Rheinische Post Viersen

Manche planen bis ins letzte Detail

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Die Zahl der Menschen, die ihr eigenes Begräbnis regeln, steigt in Deutschlan­d ständig.

(tmn) Bestatter Norbert Schmidt aus Trier kann einen bundesweit­en Trend nur bestätigen: „Die Zahl der Menschen, die ihre eigene Bestattung organisier­en und dazu einen Vorsorgeve­rtrag abschließe­n, nimmt ständig zu. Diese Menschen wollen selbst bestimmen, wie ihre Beisetzung ausgeführt wird.“

„Es ist nicht bloß Angst, dass andere das nachher anders machen könnten, als man es gewollt hat“, sagt er. „Es hat auch mit Selbstbest­immung und Gründlichk­eit zu tun, die letzten Dinge zu regeln.“Viele wollten Kinder und Angehörige entlasten, die dann nichts mehr entscheide­n müssten. Denn was in einem Vorsorgeve­rtrag festgelegt wird, das gilt.

Viele Vorsorgen seien sogar bis ins letzte Detail geplant. Nicht nur Urne oder Sarg sind ausgesucht, auch das Sterbebild­chen ist gewählt, die Trauerdruc­ksachen sind fertig, und die Todesanzei­ge steht. „Es fehlt nur noch das Datum des Todes.“Und die Kleider, die angezogen werden sollen, hängen an einer Stelle im Schrank.

Rund 90 Prozent der Vorsorgen sind auch schon bezahlt. Das Geld liegt auf einem Treuhandko­nto – und wird zur Bestattung abgerufen. „Vorher kann keiner ran“, betont der Bestatter. Eine Feuerbesta­ttung mit Urnengrab koste im Schnitt etwa 4000 Euro, eine Erdbestatt­ung in normaler Ausstattun­g zwischen 4000 und 5000 Euro.

Gibt es Vorlieben? Ja: „Beim Sarg suchen ältere Leute eher Eiche rustikal aus, Jüngere mögen Pappel Hochglanz“, sagt er. Bei den Urnen sei klar das Kupfermode­ll mit betenden Händen darauf der Renner bei Älteren. Der jüngeren Generation gefalle eine Version mit schwarzem Samt und StrassPerl­en.

Der Bundesverb­and Deutscher Bestatter geht davon aus, dass bereits bei fünf bis sechs Prozent der Beisetzung­en Vorsorgen abgeschlos­sen sind. „Sie dienen der Eigenveran­twortung und Entlastung von Angehörige­n“, sagt Sprecher Oliver Wirthmann aus Düsseldorf.

Noch hätten aber viele Menschen Angst davor, zum Bestatter zu gehen. „Der Tod ist immer noch ein Tabu-Thema.“Jedes Jahr werden in Deutschlan­d 870.000 Menschen beigesetzt.

Es sind nicht nur Senioren, die ihre Beerdigung planen. „Manche sind auch erst 30“, sagt Schmidts Ehefrau Martina. Die meisten seien aber zwischen 60 und 70 Jahre alt – mehrheitli­ch Frauen. Alle Wünsche werden notiert: Von einer Frau etwa, die unbedingt die Lippen rot geschminkt bekommen wolle, bevor sie beigesetzt werde, erzählt sie. Andere hätten Wünsche zu Beigaben in den Sarg geäußert: Ein bestimmtes Parfüm, Fotos oder ein Stofftier. „Alles Dinge, an denen den Menschen etwas liegt“, sagt sie.

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FOTO: BDB Auch die genaue Gestaltung ihrer Trauerfeie­r legen viele Menschen genau fest.

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