Über den Hamburger SV zum ersten Coup
Am 7. September 1960 bestritt Gladbach sein erstes DFB-Pokalspiel. Es ebnete den Weg zum ersten großen Titel.
MÖNCHENGLADACH Uli Kohn wäre ebenso zur Stelle gewesen. Nach einem Vorstoß Willi Wickens grätschten er und Franz Brungs gleichzeitig Richtung Ball, um ihn über die Torlinie zu bugsieren. „Letztlich wurde das Tor dem Franz Brungs zugeschrieben. Ich hatte allerdings auch noch meinen Fuß im Spiel, kann aber auch nicht mehr sagen, wer als Letzter am Ball war“, erinnerte sich Borussias Stürmer vor einigen Jahren im Gespräch mit unserer Redaktion an ein Tor, das den Weg ebnete zum ersten großen Titel in der Gladbacher Historie. Es war der Treffer zum 2:0-Endstand im Halbfinale des DFB-Pokals 1960 gegen den HSV. Jene Partie am 7. September 1960 war zugleich Borussias allererstes DFB-Pokalspiel überhaupt.
Wenige Wochen später krönten sie ihren sensationellen Lauf mit dem Pokalsieg durch ein 3:2 im Endspiel gegen den Karlsruher SC. Borussias großer Triumph fällt in eine SMS mit dem Kennwort „RP3“, Leerzeichen, Ihrem Namen und Adresse an 1111 (ohne Vorwahl, 50 Cent/SMS)! Teilnahme erst ab 18 möglich; ausgeschlossen sind Mitarbeiter des Verlags oder verbundener Unternehmen. Das Los entscheidet und die Gewinner werden kurzfristig benachrichtigt. Eine Barauszahlung des Gewinns kann nicht erfolgen. Im Übrigen finden Sie unsere Teilnahmebedingungen auch unter www.rp-online.de/teilnahmebedingungen. Zeit, in der dem Pokal-Wettbewerb keine große Beachtung geschenkt wurde. Das fehlende Publikumsinteresse lag nicht zuletzt an der Reform aus dem Jahr 1955, mit der nur noch die regionalen Pokalsieger für die „Erste Hauptrunde“qualifizierten, die gleichbedeutend mit dem Halbfinale war. Und 1960 wurden die Spiele in der Vorschlussrunde auch auf neutralem Platz ausgetragen. Während zum ersten Halbfinale zwischen Karlsruhe und Pirmasens nur 1500 Zuschauer ins Frankfurter Waldstadion kamen – die Partie wurde letztlich aufgrund eines nicht einsatzberechtigten Spielers des FK Pirmasens in Karlsruhe wiederholt –, lockte das Spiel der Borussen gegen den ruhmreichen HSV immerhin 30.000 Fans ins Münsteraner Preußen-Stadion.
„Ich kann mich noch erinnern, dass unsere Fans in der Überzahl waren, während die Hamburger die Fahrt nach Münster eher als kleinen Ausflug betrachteten und sich schon im Finale sahen“, sagte Kohn. An der Favoritenrolle gab es keinen Zweifel. Auf der einen Seite der HSV, der zwei Monate zuvor Deutscher Meister geworden war, auf der anderen Seite die Borussia, die in der Vorsaison der Oberliga West den drittletzten Tabellenplatz belegt hatte und im Fußball-Deutschland der Nachkriegszeit lediglich eine graue Maus war.
„Wir haben nur die Chance der Überraschung, und die wollen wir nutzen“, sagte Gladbachs Trainer Bernd Oles vor dem Pokal-Halbfinale. Dass sie zu Überraschungen fähig ist, hatte seine Mannschaft zuvor im Westdeutschen Pokal bewiesen. Hatte Borussia zunächst Glück und gegen Germania Datteln ein Wiederholungsspiel sowie gegen Alemannia Aachen nach zwei Unentschieden den Losentscheid benötigt, stellte sie später der WestProminenz ein Bein. Zuerst schaltete sie im Halbfinale Borussia Dortmund 4:3 aus und besiegte dann im Endspiel den 1. FC Köln 3:1.
Der HSV hätte also gewarnt sein können, doch schon in der zweiten Minute kassierte er das 0:1, als Gladbachs Nationalspieler Albert Brülls mit einem Drehschuss traf. In der Folge mühte sich der Deutsche Meister vergeblich gegen eine aufopferungsvoll kämpfende Borussen-Mannschaft. Die Gladbacher Abwehr hatte Uwe Seeler gut im Griff, und wenn der HSV doch zum Abschluss kam, war Torwart Günter Jansen zur Stelle.
So geriet Borussias Triumph nach Brungs’ 2:0 in der 54. Minute nicht mehr in Gefahr – womit das erste DFB-Pokalspiel der Vereinsgeschichte mit einer feucht-fröhlichen Rückfahrt endete. „Wir haben die ganze Zeit gesungen. Und nach dem zweiten oder dritten Bier kam auch ein wenig die Hoffnung bei uns auf, dass wir tatsächlich den DFB-Pokal gewinnen können“, sagte Torjäger Uli Kohn.