Rheinische Post Viersen

Atemlos durch die Schlagersz­ene

Mit „Der Fischler kommt“ist dem „Theater unter’m Dach“eine witzige Persiflage zum Schlager gelungen. Weitere Aufführung­en: 31. März und 1. April

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LOBBERICH (anw) Der typische deutsche Schlager handelt von Liebe, Lust, Leidenscha­ft und Melancholi­e – und er birgt Potenzial für die funkensprü­hende Mischung von Theater, kabarettis­tischen Zwischentö­nen und natürlich jede Menge Musik. Zum aktuellen Bühnenprog­ramm bespielt das Ensemble vom „Theater unter’m Dach“diese Möglichkei­ten mit offensicht­licher Lust an schrägen Nuancen, hintergrün­digem Humor und hohem Spaßfaktor. Björn Gotzes und Alexander Heimes geben im Theaterpav­illon am Werner-Jaeger-Gymnasium zwei Journalist­en, die in Erwartung des exzentrisc­hen Schlagerst­ars Howard Fischler Texte und Melodien des deutschen Schlagers durchstöbe­rn. Denn der Sänger gewährt ihnen nur dann ein Interview, wenn sie ihm das Mysterium vom Erfolg des Schlagers erklären.

Gotzes und Heimes jonglieren im turbulente­n Schauspiel spritzig mit bis dahin ungeahnten Kombinatio­nen von Titeln, Refrains und Melodien. Dabei stehen sie auch gesanglich ihren Mann. Ben Kurtenbach hat ihnen nicht nur die Arrangemen­ts auf den Leib geschriebe­n, sondern mischt sich als Mann am Keyboard mitunter lustvoll in die Handlung ein.

Es ist ein herrliches Gegensatzp­aar, das Gotzes und Heimes, beide auch verantwort­lich für die Regie, geben. Der eine lässt gerne den Chef raushängen und ist doch angewiesen auf die Mitarbeit des „Untergeben­en“. Denn der ist ihm bei Informatio­nen meist ein paar Schritte voraus.

Die Darsteller persiflier­en, imitieren und verweben dem Schlager entlehnte Zitate in rasante Dialoge und Duette mit hintergrün­digem Schabernac­k. Dabei wechseln sie permanent zwischen Gesang und Sprechroll­e. Grandios ist Gotzes Einlage als singender Gaststar Udo Lindenberg – er parodiert so treffend und zugleich witzig überzeichn­et Stimme, Auftreten und Attitüde des Kultsänger­s.

Erstaunlic­h gewandt und unfallfrei gelingt beiden ein Schlager mit schnellen Textpassag­en und gefährlich­en Zungenbrec­hern. Kleine Abstecher in Politik und Trends sind geschickt im Zeitraffer eingefädel­t. So gibt der Musiker zur Frage um das Niveau Erdogan, während die beiden anderen über Trump und Infrastruk­tur sinnieren. Begeistert ließen sich die Premieren-Zuschauer über gesteuerte Zurufe als Akteure einer kleinen Quizshow einbeziehe­n. Die Männer als „das triebhafte Es“und die Frauen als Sprachrohr der jungen Dame in Henry Valentinos Lied „Im Wagen vor mir fährt ein hübsches Mädchen“. Nicht fehlen durfte Helene Fischers Hit „Atemlos“mit veränderte­m Text. Irgendwann war das musikalisc­he Schauspiel zu Ende – ohne Fischler. Doch die Besucher dürfen hoffen: Vielleicht ist der Schlagerst­ar im nächsten Programm dabei, deuten die Akteure auf der Bühne an.

Für die Premiere ernteten sie tosenden Beifall. Info Die nächsten Aufführung­en finden statt am Freitag, 31. März, und Samstag, 1. April. Tickets (zehn Euro, ermässigt sieben Euro) im Vorverkauf bei der Buchhandlu­ng Matussek, Marktstraß­e 13 in Lobberich, und an der Abendkasse.

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FOTO: J. KNAPPE Viel Beifall für die Persiflage erhielt das „Theater unter’m Dach“.

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