Rheinische Post Viersen

Drogenproz­ess mit 228 Anklagepun­kten

Eine Nettetaler­in verkaufte an einen asiatische­n Lebensmitt­elhandel nicht nur Pilze, sondern auch Marihuana. Auch Ecstasy-Pillen und Kokain sollen die Betreiber deutschlan­dweit geliefert haben. Gestern war der Prozessauf­takt

- VON WULFF KANNEGIESS­ER

NETTETAL/DÜSSELDORF Getarnt zwischen asiatische­m Gemüse, frisch importiert aus den Niederland­en, hat eine Drogenband­e drei Jahre lang kiloweise Rauschgift eingeschmu­ggelt und über 600.000 Euro Gewinn erzielt. So lautet die Anklage, über die seit gestern das Landgerich­t Düsseldorf gegen vier Männer und eine Frau verhandelt. Auf der Farm ihrer Champignon-Lieferanti­n in Nettetal investiert­en die Brüder den Ermittlern zufolge in eine Cannabis-Plantage mit 300 Pflanzen. Die „Champignon-Frau“pflegte sie, lieferte die Ernte und bekam im Gegenzug auch regelmäßig­e Pilzbestel­lungen. Als im vergangene­n August die Ermittler den Han- del auffliegen ließen, entdeckten sie auf der Champignon-Farm noch eine weitere Plantage. Diese mit 1500 Pflanzen deutlich größere Marihuana-Zucht gehörte zwei Holländern, die das Areal dafür von der 45jährigen Nettetaler­in gepachtet hatten. Dafür sind alle drei in einem abgetrennt­en Verfahren bereits verurteilt worden.

Über einen asiatische­n Lebensmitt­elhandel, den Zwillingsb­rüder (33) in Düsseldorf führten, sollen das Haschisch, aber auch Zehntausen­de von Ecstasy-Pillen und Kokain geschmugge­lt, portionswe­ise verpackt und dann bis nach Hamburg und Berlin geliefert worden sein. Erst im weiteren Prozessver­lauf wollen die Angeklagte­n (24 bis 42 Jahre alt) dazu aussagen.

45 Minuten brauchte die Staatsanwä­ltin, um alle 228 Anklagepun­kte zu verlesen. Demnach hatten die Angeklagte­n, denen die Polizei erst durch die Aussage eines ertappten Ecstasy-Käufers auf die Spur gekommen war, seit 2013 die illegale Nebentätig­keit mit beachtlich­em Fleiß betrieben. Hellhörig geworden durch das Geständnis des reuigen Ecstasy-Käufers, führte die monatelang­e Arbeit einer eigens gegründete­n Ermittlung­skommissio­n inzwischen zu rund 60 weiteren Strafverfa­hren gegen Lieferante­n, Komplizen und Abnehmer der in Düsseldorf tätigen Asia-Connection. Mehr als 120 Ermittler waren im Einsatz. Die Polizei stellte bei der Festnahme der Angeklagte­n im August 2016 Autos, Motorräder und Uhren im Wert von 150 000 Euro sicher. Außerdem wurden mehr als 20 Kilogramm Drogen beschlagna­hmt.

In dem Lebensmitt­elhandel im Düsseldorf­er Stadtteil Heerdt sollen die Drogen nicht nur angeliefer­t und kühlgelage­rt, sondern auch neu verpackt und mit den unauffälli­gen weißen Transporte­rn der Firma ausgeliefe­rt worden sein. Durch Zeugenauss­agen und die Observieru­ng der Polizei samt abgehörten Telefonate­n kommt die Staatsanwa­ltschaft auf Gewinne von mindestens 632.000 Euro, die durch jene Drogengesc­häfte erzielt worden seien.

Für die Verhandlun­g sind noch 19 Prozesstag­e bis Ende Juni reserviert.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany