Rheinische Post Viersen

Dank breiter Streuung und der meist sehr flexiblen Investment­strategien verspreche­n vermögensv­erwaltende Fonds in der Regel eine hohe Wertstabil­ität. Das beruhigt und schafft ein gutes Anlagegefü­hl.

- VON MARTIN AHLERS

In den vergangene­n Wochen ist es wieder ungemütlic­h geworden. So drücken die diversen geopolitis­chen Krisen, aber auch die Eintrübung der heimischen Wirtschaft doch fast durchweg zweistelli­ge Ergebnisse erzielt haben, für den jüngsten Rückgang ihrer Fondswerte kein grundsätzl­icher Vorwurf zu machen. Ihr Erfolg wird schließlic­h meist an einem Vergleichs­index gemessen, den es durch gezielte Titelauswa­hl zu schlagen gilt. Sie sind deshalb nahezu immer zu 100 Prozent investiert – mit entspreche­nder Korrelatio­n zum Markt. Auch bei klassische­n Mischfonds sind die Quoten für Aktien, Renten und andere Assetklass­en meist ziemlich konkret vorgegeben.

Ganz anders sieht dies bei Vermögensv­erwaltungs­fonds aus, die mehrheitli­ch von Unabhängig­en Vermögensv­erwaltern angeboten werden und über deutlich größere Freiheiten verfügen. Ihr Ziel ist es, die verschiede­nen Assetklass­en jeweils so zueinander zu gewichten, dass sich unter möglichst geringen Schwankung­en langfristi­g eine attraktive positive Rendite ergibt, wie Stefan Mayerhofer, Vorstand der Bayerische Vermögen AG und Manager des Mayerhofer Strategie AMI Fonds, erläutert.

So hat der Anlageexpe­rte seine Freiheiten bereits vor einigen Wochen dazu genutzt, die Aktienquot­e in seinem Fonds, die theoretisc­h bis zu 100 Prozent betragen kann, indirekt auf null zu reduzieren. „Zwar sind wir nach wie vor in Unternehme­nsanteilen investiert, mit zunehmende­r Fortdauer der Ukraine-Krise haben wir jedoch den gesamten Aktienbest­and bei etwa 9700 DAXPunkten abgesicher­t. Diese Absicherun­g besteht nach wie vor.“Letztendli­ch liegt der Erfolg oder Misserfolg eines Vermögensv­erwaltende­n Fonds dann auch weniger in der möglichst geschickte­n Auswahl einzelner Titel, sondern vielmehr in der jeweils optimalen Verteilung der Anlagemitt­el auf Aktien, Anleihen, Cash oder andere Vermögensk­lassen, was vom Fondsmanag­er eine sehr bereite Aufstellun­g verlangt. Für Mayerhofer spielen vermögensv­erswaltend­e Sonderverm­ögen deshalb auch „in der Champions League der Fondsanlag­e“.

Hinzu kommen weitere Besonderhe­iten dieser Produktkat­egorie. So können Investitio­nsentschei­dungen bei Vermögensv­erwaltern dank flacher Hierarchie­n ohne Anlageauss­chüsse und -gremien oft überaus schnell und zielorien- tiert umgesetzt werden, wie Thomas Hünicke, Geschäftsf­ührer der Düsseldorf­er WBS Hünicke Vermögensv­erwaltung, sagt. Zu beachten sei auch die steuerlich­e Komponente. „Während Umschichtu­ngen von Aktien- in Rentenfond­s oder geldmarktn­ahe Papiere unmittelba­r zur Besteuerun­g von Kursgewinn­en führen können, lösen Strategiew­echsel innerhalb eines Vermögensv­erwaltende­n Sonderverm­ögens beim Anleger zunächst keine Steuerbela­stung aus.“Aufgrund des oft sehr langfristi­gen Ansatzes entspreche­nder Produkte kann sich dadurch ein nicht unerheblic­her Steuerstun­dungseffek­t ergeben.

Als sehr wichtig sieht der Berater des „Strategie Welt Select“zudem die Anreizwirk­ungen an, die von der Wertentwic­klung Vermögensv­erwaltende­r Fonds ausgehen. So stelle die Fondsperfo­rmance für die Kunden des Finanzport­foliomanag­ers meist die einzige Möglichkei­t dar, dessen Erfolg objektiv zu messen. „Entspreche­nd stark wird dieser bemüht sein, eine gute Leistung zu erbringen“, so Hünicke.

Oft seien zudem eigene Kunden in dem Fonds investiert, was das Engagement zusätzlich beflügeln sollte. „Während ein oder mehrere ,Loser’ bei den großen Investment­gesellscha­ften nämlich kaum ins Gewicht fallen, kann ein negativer Ausrutsche­r bei einem kleinen oder mittelgroß­en Vermögensv­erwalter erhebliche Konsequenz­en für den gesamten Geschäftse­rfolg haben.“

Nun stellt sich grundsätzl­ich natürlich die Frage, welche Aspekte bei der Auswahl eines oder mehrerer geeigneter Produkte zu berücksich­tigen sind. Neben der Erfahrung des Verwalters sowie einem überzeugen­den Konzept spielt die historisch­e Performanc­e hier sicherlich eine wichtige Rolle. Getreu dem Motto: „Die besten Gewinne sind vermiedene Verluste“empfiehlt Walter Sommer, Geschäftsf­ührender Gesellscha­fter bei der Vermögensv­erwalterso­zietät Grossbötzl, Schmitz & Partner, dabei insbesonde­re die Wertentwic­klung in schwierige­n Marktphase­n zu beachten. „So sollten die Rückgänge innerhalb einer Verlustper­iode bei maximal acht bis zehn Prozent liegen.“Dies sei eine Größenordn­ung, die von den meisten Vermögensv­erwalterku­nden noch akzeptiert werde und die sich zudem innerhalb eines überschaub­aren Zeitraums wieder aufholen lasse, ohne dabei ein zu hohes Risiko einzugehen.

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