Die Strategien der glorreichen Drei
Wie bewahren Fondsmanager die ihnen anvertrauten Vermögen in unsicheren Zeiten? Drei Spezialisten, die sich am inneren Wert der Unternehmen orientieren, stellen ihre Strategien vor.
Fondsmanager Max Otte sowie Dr. Hendrik Leber von der Gesellschaft Acatis Investment und J. Henrik Muhle von der Gané AG – zählen zu den sogenannten Value Investoren. Sie suchen nach Unternehmen, deren wahrer Wert (englisch „Value“) höher ist als der aktuelle Kurs. Darin unterscheiden sich die drei Manager auch von den Film-Vorbildern, betonte Michael O. Bentlage, Partner bei Hauck & Aufhäuser: „Anders als die Revolverhelden im Western wollen die ausgewiesenen Experten mit Fakten und Zahlen überzeugen.“Zu den Fakten gehört auch, dass die Manager mit eigenem Vermögen in ihren Fonds investiert sind, dass sie also ihren eigenen Strategien vertrauen.
Otte: Könige gesucht
Otte hat nach dem 2008 aufgelegten „PI Global Value Fund“im Juli 2013 einen weiteren Anlagefonds auf den Markt gebracht, den „Ver- mögensbildungsfonds AMI“(ISIN: DE000A1J3AM3). Beide Mischfonds investieren ausschließlich in direkte Anlagen; Derivate oder strukturierte Produkte kommen nicht zum Einsatz. Der PI habe sich seit 2008 rund 40 Prozent besser entwickelt als der Vergleichsindex MSCI World, sagt Otte.
Mit der Methodik seiner Königsanalyse sucht der Finanzprofi nach Unternehmen mit guter Substanz und hoher Qualität im Geschäftsmodell, deren aktueller Börsenkurs unter dem berechneten inneren Wert liegt. Als Beispiel nennt Otte den Software-Riesen Microsoft. Seine dominante Marktstellung führe zu weiterem Wachstum. Aktuell liege der Aktienkurs etwa auf dem Niveau des inneren Wertes des Unternehmens.
Max Ottes Mischfonds investieren ausschließlich in direkte Anlagen
Leber: Gefangene befreien
Am Markt seien „viele quäkende Stimmen“zu hören, die die langfristigen Perspektiven einer Aktie unterschätzen, sagt Leber, der mit seinem Team den „Acatis Aktien Global Fonds UI“verwaltet (ISIN für UI A: DE0009781740). Seit Auflage im Jahr 1997 habe der Fonds mehr als 375 Prozent an Wert gewonnen.
Als Beispiel solcher kleingeredeten Unternehmen nennt der Fondsmanager Nokia („Gibt es die noch?“). Die Handysparte wurde an Microsoft verkauft, aber das Rest-Unternehmen habe lukrative Geschäftsfelder, etwa 80 Prozent Marktanteil bei Kartenmaterial für die Autonavigation. Oder das auch in Düsseldorf vertretene Stahlunternehmen Schmolz und Bickenbach. Es sei nach der Sanierung wieder profitabel.
Muhle: Gewinner finden
Gemeinsam mit Dr. Uwe Rathausky verwaltet J. Henrik Muhle den „Acatis Gané Value Event Fonds UI“(ISIN UI A: DE000A0X7541). Wie der Name zeigt, arbeiten Gané und Acatis hier also zusammen. Fünf Jahre lang war Muhle selbst bei Acatis tätig. Die Manager suchen Unternehmen mit innerer Ertragskraft, die also hohe Margen erwirtschaften, das Kapital gut verzinsen und ordentlich Dividenden ausschütten.
Als Beispiel nennt Muhle das mediterrane NaturkosmetikUnternehmen L’Occitane. Es verzeichnet ein durchschnittliches Umsatzwachstum pro Jahr von 18 Prozent. Die Attraktivität steige kontinuierlich; zudem sei das Unternehmen weltweit aktiv.
Bei allem komme es aber – damit ist sich Muhle mit den Kollegen einig – auf die angemessene Bewertung der Unternehmen an. „Auch die beste Firma ist ein schlechtes Investment, wenn sie zu teuer gekauft wurde“, zitiert Muhle ein Bonmot des berühmten Investors Warren Buffett. Der hat mit dem Werte-Ansatz Erfolg.
Als Beispiel für kleingeredete Unternehmen nenntHendrikLeber
Nokia
Lange vor der Krise hatten Sie vor dem Crash der Finanzmärkte gewarnt. Kam es so, wie Sie prognostiziert hatten?
MAX OTTE: Im Wesentlichen hatten sich meine Befürchtungen erfüllt. Ich konnte allerdings nicht vorhersehen, in welchem Ausmaß die Notenbanken eingegriffen haben. Dass sie die Märkte mit Geld fluten und die Zinsen niedrig halten, war absehbar, nicht aber der gesamte Umfang der fast sozialistisch zu nennenden Methoden, die sogar Strafzinsen einschließen.
Immerhin haben sie eine weitere Krise bislang abgewendet. Sind wir über den Berg?
MAX OTTE: Die Liquiditätsschwemme verhinderte 2008 den Kollaps des gesamten Finanzsystems. Doch die grundlegenden Probleme, zum Beispiel die Euro-Schuldenkrise, DIE FRAGEN STELLTE JÜRGEN GROSCHE