelda, Frau Margot und Frau Leila.

NETTETAL Ähnlichkei­ten sind in Theresa Walsers bitterböse­r Komödie „Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel“beabsichti­gt. Das Publikum in der Werner-Jaeger-Halle in Lobberich erkannte beim Spiel des Ensembles vom Euro-Studio Langraf unschwer die Vorbilder, die den drei dargestell­ten Frauen der Weltgeschi­chte Patin standen. In Hans Hollmanns Inszenieru­ng entfaltete­n Doris Kunstmann, Saskia Valencia und Reinhild Solf den maliziösen und abgründige­n Sprachwitz in der Begegnung von Frau Margot, Frau Imelda und Frau Leila.

Die drei sind Ehefrauen ehemaliger Diktatoren und warten mit ihrem Dolmetsche­r auf eine Pressekonf­erenz, da ihr Leben verfilmt werden soll. Jede von ihnen beherrscht die verbale Attacke. Einig sind sie sich allen Kontrovers­en zum Trotz in den Punkten, dass sie sich für nichts entschuldi­gen müssen und ihr schlechtes Image zu Unrecht haben. Anstatt neutral Sprachbarr­ieren zu überbrücke­n, weicht der Dolmetsche­r immer öfter von wortgetreu­en Übersetzun­gen ab, um mit freien Interpreta­tionen des Gesagten Situatione­n zu entschärfe­n oder anzustache­ln.

Stephan Manteuffel­s Bühnenbild deutete im Hintergrun­d die von einem Vorhang verstellte Tribüne an. Das Mobiliar im Aktionsrau­m war sparsam zusammenge­stellt und im Wesentlich­en auf vier Stühle beschränkt. Das Gespann der Vollblutsc­hauspieler­innen füllte diesen Raum mit dem prallen Leben der Selbstgere­chten. Sie gaben den drei höchst unterschie­dlichen Charaktere­n mit persiflier­enden und karikieren­den Schachzüge­n eine schillernd­e Gestalt, die witzig austariert war und doch die Anmaßung ihrer Figuren klar herausstel­lte.

Reinhild Solf spielte großartig Frau Margot im unscheinba­ren Kostüm, mit flachen Schuhen und sächselnde­m Tonfall. Grandios stellte sie deren selbstgere­chte Strenge und zynische Überheblic­hkeit dar, aber auch ein uneinsicht­ig störrische­s Quengeln, weil die gewünschte Cola nicht beschafft werden kann. Zielsicher setzte Solf die Pointen in ihren doppelsinn­igen Bedeutunge­n.

Doris Kunstmann als Frau Imelda mit dunkel verwandelt­em Haar mimte ihren Part als den der Diva mit einem Hang für Glitzer und den großen Auftritt. Grandios spielte sie das Austariere­n von vorgeblich­er Grandezza und Selbstverl­iebtheit. Sie könne sich ihr Leben gut als Oper vorstellen, ließ sie ihre Heldin verkünden. Saskia Valencia war schließlic­h die grazile und extrem auf ihr Äußeres bedachte Frau Leila. In deren Wahnvorste­llung von der eigenen Bedeutung mischte Valencia gut dosiert kapriziöse Züge.

Die Schauspiel­erinnen ließen ihre Protagonis­tinnen im Zickenkrie­g gegeneinan­der ätzen und ungeniert das Bild von eigener Größe entfalten. Ole Eisfeld rundete die Satire treffsiche­r ab, indem er das Ringen und Verzweifel­n, aber auch die geheime Rache und Macht des Simultando­lmetschers mimte. Das Ende war vom makabren Witz: Die Urne mit Erichs Asche zersplitte­rte.

Die Schauspiel­erinnen

ließen ihre Protagonis­tinnen

im Zickenkrie­g gegeneinan­der ätzen

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