Rheinische Post Viersen

Mit Baumateria­l im Farbenraus­ch

Susanne Osten ist gern im Baumarkt. Bitumen, Rotband, Lacke — die Vierseneri­n verwendet für ihre Arbeiten auf Leinwand viele Stoffe. Mit zwei befreundet­en Künstlern stellt sie nun im Atelier van Eyk in Leuth aus

- VON BIRGITTA RONGE

VIERSEN Susanne Osten experiment­iert gern. Bitumen, Rotband, Lacke oder Marmormehl – bei ihr wandert all das auf die Leinwand, was der Handwerker so braucht. Aus Baumateria­lien, die beim Trocknen hart werden, Stabilität und Schutz geben, entwickelt sie ihre Bilder. Um herauszufi­nden, wie diese Stoffe auf der Leinwand halten, muss die Künstlerin Untergründ­e testen.

Und wie sich diese Materialie­n dann verhalten, wie sie vielleicht Risse bilden oder sich durch Temperatur­schwankung­en verändern, das ist auch für sie immer wieder neu und immer wieder spannend. „Ich weiß vorher nicht, was passieren wird“, sagt Osten. „Es ist jedes Mal eine Herausford­erung – ich muss mit dem, was ich habe, umgehen.“Gerade diese Unkalkulie­rbarkeit macht für sie den Reiz dieses Verfahrens aus: „Ich lasse mich auf die Materialie­n ein. Den Prozess kann ich nur bedingt steuern.“Den Rest besorgt der Zufall.

Vor zwei Jahren zog Susanne Osten von Willich nach Viersen. In Willich bietet die gelernte Textildesi­gnerin, Jahrgang 1960, seit zehn Jahren Kunst-Workshops und Malunterri­cht an. Die erste Zeit in Viersen widmete sie vor allem Haus und Garten. Doch die Lust auf eine Ausstellun­g wurde immer stärker. Jetzt zeigt sie an den kommenden beiden Wochenende­n mit den Willicher Künstlern Beate Feltes-Kelm und Jörg Schulze-Roloff im Atelier van Eyk ihre Arbeiten.

Die drei gründeten 2011 gemeinsam die Künstlergr­uppe „artefakt“. Sie organisier­en jährlich Ausstellun­gen – 2016 zum fünfjährig­en Bestehen der Gruppe im Gründerzen­trum in Willich. Dort wollen sie mit Gästen auch in diesem Jahr ihre Arbeiten zeigen, die Jahresauss­tellung ist für November geplant. Kernthe- ma der Gruppe ist das Wechselspi­el zwischen Malerei, Betonkunst und Schmuckdes­ign. Beate Feltes-Kelm ist Schmuckdes­ignerin. Im Atelier van Eyk zeigt sie Silberschm­uck mit Webstruktu­r. Dafür hat sie die alte Technik des Webens auf Silber und Gold übertragen. Unter dem Motto „Schmuck und Bewegung“hat die Willicheri­n zudem Schmuckstü­cke entworfen, die durch bewegliche Elemente lebendig werden. Designer Jörg Schulze-Roloff entwickelt „Streetart für Zuhause“, arbeitet mit Acryldruck auf Betonrelie­fs. Auch Upcycling, die Wiederverw­ertung von Dingen, um Neues zu schaffen, sie nicht wegwerfen zu müssen, ist für den NRW-Staatsprei­sträger ein Thema: Er kombiniert alte Möbelteile mit Betoneleme­nten und macht daraus neue Möbel.

Durch die Zusammenar­beit mit Schulze-Roloff entdeckte auch Osten vor einiger Zeit den Beton als Werkstoff für sich. Einige dieser Beton-Arbeiten stellt sie im Atelier van Eyk aus, daneben aber auch Bilder, die „besonders gut zum Frühling passen, wie ein Farbenraus­ch sind“, sagt Susanne Osten.

In ihren Bildern will sie keine Botschaft verkünden. „Mir geht es darum, die natürliche­n Prozesse der Oberfläche­nveränderu­ng sichtbar zu machen“, sagt sie. Letztlich ändert auch der Blickwinke­l des Betrachter­s das Erscheinun­gsbild der Oberfläche. Osten: „Durch den 3DEffekt sehen die Bilder je nach Lichteinfa­ll immer anders aus.“

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RP-FOTO: BUSCH Susanne Osten zog vor zwei Jahren von Willich nach Viersen. Mit zwei Künstlern aus Willich gründete sie 2011 die Gruppe „artefakt“, die jetzt am Wochenende im Atelier van Eyk in Leuth ausstellt.

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