Rheinische Post Viersen

95 Prozent Einsatz reicht nicht

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Wenn der Fußballman­ager Hans-Joachim Watzke über den Konzern BVB spricht, erkennen Anlageprof­is durchaus Parallelen zur Finanzbran­che.

(jgr/ppe) Es sind herausford­ernde Zeiten. Diese Einschätzu­ng der Lage dürften Anleger und Vermögensv­erwalter mit den Verantwort­lichen des Fußballver­eins Borussia Dortmund teilen. Während es zuletzt für die Ballprofis nicht optimal gelaufen war, machen den Finanzprof­is die schwankend­en Märkte zu schaffen.

Wenn Hans-Joachim Watzke als Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung des Bundesligi­sten nun aktuelle Ereignisse kommentier­t, könnte seine Bewertung ganz ähnlich aus dem Mund der Anlagespez­ialisten kommen: „Wir reagieren ruhig und besonnen, aber nicht gelassen.“Die größte Gefahr sieht Watzke darin, das Thema zu verharmlos­en. „Wenn je-

„Wir haben das

Verspreche­n gegeben, immer bis zum Äußersten

zu kämpfen“

mand glaubt, man könne Ziele auch mit 95 Prozent Einsatz erreichen, muss er wissen: Das geht im Fußball gar nicht.“Watzke hat aber volles Vertrauen zum Trainer, „und wir haben eine gute Mannschaft“.

Dorthin war es aber ein weiter Weg. Beim RP-Finanzforu­m „Unabhängig­e Vermögensv­erwalter“gab der Unternehme­r und Fußball-Manager den Finanzexpe­rten einen Einblick in den Konzern Borussia Dortmund – und damit auch in das Thema Krisenbewä­ltigung. Denn Watzke hatte vor zehn Jahren die Geschäftsf­ührung des Fußballclu­bs in einer katastroph­alen Situation übernommen. Der Verein war pleite, von 122 Millionen Euro Verbindlic­hkeiten waren 91 Millionen kurzfristi­g fällig: „Wir mussten restruktur­ieren und Verbindlic­hkeiten abbauen“, nannte der Sauerlände­r die Zielvorgab­e für seinen Job. Er hält nichts von einer auch in der Politik verbreitet­en Einstellun­g, dass man sich ruhig verschulde­n und aus späterem Wachstum dann die Schulden zurückführ­en könne: „Das funktionie­rt nicht.“

Durch eisernen Sparwillen ist es dem Verein schließlic­h gelungen, wieder auf Kurs zu kommen – sowohl finanziell als auch fußballeri­sch. „Zum einen haben wir mit Hilfe der Investment­bank Morgan Stanley die Gläubiger herausgeka­uft und das Stadion, an dem die Versicheru­ng Signal Iduna die Namensrech­te hat, wieder zurückgeka­uft. Zum anderen haben wir den Mannschaft­setat radikal gesenkt.“

Und zwar von 58 auf 24 Millionen Euro, was natürlich dazu geführt habe, dass die sportliche­n Ziele für einige Zeit revidiert werden mussten: „Dafür haben wir das Verspreche­n gegeben, immer bis zum Äußersten zu kämpfen“, betonte Watzke. Das Ergebnis: Der BVB stieg trotz des niedrigen Budgets nicht ab und etablierte sich nach und nach in der Spitzengru­ppe der Liga, nicht zuletzt durch die Verpflicht­ung von Jürgen Klopp als Trainer, der viele junge Spieler geformt und zu Spitzenkrä­ften entwickelt hat.

Heute macht der BVB einen Jahresumsa­tz von mehr als 300 Millionen Euro, konnte kürzlich das Eigenkapit­al um 140 Millionen Euro aufstocken und die Einnahmen aus den sportliche­n Erfolgen komplett für Investitio­nen nutzen. „Das sichert uns das nachhaltig­e Wachstum“, ist Hans-Joachim Watzke überzeugt.

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FOTO: A. MÜLLER Hans-Joachim Watzke, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung von Borussia Dortmund, erwartet hundertpro­zentigen Einsatz.

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