Rheinische Post Viersen

Über den Hamburger SV zum ersten Coup

Am 7. September 1960 bestritt Gladbach sein erstes DFB-Pokalspiel. Es ebnete den Weg zum ersten großen Titel.

- VON THOMAS GRULKE

MÖNCHENGLA­DACH Uli Kohn wäre ebenso zur Stelle gewesen. Nach einem Vorstoß Willi Wickens grätschten er und Franz Brungs gleichzeit­ig Richtung Ball, um ihn über die Torlinie zu bugsieren. „Letztlich wurde das Tor dem Franz Brungs zugeschrie­ben. Ich hatte allerdings auch noch meinen Fuß im Spiel, kann aber auch nicht mehr sagen, wer als Letzter am Ball war“, erinnerte sich Borussias Stürmer vor einigen Jahren im Gespräch mit unserer Redaktion an ein Tor, das den Weg ebnete zum ersten großen Titel in der Gladbacher Historie. Es war der Treffer zum 2:0-Endstand im Halbfinale des DFB-Pokals 1960 gegen den HSV. Jene Partie am 7. September 1960 war zugleich Borussias allererste­s DFB-Pokalspiel überhaupt.

Wenige Wochen später krönten sie ihren sensatione­llen Lauf mit dem Pokalsieg durch ein 3:2 im Endspiel gegen den Karlsruher SC. Borussias großer Triumph fällt in eine SMS mit dem Kennwort „RP3“, Leerzeiche­n, Ihrem Namen und Adresse an 1111 (ohne Vorwahl, 50 Cent/SMS)! Teilnahme erst ab 18 möglich; ausgeschlo­ssen sind Mitarbeite­r des Verlags oder verbundene­r Unternehme­n. Das Los entscheide­t und die Gewinner werden kurzfristi­g benachrich­tigt. Eine Barauszahl­ung des Gewinns kann nicht erfolgen. Im Übrigen finden Sie unsere Teilnahmeb­edingungen auch unter www.rp-online.de/teilnahmeb­edingungen. Zeit, in der dem Pokal-Wettbewerb keine große Beachtung geschenkt wurde. Das fehlende Publikumsi­nteresse lag nicht zuletzt an der Reform aus dem Jahr 1955, mit der nur noch die regionalen Pokalsiege­r für die „Erste Hauptrunde“qualifizie­rten, die gleichbede­utend mit dem Halbfinale war. Und 1960 wurden die Spiele in der Vorschluss­runde auch auf neutralem Platz ausgetrage­n. Während zum ersten Halbfinale zwischen Karlsruhe und Pirmasens nur 1500 Zuschauer ins Frankfurte­r Waldstadio­n kamen – die Partie wurde letztlich aufgrund eines nicht einsatzber­echtigten Spielers des FK Pirmasens in Karlsruhe wiederholt –, lockte das Spiel der Borussen gegen den ruhmreiche­n HSV immerhin 30.000 Fans ins Münsterane­r Preußen-Stadion.

„Ich kann mich noch erinnern, dass unsere Fans in der Überzahl waren, während die Hamburger die Fahrt nach Münster eher als kleinen Ausflug betrachtet­en und sich schon im Finale sahen“, sagte Kohn. An der Favoritenr­olle gab es keinen Zweifel. Auf der einen Seite der HSV, der zwei Monate zuvor Deutscher Meister geworden war, auf der anderen Seite die Borussia, die in der Vorsaison der Oberliga West den drittletzt­en Tabellenpl­atz belegt hatte und im Fußball-Deutschlan­d der Nachkriegs­zeit lediglich eine graue Maus war.

„Wir haben nur die Chance der Überraschu­ng, und die wollen wir nutzen“, sagte Gladbachs Trainer Bernd Oles vor dem Pokal-Halbfinale. Dass sie zu Überraschu­ngen fähig ist, hatte seine Mannschaft zuvor im Westdeutsc­hen Pokal bewiesen. Hatte Borussia zunächst Glück und gegen Germania Datteln ein Wiederholu­ngsspiel sowie gegen Alemannia Aachen nach zwei Unentschie­den den Losentsche­id benötigt, stellte sie später der WestPromin­enz ein Bein. Zuerst schaltete sie im Halbfinale Borussia Dortmund 4:3 aus und besiegte dann im Endspiel den 1. FC Köln 3:1.

Der HSV hätte also gewarnt sein können, doch schon in der zweiten Minute kassierte er das 0:1, als Gladbachs Nationalsp­ieler Albert Brülls mit einem Drehschuss traf. In der Folge mühte sich der Deutsche Meister vergeblich gegen eine aufopferun­gsvoll kämpfende Borussen-Mannschaft. Die Gladbacher Abwehr hatte Uwe Seeler gut im Griff, und wenn der HSV doch zum Abschluss kam, war Torwart Günter Jansen zur Stelle.

So geriet Borussias Triumph nach Brungs’ 2:0 in der 54. Minute nicht mehr in Gefahr – womit das erste DFB-Pokalspiel der Vereinsges­chichte mit einer feucht-fröhlichen Rückfahrt endete. „Wir haben die ganze Zeit gesungen. Und nach dem zweiten oder dritten Bier kam auch ein wenig die Hoffnung bei uns auf, dass wir tatsächlic­h den DFB-Pokal gewinnen können“, sagte Torjäger Uli Kohn.

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FOTO: HORSTMÜLLE­R Der damalige DFBPräside­nt Peco Bauwens (links) hat Borussias Kapitän Albert Brülls den Pokal übergeben, die Gladbacher jubeln.

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