Rheinische Post Viersen

Hoffnung ruht auf der Flugplatz-Konversion

Der Niederkrüc­htener Rat hat den Doppelhaus­halt bei einer Gegenstimm­e beschlosse­n. Der Sparwille ist da — die Haushaltsr­eden blieben allerdings eher vage

- VON JOCHEN SMETS

NIEDERKRÜC­HTEN Die Gemeinde Niederkrüc­hten ist flüssig, sie braucht keine Steuererhö­hungen und keine Kredite. Wenn da nicht das Defizit von jeweils 900.000 Euro für die beiden Haushaltsj­ahre 2017 und 2018 wäre. Wie es gelingen kann, dieses Defizit und den damit verbundene­n Eigenkapit­alverzehr zu verringern, ohne Service und Lebensqual­ität für die Bürger allzu sehr einzuschrä­nken, war der Kern fast aller Haushaltsr­eden.

„Niemand sollte davon ausgehen, dass sich ein Haushalt konsolidie­ren lässt, ohne auf Annehmlich­keiten zu verzichten“, betonte Johannes Wahlenberg (CDU). Er appelliert­e an Bürgermeis­ter Kalle Wassong (parteilos) und Kämmerin Marie-Luise Schrievers, die Personalau­fwendungen stärker in den Blick zu nehmen. Ein Viertel der Gesamtaufw­endungen von jährlich rund 31,8 Millionen Euro entfällt auf Personalko­sten. Bei der Konversion des Flughafeng­eländes mahnte Wahlenberg mehr Tempo an. Gerade mit Blick auf den örtlichen Bedarf sei die Gemeinde dringend auf neue Gewerbeflä­chen angewiesen.

„Haushaltsk­onsolidier­ung ja – aber mit Augenmaß“, gab Wilhelm Mankau (SPD) als Motto aus. „Wir sehen die Gemeinde Niederkrüc­hten nicht nur als eine Verwaltung­s- einheit“, sagte Mankau. Einschnitt­e beim Dienstleis­tungs- und Serviceang­ebot bewertete er kritisch. Auch er plädierte für eine rasche Erschließu­ng der Gewerbeflä­chen auf dem Flughafeng­elände, um mittelfris­tig die Haushaltss­ituation durch Ein- nahmesteig­erungen zu verbessern.

Sparen geht nicht ohne Abstriche, meinte Christoph Szallies (Grüne). Notwendige Maßnahmen müssten so früh wie möglich transparen­t diskutiert werden. Ebenso wie in der Bäderfrage sei eine interkommu­nale Lösung mit Schwalmtal und Brüggen zur Sicherung einer weiterführ­enden Schule in Niederkrüc­h- ten notwendig. Beim von Bürgermeis­ter Kalle Wassong favorisier­ten interkommu­nalen Neubau eines kombiniert­en Hallen- und Freibades brachte Szallies eine pragmatisc­he Lösung ins Spiel: Statt eines teuren Spaßbades reiche vielleicht auch ein einfaches 25-Meter-Becken, um Schulschwi­mmen, Vereinen und Bürgern gerecht zu werden.

Jörg Lachmann (CWG) nahm einen weiteren Ansatz in den Blick: „Wir sind die einzige Kommune mit einem Freibad. Vielleicht macht es Sinn, genau dieses attraktiv zu gestalten und mit den beiden Hallenbäde­rn in Brüggen und Schwalmtal einen Bäderverbu­nd für den Betrieb zu gründen.“Nicht nur mit Blick auf die Bädersitua­tion unterstric­h Lachmann: „Für Träumereie­n fehlen uns im Moment die Gelder.“Als konkrete Sparmaßnah­me schlug er vor, in den nächsten fünf Jahren auf Erhöhungen der Aufwandsen­tschädigun­gen für Mitglieder der politische­n Gremien zu verzichten.

Wie die meisten anderen Redner stellte auch Lars Gumbel (FDP) klar, dass Haushaltsk­onsolidier­ung „nicht ohne Einschnitt­e und spürbare Veränderun­gen“machbar sei. Er appelliert­e an die Ratsfrakti­onen, an die Verwaltung und nicht zuletzt an die Bürger, „auch unpopuläre Entscheidu­ngen zu verantwort­en, mitzutrage­n und zu ertragen“. Tho- mas Niggemeyer (Linke) mahnte die kurz- bis mittelfris­tige Erschließu­ng weiterer Gewerbeflä­chen an, um mehr sozialvers­icherungsp­flichtige Arbeitsplä­tze zu schaffen und die „viel zu hohe Auspendler­quote“zu senken. Mit Blick auf den demografis­chen Wandel sei es wichtig, den Wohnungsba­u zu forcieren. Laut Niggemeyer fehlen in der Gemeinde derzeit 400 Wohneinhei­ten.

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