Polizei zerschlägt Einbrecherbande
2000 Beutestücke lagern bei der Polizei. Bei ihrem größten Schlag gegen Einbruchskriminalität seit Jahren halfen auch Zeugenhinweise. Rund 20 Brüche soll die Bande im Kreis Viersen verübt haben. Vier Albaner sitzen jetzt in U-Haft
MÖNCHENGLADBACH/VIERSEN Allzu oft gelingt es Mark Borsch im Beruf wahrscheinlich nicht, Menschen glücklich zu machen. Im Nebenjob als Fifa-Schiedsrichterassistent bekommt er nach einem Abseitspfiff eher selten ein Lächeln geschenkt. Doch zumindest als Polizeibeamter hatte der 39-Jährige gestern Vormittag ein freudiges Erlebnis. Eine Zeugin, die in einer Einbruchssache aussagen sollte, „brach vor Freude fast in Tränen aus“, sagt Borsch – die Polizei konnte ihr die ererbten Uhren und Ringe, die ihr kürzlich gestohlen worden waren, bereits wieder vorlegen. Denn nach langer, akribischer Ermittlungsarbeit hat sie am Mittwoch eine neunköpfige albanische Einbrecherbande zerschlagen.
Polizeipräsident Mathis Wiesselmann sprach von einem „sehr guten Erfolg“, in Sachen Einbruchskriminalität sei damit der „größte Schlag seit Jahren“gelungen. Mindestens 70 Straftaten werden der Bande zur Last gelegt – knapp 20 davon im Kreis Viersen. 2000 Beutestücke im vorläufig geschätzten Gesamtwert von bis zu 200.000 Euro warten nun in zwei Räumen des Polizeipräsidiums darauf, untersucht und konkreten Taten zugeordnet zu werden, noch in der Nacht konnten die ersten sechs Verbindungen hergestellt werden. Ein Koffer aus Osnabrück etwa führte zu einem Einbruch in Niedersachsen. Bald soll es einen Termin geben, zu dem die Geschädigten eingeladen werden.
Vier Männer zwischen 21 und 25 Jahren, die sich allesamt illegal in Deutschland aufhielten, seien in Untersuchungshaft, berichtete Staatsanwalt Benjamin Kluck. Ihnen werde schwerer Bandendiebstahl vorgeworfen – darauf steht eine Freiheitsstrafe von mindestens einem und bis zu zehn Jahren. Die fünf ebenfalls albanischen mutmaßlichen Unterstützer, darunter eine Frau, hätten als „Logistiker“fungiert, indem sie den Hauptverdächtigen Wohnungen und Fahrzeuge zur Verfügung stellten. Diese fünf hielten sich legal im Land auf und gingen auch einer Arbeit nach.
Die Täter gingen bei den Einbrüchen immer nach demselben Muster vor: Sie stiegen immer über die Rückseite in Einfamilienhäuser ein, hebelten massiv an Terrassentüren herum und ließen nicht ab, auch wenn die Gebäude gut gesichert wa- ren. Zur Not schlugen sie eben die Scheibe ein. Dann wurden die Häuser gründlich durchsucht, gestohlen wurden Bargeld und Schmuck. „Seit September 2016 hatten wir einen Anstieg der Einbrüche nach diesem Muster festgestellt“, sagte Borsch, Leiter der bis zu zehnköpfigen Ermittlungskommission. Die war Ende Dezember gebildet worden, auch mit Unterstützung von Beamten der Kreispolizeibehörde Viersen. Die Tätergruppe wurde identifiziert, auch Beobachtungen von Zeugen, die sie auf frischer Tat ertappten, waren für die Polizei dabei „äußerst hilfreich“, sagte Georg Lehnen von der Polizeidirektion Kriminalität.
Am Mittwoch erfolgte der Zugriff an acht verschiedenen Objekten und Fahrzeugen in Mönchengladbach, rund 100 Beamte waren im Einsatz. Als „Beifang“kamen Einbruchswerkzeug, ein Kilo Amphetamin und 100 Gramm Marihuana zusammen. Die Hauptverdächtigen seien nicht geständig, würden aber von einigen der „Logistiker“belastet, hieß es. „Heute ist ein guter Tag für die Sicherheit in der Region“, sagte Polizeipräsident Wiesselmann. „Aber: Nach dem Erfolg ist vor den nächsten Ermittlungen.“