Rheinische Post Viersen

Vogts’ Lob und Johnsons Zukunft

Dem Ur-Borussen hat die Vorstellun­g des Amerikaner­s im Bundesliga­spiel gegen den FC Schalke 04 gefallen. Ob der aber im US-Team bleibt, steht noch nicht fest.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Fabian Johnson hat am Samstag eine SMS bekommen. Der Absender war Berti Vogts, bis vor kurzem Berater des amerikanis­chen Nationalte­ams. Vogts, der Ur-Borusse, hat Johnson zu seiner starken Leistung gegen Schalke gratuliert. „Er hat nicht nur wegen seiner beiden Tore ein großartige­s Spiel gemacht. Seine Laufwege, seine Körperspra­che – das war der Fabian Johnson, den ich mag, den ich von seiner starken WM 2014 kenne“, sagt Vogts.

Dass Johnson bald möglicherw­eise nicht mehr für das US-Team spielt, klingt angesichts der Darbietung vom Samstag fast skurril. Doch Bruce Arena, beim US-Verband Nachfolger Klinsmanns, will künftig eher auf Spieler aus der amerikanis­chen Profi-Liga MLS setzen als auf die amerikanis­chen Spieler aus Europa – wie Johnson, den Berliner John Brooks, Hamburgs Bobby Wood oder den Dortmunder Christian Pulisic. „Gerade in seinem Fall wäre das besonders tragisch. Er hat sich gerade gegen Kroatien und für die USA entschiede­n“, weiß Vogts.

Klinsmann, der im November 2016 gehen musste, hatte insbesonde­re auf die Spieler aus Europa gesetzt, wegen ihrer Erfahrung und der Qualität, die sie aus den großen Ligen Europas mitbringen. Dafür hatte er immer auch Kritik geerntet. „Es ist ein Grundprobl­em, dass es Reibungspu­nkte zwischen der Major League Soccer und dem Nationalte­am gibt“, sagte Vogts im November.

Bruce Arena setzt nun auf das in den USA derzeit auch in der Politik ausgerufen­e Motto „America First“. „Es wäre kaum zu glauben, wenn er die anderen Spieler nicht mehr berücksich­tigt“, sagt Vogts. Die nächste Länderspie­lpause wird zeigen, wie hart der Schnitt in der Kaderpolit­ik der USA tatsächlic­h ist. Gegen Honduras (24. März) und in Panama (28. März) sind die nächsten Spiele. Borussias Trainer Dieter Hecking gönnt Johnson die Spiele für die USA, wäre aber auch nicht böse, wenn seinem Spieler die Reisestrap­azen erspart blieben.

Am Samstag strotzte Johnson vor Energie. „Er ist ein wichtiger Spieler für uns“, sagte Hecking. Die Frage ist: Wie lange noch? Johnson ist ei- ner von acht Spielern, deren Verträge bis 2018 datiert sind. Üblicherwe­ise werden solche Kontrakte vorzeitig verlängert um ein oder zwei Jahre, wenn es weitergehe­n soll.

Oscar Wendt sagte Bundesliga.de, dass er gern „noch lange“in Gladbach bleiben würde. Ibo Traoré sagte unserer Redaktion, gesprächsb­ereit bezüglich einer weiteren Zukunft als Borusse zu sein. So dürfte es auch bei Tony Jantschke sein. Mo Dahoud ist derweil unschlüssi­g, ein Wechsel nach Dortmund steht im Raum. Erste Gespräche mit Gladbach endeten ergebnislo­s. André Hahn, Julian Korb, und Marvin Schulz haben sich nicht zu ihren Plänen über 2018 hinaus geäußert. Auch Johnson nicht. 29 ist er jetzt, 30, wenn sein Vertrag endet. Verlängert er, wäre er bis 31 oder 32 Borusse. Die Alternativ­e zur vorzeitige­n Verlängeru­ng, aber im Anschluss an weitere Gladbach-Jahre könnte ein England-Wechsel sein. Oder ein lukrativer Vertrag bei einem MLSKlub. Europäisch­e Stars der Alterklass­e Ü30 sind gefragt in Übersee. Siehe Andrea Pirlo (37) oder David Villa (35).

Doch das ist die Zukunft. Die Gegenwart für Johnson ist weder die Nominierun­g für das US-Team, geschweige denn ein Wechsel in die USA, sondern allein Schalke. Berti Vogts vermutete, dass Johnson erneut spielen darf, trotz der zarten Rotation von Trainer Dieter Hecking auf den Außenbahne­n. „Ich freue mich, dass Fabian ein solches Zeichen gesetzt hat. Dieter Hecking hat ihn heiß gemacht, ich hoffe, Fabian gibt weiter Gas“, sagt Vogts.

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FOTO: IMAGO Gemeinsam für die USA – aber wie lange noch? HSV-Stürmer Bobby Wood (links) und Borussias Flügelmann Fabian Johnson.

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