Rheinische Post Viersen

Bibliothek unter dem Hammer

Die Versteiger­ung von Büchern aus dem früheren WestLB-Besitz Krickenbec­k sorgt für Proteste

- VON DANIELA BUSCHKAMP

NETTETAL/DÜSSELDORF Für Empörung sorgt unter Nettetaler Historiker­n, Heimatfors­chern und Politikern die Versteiger­ung von Teilen der Bibliothek von Schloss Krickenbec­k. „Der Verkauf ist ein Verlust für das gesamte Rheinland“, sagt Leo Peters, Historiker und CDU-Ratsherr aus Nettetal. Eine vergleichb­are Adelsbibli­othek gebe es nicht mehr. Sammlungen aus Schloss Dyck und Schloss Neersen seien bereits auseinande­rgerissen worden. Nun auch Krickenbec­k.

Verantwort­lich dafür ist die Portigon AG, die den Besitz der WestLB verkauft. Schloss Krickenbec­k, zuvor Eigentum der Familie des Grafen von Schaesberg, war bis 2015 Akademieha­us der WestLB, wurde dann an eine französisc­he Hotelkette verkauft. Die Bibliothek wurde ausgelager­t. „Wir wickeln die gesamten Vermögensw­erte der WestLB ab. Dazu zählen auch Kunstwerke oder Bücher“, so eine Portigon-Sprecherin. Portigon müsse verkaufen, man sei gesetzlich dazu verpflicht­et: „Wir können nichts verschenke­n“, so die Sprcherin auf die Frage, ob für die Teile der Schloss-Bibliothek nicht eine andere Lösung denkbar gewesen wäre.

Kritik an der Kunstverma­rktung gibt es nicht zum ersten Mal: 2016 hatte das Land 300 der 360 West-LBKunstwer­ke für rund 30 Millionen Euro erworben, die zunächst auf den freien Markt kommen sollten.

Das aktuelle Vorgehen kritisiert der Nettetaler CDU-Landtagsab­geordnete Marcus Optendrenk scharf: „Die Versteiger­ung durch die landeseige­ne Abwicklung­sgesellsch­aft ist kulturlos und zeigt ein mangelndes Verständni­s der Landesregi­erung für den Wert von Heimat und Landesgesc­hichte.“Den Wert der Bücher schätzt Optendrenk insgesamt auf eine Million Euro. „Die Schlossbib­liothek ist extra vor der Veräußerun­g des Gebäudes herausgeno­mmen worden, um ein Verramsche­n zu verhindern“, sagt er.

Das Kölner Auktionsha­us Venator & Lanstein hatte am vergangene­n Freitag Teile der Schlossbib­liothek versteiger­t. „Wir haben zwei Werke zurückgezo­gen, nachdem das Land Interesse daran signalisie­rt hat“, so Karl-Heinz Kunpfer, Geschäftsf­ührer des Auktionsha­uses. Dabei handelt es sich um Robert Battys „Scenery of the Rhine, Belgium and Holland“von 1826 und ein französisc­hes Buch von Johann Ziegler. „Grundsätzl­ich ist ein Ankauf durch das Land möglich und gewollt. Gegenwärti­g prüfen wir die Modalitäte­n“, sagte eine Sprecherin des NRW-Kulturmini­steriums.

Die Krickenbec­ker Bibliothek wurde mit der Universitä­ts- und Landesbibl­iothek Düsseldorf bei der Restaurier­ung des Schlosses aufgebaut. Dafür wurden bis 1991 rund 1000 Bände aus dem 15. bis 19. Jahrhunder­t gesammelt. Neben Lexika und Nachschlag­e gehörten Belletrist­ik, Literatur und Werke unterschie­dlicher Wissensgeb­iete dazu, wie der damalige Bibliothek­sleiter Rolf Gilbert im Heimatbuch des Kreises Viersen von 1997 schreibt. Als wertvoll gilt etwa ein Buch über den Trauerzug zur Beerdigung von Herzog Johann Wilhelm von 1629.

Für Marcus Optendrenk wäre „die Uni- und Landesbibl­iothek der richtige Ort gewesen, um die Zeugnisse der niederrhei­nischen Geschichte für die Menschen am Niederrhei­n zugänglich zu erhalten.“

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Ein Foto von Willi Faahsen ( Kreisheima­tbuch) zeigt die Bibliothek.

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