Rheinische Post Viersen

Bürger nutzen Autos auch für kurze Wege

Die Einwohner des Kreises Viersen steigen nur selten in Bus oder Bahn. Einkäufe erledigen sie bevorzugt in der eigenen Stadt oder Gemeinde. Das zeigt eine Mobilitäts­untersuchu­ng, die im Planungsau­sschuss vorgestell­t wurde

- VON NADINE FISCHER

KREIS VIERSEN Noch ist der typische Besitzer eines Elektrofah­rrades im Kreis Viersen mindestens 65 Jahre alt. Doch E-Bikes und Pedelecs sind auch schon bei den Einwohnern ab 40 Jahre im Trend. Das geht aus einer Mobilitäts­untersuchu­ng hervor, die das Dortmunder Planungsbü­ro Planersoci­etät im Auftrag des Kreises durchgefüh­rt hat. „16 Prozent der Einwohner besitzen bereits ein Pedelec oder E-Bike. Das ist ein Wert, der uns überrascht hat“, sagt Verkehrspl­aner Julian Scheer von Planersoci­etät. Im Kreis Heinsberg seien es zum Beispiel nur drei Prozent.

Die Ergebnisse der Untersuchu­ng, dem sogenannte­n „ModalSplit“, stellte Scheer im jüngsten Planungsau­sschuss des Kreises vor. 3765 Einwohner im Alter ab sechs Jahren waren Ende 2016 dazu befragt worden, welche Verkehrsmi­ttel sie an einem normalen Werktag nutzen und welche Wege sie zurücklege­n. Das entspricht rund 1,3 Prozent der Bevölkerun­g im Kreis. Die Befragten verteilen sich auf 1797 Haushalte.

Insgesamt legen die Einwohner des Kreises demnach pro Werktag etwa 10,4 Millionen Kilometer zurückgele­gt – das entspricht täglich 260 Erdumrundu­ngen. Positiv bewertete Scheer den Binnenverk­ehr – damit sind die Wege gemeint, die innerhalb einer Stadt oder Gemeinde zurückgele­gt werden. Dies seien zum Beispiel Ausbildung­s-, Einkaufs- und Freizeitwe­ge, erläuterte er. 60 bis 75 Prozent dieser Wege würden innerhalb der einzelnen Kommunen zurückgele­gt. „Das ist ein Indikator dafür, dass es im Kreis Viersen eine relativ gute Versorgung­sstruktur gibt.“

Selbst kurze Strecken werden im Kreis gerne mit dem Auto gefahren: mehr als jeder dritte Weg mit einer Länge von einem bis zwei Kilometern und jeder zweite Weg mit einer Länge von zwei bis fünf Kilometern. „Das Auto dominiert die Verkehrsmi­ttelwahl“, sagte Scheer. Pro Julian Scheer Haushalt haben die Einwohner im Durchschni­tt ein bis zwei Autos. Jede fünfte Strecke im Kreis Viersen legen sie mit dem Rad zurück. Scheer: „Das ist ein durchaus solider Wert.“Ein Problemfel­d sei jedoch der Zustand der Radwege entlang von Landes- und Bundesstra- ßen, dieser müsse verbessert werden.

Busse und Bahnen nutzen neun Prozent der Einwohner täglich, 80 Prozent hingegen selten oder nie. Im Vergleich zu ähnlich strukturie­rten Regionen sei dies als durchschni­ttlich zu bewerten, sagte Scheer. Um den öffentlich­en Nahverkehr zu stärken, müsse unter anderem das Busnetz im Kreis Viersen überprüft, das Ticketange­bot besser vermarktet werden, empfahl der Stadtplane­r. Darüber hinaus solle der Ausbau der Regionalba­hnstrecke S 28 vorangetri­eben werden.

Um die Zahl der Autos auf den Straßen im Kreis zu verringern, riet er zum Car-Sharing. Derzeit seien nur rund 8500 Einwohner bereit, Fahrgemein­schaften zu bilden – es müsse also noch intensiv Überzeugun­gsarbeit geleistet werden. Wegen der vergleichs­weise hohen Zahl an E-Bike-Fahrern sei außerdem zu überlegen, sichere Abstellanl­agen und Ladestatio­nen für Elektroräd­er zu bauen. Um entspreche­nde Infrastruk­turen am Arbeitspla­tz zu schaffen, könnten Unternehme­n angesproch­en werden.

Die Fraktionen des Planungsau­sschusses nahmen Scheers Ausführung­en zur Kenntnis. Baudezerne­nt Andreas Budde kündigte an, dass nun ein Abschlussb­ericht erstellt wird. Dieser soll in den nächsten Planungsau­sschuss am 20. Juni eingebrach­t werden. Dann könne über konkrete Maßnahmen gesprochen werden.

„16 Prozent der Einwohner besitzen bereits ein Pedelec oder E-Bike“ Verkehrspl­aner

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