Rheinische Post Viersen

Mit Oldie „Hänschen“zur Traktor-WM

Dieter Krawczyk aus Hinsbeck liebt alte Schlepper. Mit Oldtimer „Hänschen“fährt er nun zur Traktor-Weltmeiste­rschaft am Großglockn­er in Österreich. Den Weg dorthin legt der Porsche, Baujahr 1959, auf einem Anhänger zurück

- VON JANNETTA JANSSEN

HINSBECK Feuerrot ist der Lack und glänzend poliert. Der alte Traktor, Marke Porsche, wurde im Jahr 1959 gebaut. Er ist ein richtiges Schätzchen – und hat für Dieter Krawczyk eine besondere Bedeutung: „Das ist mein allererste­r Traktor gewesen“, erzählt der 67-Jährige. Vor vier Jahren kaufte der Hinsbecker den alten Schlepper, seitdem ist er vom „Traktorfie­ber“befallen. Mit Ehefrau Brigitte und Traktor „Hänschen“, wie der Oldtimer heißt, fährt er nun nach Österreich zum Großglockn­er, der 48 Kilometer langen Hochalpens­traße. Dort soll der alte Porsche pünktlich zum Start der TraktorWM an der Schranke sein. „Wenn da 500 Traktoren stehen, das ist schon ein Erlebnis“, sagt Krawczyk. Oldtimer-Fan Dieter Krawczyk

Der Hinsbecker hat Benzin im Blut. Schon als junger Mann fuhr er Rallyes, immer schon hatte er eine Schwäche für schnelle Autos. „Ich wollte eigentlich wieder anfangen, aber irgendwie ist die Zeit vorbei“, sagt der ehemalige Entsorgung­sunternehm­er. Man könnte meinen, dass es jetzt langsamer zugeht im Leben von Dieter Krawczyk. Aber seitdem er „Hänschen“gekauft hat, folgten in den letzten Jahren drei weitere Schlepper – alle Liebhaber- fahrzeuge. Zur Sammlung gehören ein Allgaier „Knubbel“, ein technische­s Wunderwerk und „Urgroßvate­r“von „Hänschen“. Ein Hürlimann D120 namens „Elefanti“, von dem es nur 301 Exemplare gibt, der Schweizer Bührer „Heidi“von 1947 und „Konrad“von Steyr. Der kann jedoch nicht mit zum Großglockn­er, weil er keine Überdachun­g hat. Und natürlich Schlepper „Hänschen“. „Mein Freund und ich haben 40 Stunden an der Überdachun­g gearbeitet, denn es gibt keine von Por- sche“, sagt Krawczyk, der zum Golfspiel auch gern mit einem Schlepper vorfährt.

Wenn der Hinsbecker von seinen Traktoren erzählt, glänzen seine Augen. In schnellen Autos blieb dem selbst ernannten „Frühstücks­direktor“der Blick auf die schöne Natur verwehrt, sagt er. Wenn er hingegen seine alten Schätzchen rausholt und eine Tour macht, nimmt er alles, was um ihn herum passiert, intensiver wahr: „Die Gerüche und Geräusche, die Tiere, das ist wunderbar“, sagt Krawczyk, der noch vereinzelt als Unternehme­nsberater tätig ist.

Bevor es zur großen OldtimerTr­aktor-Weltmeiste­rschaft geht, lädt das Ehepaar „Hänschen“auf einen Anhänger und verbringt acht Tage in den Alpen. Natürlich fahren die Krawczyks auf „Hänschen“von einem Ort zum anderen. Dass das Wetter dort plötzlich umschwenke­n kann, stört Dieter Krawczyk nicht: „Es könnte Schnee geben, aber man muss sich einfach richtig anziehen, dann ist das kein Problem.“

Bei der WM ist er nur zum Spaß dabei. „Es geht um keinen Pokal, ich habe alle weggeworfe­n, die ich bisher gesammelt habe. Ich möchte einfach nur Traktor fahren“, erzählt der Vater einer Tochter. Sein Herz schlägt für die alten Schätzchen, doch: „Ich habe keinen Platz mehr für weitere Fahrzeuge.“Ein alter Industries­chlepper mit Kabine – das wäre noch sein Traum. Die sind jedoch selten, meist in fester Hand. „Aber ob ich da widerstehe­n könnte? Ich weiß nicht“, sagt er und lacht.

„Die Gerüche und Geräusche, die Tiere, das ist wunderbar“ über die Vorzüge des langsamen Reisens

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FOTO: SIEMES Dieter Krawczyk aus Hinsbeck liebt alte Schlepper. Mit „Hänschen“, einem Porsche-Traktor von 1959, fährt er zur OldtimerTr­aktor-WM in Österreich.

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