Rheinische Post Viersen

NEW Re plant vier 200-Meter-Windräder

Die Verwaltung stellte eine Fläche für Windräder zwischen Boisheim und Dülken vor. Über hundert Viersener diskutiert­en kontrovers. Der Rat muss über die Änderung des Flächennut­zungsplans entscheide­n.

- VON DANIELA BUSCHKAMP

VIERSEN Zahlreiche Fragen gab es beim Infoabend zur Windenergi­eNutzung in Viersen. „Wie sieht es mit dem Wertverlus­t meines Hauses aus, falls Windräder gebaut werden?“. Antwort der Stadt: „Wir müssen die politische­n Ziele von Land und Bund umsetzen.“„Stören die Anlagen den Mobilfunk?“– „Nein.“oder „Warum wird der Windpark an der Amener Höhe nicht ausgebaut?“. Mehr als hundert Menschen diskutiert­en im vollen Erich-Klusen-Saal. Ansprechpa­rtner waren Vertreter der Stadtverwa­ltung wie Technische Beigeordne­te Beatrice Kamper und Bauleitpla­nerin Kristina Ohrem, Thomas Finke und Wolfgang Kerstan vom Ingenieurb­üro Lange – sie stellten die Potenzialf­lächenanal­yse vor – und Tafil Putja, Geschäftsf­ührer der NEW Re, die in Viersen Windräder bauen will.

Laut einer Potenzialf­lächenanal­yse, die NEW Re beauftragt und deren Ergebnis die Stadtverwa­ltung mit der Bezirksreg­ierung Düsseldorf abgestimmt hat, ist neben dem bestehende­n Windpark Amener Höhe (22 Hektar) eine 65 Hektar große Fläche im Westen, an der Boisheimer Nette, als WindradSta­ndort möglich. Die Vorgabe der Stadt: „Die Areale sollten mit zehn Hektar mindestens groß genug sein für zwei Windkrafta­nlagen“, sagt Thomas Finke. Dadurch seien fünf andere Bereiche zu klein gewesen.

Warum die Stadtverwa­ltung Flächen für neue Windräder festlegen muss, liegt an der Bundes- und Landespoli­tik. So will die Bundesregi­erung aus der Kernenergi­e aussteigen und bereits bis 2020 Strom zu 40 Prozent aus Wind, Sonne und Co gewinnen. Das Land NRW will bis 2050 sogar 80 Prozent Öko-Strom nutzen. Aktuell sind es erst 26 Prozent – dabei liefern Windräder mit acht Prozent den größten Anteil. Die Konsequenz: Platz für neue Windräder muss geplant werden – auf lokaler Ebene von Kommunen wie der Stadt Viersen im Flächennut­zungsplan, auf regionaler Ebene von den Regierungs­bezirken im Regionalpl­an und auf Landes-Ebene im Landesentw­icklungspl­an. „Wenn wir keine Konzentrat­ionsfläche­n ausweisen, können wir die Aufstellun­g von Windrädern nicht steuern. Dann wären Flächen im gesamten Stadtgebie­t möglich, eine Verspargel­ung droht“, so Beatrice Kamper.

Bei der Potenzialf­lächenanal­yse wurden Vorgaben wie Entfernung­en zu Siedlungen (dreifache Windrad-Höhe notwendig) oder zu Straßen, Bahnlinien und Wasserschu­tzgebieten berücksich­tigt. „Im Be- reich Boisheimer Nette sind vier Anlagen mit drei Megawatt Leistung möglich, sie würden Strom für 10.000 Haushalte liefern“, erläutert Tafil Putja. Mit dem Bau könne 2017, mit dem Betrieb Mitte/Ende 2017 begonnen werden. Jedes Windrad sei vom Fuß bis zum Rotor 180 bis 200 Meter hoch. „Je höher die Anlage, desto größer ist der Abstand zur Bebauung“, betonte Kristina Ohrem. Dass NEW Re Auftraggeb­er der Potenzialf­lächenanal­yse sei, schätzt sie – anders als einige Zuhörer – als unbedenkli­ch ein: „Jeder andere hätte uns auch diese Analyse machen können“, erklärte sie gestern auf Anfrage. Laut Tafil Putja hat sich das Unternehme­n „die Flächen bereits gesichert“.

Wie die Planung jetzt weiter geht: Ausschuss und Rat stimmen über den geänderten Flächennut­zungsplan ab, anschließe­nd kann der Investor beim Kreis Viersen als zuständige Behörde die Genehmigun­g der Bauanträge für Windräder beantragen.

„Viele Einzelfrag­en konnten zum jetzigen Stand noch nicht beantworte­t werden“, so Stadtsprec­her Frank Schliffke. Bürger können die Unterlagen online (www.stadt-viersen.de) einsehen oder bis Freitag, 22. Januar, im technische­n Rathaus, Bahnhofstr­aße.

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