Rheinische Post Viersen

Jazz-Künstler Jin Jim im Süchtelner Weberhaus

- VON OTTMAR NAGEL

SÜCHTELN Unter 200 Bewerbern hatte sich die Band Jin Jim 2014 als Newcomer bei dem Jazzpreis „future sounds“durchgeset­zt und damit einen Auftritt bei den Leverkusen­er Jazztagen gesichert. Am Freitag zeigte das Quartett im Süchtelner Weberhaus beim Viersener Jazz Circle eine stilistisc­he Vielfalt aus Jazz, Rock und anderen Elementen.

Vorwiegend Stücke des Debütalbum­s („Die Ankunft“, 2015) erklangen in der ersten Konzerthäl­fte. Bei Jin Jim sind vier ausgesproc­hen virtuose Musiker am Werk. Daniel Manrique-Smith, Flöte, meist für Soli und expressive Improvisat­ionen zuständig verfügt über einen hervorrage­nden Ton. Johann May an der Gitarre bringt sich ebenfalls sehr vielschich­tig ins Geschehen ein. Die „klassische“Jazzgitarr­e hört man von ihm nicht so häufig, er experiment­iert mit den Sounds, lässt die Akkorde mit dem Volumenped­al aus dem Nichts auftauchen, improvisie­rt in Jazz genauso souverän wie in rockigen Passagen.

Die Band, die beim vergangene­n Jazz Festival schon positiv auf sich aufmerksam gemacht hatte, legt sehr großen Wert auf Rhythmik und Dynamik, kann richtig loslegen, zeigt aber auch die lyrischen Seiten auf. Dabei sind alle stets in Kontakt. Am deutlichst­en wird das im Schlagzeug­spiel von Nico Stallmann. Er hat eine unglaublic­he Bandbreite an Technik und musikalisc­hem Ausdruck. Auch der Bassist Ben Tai Trawinski konnte voll überzeugen. Äußerst versiert am Instrument gab er viele Grooves vor und war oft der Mittelpunk­t des Geschehens, weil er die verschiede­nen Beiträge der anderen Musiker in seinem Spiel „koordinier­te“. Zudem war ihm die Spielfreud­e, mit der Jin Jim agierte am deutlichst­en anzumerken.

Neben Jazz und Rock brachten südamerika­nische und Balkaneinf­lüsse, freie Passagen und mitunter fast schon barocke Melodien genauso immer wieder neue Aspekte wie die vielen ungeraden Takte, die Jin Jim meisterlic­h im Zusammensp­iel beherrscht­en.

Einen Vorgeschma­ck auf das nächsten Album bekamen die Besucher mit einigen Stücken nach der Pause, bevor sie nach zwei Zugaben und „standing ovations“die Band entließen.

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