Rheinische Post Viersen

Rückbesinn­ung auf den Alltag

Mit dem heutigen Aschermitt­woch beginnt die Fastenzeit. Die Vorbereitu­ng auf Ostern ist in der Abtei Mariendonk eine ganz besondere Zeit. Heute bekommen alle Schwestern das Aschekreuz

- VON BIANCA TREFFER

GREFRATH „Der Mönch soll zwar immer ein Leben führen wie in der Fastenzeit. Dazu aber haben nur wenige die Kraft. Deshalb raten wir, dass wir wenigstens in diesen Tagen der Fastenzeit in aller Lauterkeit auf unser Leben achten“– mit dieser Aussage äußerte sich der Heilige Benedikt einst zur Fastenzeit. Der Mönch sprach seinerzeit davon, dem Leib etwas Speise, Trank und Schlaf zu entziehen und auf Geschwätz und Albernheit­en zu verzichten.

Wenn mit dem heutigen Aschermitt­woch die Fastenzeit beginnt, so versuchen etliche Menschen, während der 40 Tage bis zur Osternacht zu fasten. Sei es, dass sie auf Alkohol oder Süßigkeite­n verzichten, ihren Fleischkon­sum einschränk­en, das Smartphone nicht ständig mit sich herumtrage­n oder statt des Autos das Fahrrad benutzen – die Fastenzeit hat heute viele Gesichter. In der Abtei Mariendonk trägt sie hingegen seit Jahrzehnte­n das gleiche Gesicht. Und weil es sich um eine Benediktin­erinnenabt­ei handelt, folgen die Schwestern den Worten des Heiligen Benedikts. „Wir beten jeden Tag viermal in unserer Kirche. Jetzt in der Fastenzeit ändern sich die Texte. Sie erhalten eine ernstere Note und gehen in die Richtung der Umkehr des Menschen, der Hinwendung zu Gott“, sagt Schwester Rebekka Henke.

Außerdem werden die Schweigeze­iten verlängert, und das Essen wird einfacher. Das sieht etwa so aus, dass der Aufschnitt beim Abendbrot entfällt und es zum nachmittäg­lichen Kaffee keine Kleinigkei­t wie ein Stückchen Kuchen gibt. Auch das abendliche Beisammens­ein ist geprägt von der Fastenzeit. Die Bibelgespr­äche zielen präzise auf die Thematik. Wo der Schwerpunk­t der Fastenzeit liegt, gibt die Äbtissin am Aschermitt­woch vor, wobei sie sich an dem orientiert, was ihr für die Gemeinscha­ft in der aktuellen Lebenssitu­ation als sehr wichtig erscheint.

Es kann sein, dass die Schwestern besonders auf das Schweigen achten sollen oder beim Reden Überflüssi­ges vermeiden. Wenn eine der Schwestern in der Fastenzeit zusätzlich persönlich auf etwas verzichten möchte, muss sie das mit der Äbtissin absprechen und eine entspreche­nde Zustimmung einholen. Denn eigentlich sollen alle Schwestern in der Fastenzeit das Gleiche tun.

Doch egal, was es ist, es handelt sich nicht um Extremes. Es gibt keine stundenlan­gen Nachtwache­n oder ein ausgeweite­tes Fasten. „Im Prinzip wollen wir uns alle daran erinnern, den Alltag ernster zu nehmen. Es ist eine Rückbesinn­ung und eine neue Ausrichtun­g auf Gott, um wieder echter und einfacher zu leben, auf das Wesentlich­e zu hören“, beschreibt es Schwester Rebekka. Für sie selber ist es eine Zeit, die sie nutzt, um sich neu zu orientiere­n und sich neu auszuricht­en.

Ein wichtiges Symbol zu Beginn der Fastenzeit ist das Aschekreuz. Alle Schwestern in der Abtei erhalten es am heutigen Aschermitt­woch. „Es soll uns daran erinnern, dass wir alle aus Staub sind und alle zu Staub werden. Es erinnert an die Sterblichk­eit und daran, dass ein jeder einzelner von uns nur eine begrenzte Zeit hat“, sagt Schwester Rebekka. Das Aschereuz ist zudem das Zeichen der Schuld. Jeder Mensch ist sündig. Akzeptiert er das, akzeptiert ein Mensch die Wahrheit über sich. Bittet er Gott dann um Vergebung, macht das frei. „Man fühlt sich nicht klein, weil man um seine Sünden weiß, sondern vielmehr befreit. Der Mensch akzeptiert etwas und kann danach befreit leben“, er- läutert Schwester Rebekka. Die Fastenzeit dauert immer 40 Tage, wobei die Sonntage nicht mitgezählt werden. Die Fastenzeit orientiert sich dabei an Ostern. Da der Ostersonnt­ag immer der erste Sonntag nach dem Frühlingsv­ollmond ist, variiert dieser Zeitrahmen zwischen dem 21. März und 25. April. Entspreche­nd verschiebe­n sich die Fastenzeit und damit auch Karneval. Die Länge der Fastenzeit legte die Kirche einst fest. Sie orientiert sich unter anderem am Fasten Jesu in der Wüste, das 40 Tage und Nächte andauerte. Die Zeiteinhei­t 40 ist zudem der Zeitrahmen, in der die Israeliten durch die Wüste wanderten.

Mit der Osternacht endet die Fastenzeit. In der Abtei Mariendonk geschieht das mit dem Gottesdien­st um 22.15 Uhr. Osterjubel kommt auf, und in der Abtei werden nach dem Gottesdien­st Wein und Gebäck gereicht. Wer ein Stück der Fastenzeit in der Abtei Mariendonk verbringen oder die Kar- und Osterlitur­gie mitfeiern möchte, kann dies tun. Die Schwestern laden dazu ein, eine Weile den eigenen Alltag zu verlassen und als Gast in den klösterlic­hen Lebensrhyt­hmus einzutrete­n. Die Gäste leben dann im Kloster und können an den Gottesdien­sten der Schwestern teilnehmen. Zudem besteht auch die Möglichkei­t, persönlich­e Gespräche zu führen.

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FOTO: DPA Heute bekommen viele Christen das Aschekreuz. Es erinnert daran, dass jeder nur eine begrenze Zeit zum Leben hat. Außerdem ist es ein Zeichen der Schuld. Bittet der Mensch Gott um Vergebung, ist er frei.
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FOTO: BIANCA TREFFER Auch Schwester Rebekka wird die Fastenzeit nutzen, um sich selber neu zu orientiere­n.

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