Partei stellt sich hinter Fillon
Den Präsidentschaftskandidaten der französischen Konservativen belastet ein drohendes Ermittlungsverfahren. Viele seiner Unterstützer haben sich abgewandt. Doch Fillon bleibt.
PARIS Es wurde in den vergangenen Tagen eng für François Fillon. Die Affäre um die Scheinbeschäftigung seiner Frau setzte dem Präsidentschaftskandidaten der französischen Konservativen enorm zu. Etlich Parteikollegen wandten sich von ihm ab, forderten gar seinen Rücktritt. Doch der angeschlagene Kandidat hat den innerparteilichen Machtkampf für sich entschieden. Die Parteispitze stellte sich gestern Abend in einer Krisensitzung einstimmig hinter Fillon, wie ein Sprecher der Republikaner mitteilte. ExRegierungschef Alain Juppé, der wiederholt als Alternative zu Fillon genannt worden war, hatte bereits zuvor endgültig auf eine Kandidatur verzichtet. Fillon selbst appellierte an seine Parteifreunde, sich hinter ihn zu stellen.
Die Debatte über die Kandidatur Fillons sei beendet, sagte Teilnehmern zufolge der Präsident des politischen Ausschusses der Republikaner, Gerard Larcher. Dieser habe Fillon aufgefordert, das konservative Lager zu einen. Bis zum 17. März müssen alle Präsidentschaftskandi- daten formell bestätigt sein. Ende gut alles gut?
Am Morgen hatte es noch ganz anders ausgesehen: Was sich um 10.30 Uhr im Rathaus von Bordeaux abspielte, war der vorläufige Tiefpunkt eines Wahlkampfes, der an überraschenden Wendungen kaum noch zu übertreffen ist. Mit hängenden Schultern trat Alain Juppé vor die Presse, um anzukündigen, dass er als Kandidat für die Präsidentschaftswahlen nicht zur Verfügung stehe. „Für mich ist es zu spät“, sagte der 71-Jährige mit finsterer Miene.
Zuvor hatte der Bürgermeister von Bordeaux, der bei den Vorwahlen der Konservativen gescheitert war, ein düsteres Bild seiner Partei gezeichnet. Seine Kritik galt vor allem Fillon, dem Sieger der Vorwahlen. Juppé: „Seine Verteidigungsstrategie eines vorgeblichen Komplotts und eines politischen Mordes hat ihn in eine Sackgasse geführt.“
Nachdem Fillon am Mittwoch versichert hatte, trotz eines drohenden Ermittlungsverfahrens an seiner Kandidatur festzuhalten, wandten sich die Unterstützer reihenweise von ihm ab. Mehr als 300 Mandatsträger kehrten ihm ebenso den Rücken wie sein Wahlkampfmanager Patrick Stefanini.
Fillon, der in Umfragen mit rund 20 Prozent nur noch auf dem dritten Platz liegt, versammelte dennoch am Sonntag mehrere Zehntausend Demonstranten zu seiner Unterstützung am Pariser Trocadéro. In seiner halbstündigen, kämpferischen Rede entschuldigte er sich für den moralischen Fehler, den er mit der Anstellung seiner Frau gemacht habe. Hinterher machte er in einem Fernsehinterview deutlich, dass er nicht aufgeben will.
Angesichts der juristischen Schwierigkeiten Fillons erschien Juppé, der Zweite der Vorwahlen, vielen Parteigrößen als der bessere Kandidat. Eine aktuelle Umfrage ergab, dass der frühere Regierungschef gleich in der ersten Wahlrunde auf 26,5 Prozent kommen würde – noch vor dem unabhängigen Kandidaten Emmanuel Macron und der Rechtspopulistin Marine Le Pen, die nun beide von der Krise der Republikaner profitieren. „Ich danke denen, die mich kritisiert haben und nun in mir den Ausweg sehen“, bemerkte Juppé ironisch.
Der langjährige Favorit auf das Präsidentenamt, der im Gegensatz zu dem rechtskonservativen Fillon für einen gemäßigten Kurs steht, räumte jedoch seine eigenen Schwächen ein. „Die Franzosen wollen eine Erneuerung der Politik und die verkörpere ich nicht“, sagte der 71-Jährige. „Auch Beispielhaftigkeit ist gefordert. Diese Forderung kann ich nicht erfüllen.“Juppé, der 2004 wegen Scheinarbeitsverhältnissen in seiner Zeit als VizeBürgermeister im Pariser Rathaus verurteilt worden war, versagte Fillon in seiner fünfminütigen Rede die Unterstützung. Er kritisierte aber auch den sozialliberalen Macron, zu dem viele seiner Anhänger nun überlaufen dürften, für seine Unerfahrenheit.