Funkel will den Heimfluch besiegen
Zweitligist Fortuna Düsseldorf wartet seit 160 Tagen auf einen Sieg im eigenen Stadion. Heute kommt 1860 München.
DÜSSELDORF Am 21. Oktober war Barack Obama noch US-Präsident und Hillary Clinton die große Favoritin auf seine Nachfolge. In der Fußball-Bundesliga lag Darmstadt 98 mit Trainer Norbert Meier auf Platz 13, mit sechs Punkten Vorsprung auf die direkten Abstiegsplätze. „Human“stand recht frisch an der Spitze der deutschen SingleCharts – und Zweitligist Fortuna Düsseldorf gewann sein Heimspiel gegen Arminia Bielefeld 4:0.
Heute, 160 Tage später, muss die Welt mit Donald Trump leben, Darmstadt ist abgeschlagener Letzter, Meier schon seit fast einem Vierteljahr Trainer in Kaiserslautern, und von „Human“redet niemand mehr, weil Ed Sheeran gleich mit drei Hits seit Januar die deutschen Charts dominiert. Fortuna kickt am kommenden Dienstag tatsächlich schon wieder gegen Bielefeld, das Rückspiel auf der „Alm“– nur hat sie seit jenem 21. Oktober kein Heimspiel mehr gewonnen.
Bei einer solch desaströsen Bilanz sollte man davon ausgehen können, dass die Düsseldorfer einen ähnlichen Absturz wie die Darmstädter eine Etage höher hingelegt hätten. Doch weit gefehlt: Vor 160 Tagen war die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel Tabellensiebter der Zweiten Liga, aktuell ist sie Achter. Diese stabile Lage im vorderen Mittelfeld hat sie ihrer Stärke auf fremden Plätzen zu verdanken, die sie auf Rang vier der Auswärtstabelle geführt hat. Daheim dagegen steht Fortuna auf dem drittletzten Platz, und das unterstreicht die Bedeutung der heutigen Partie gegen den TSV 1860 München (18.30 Uhr, Arena).
„Wir möchten unbedingt auch im eigenen Stadion mal wieder gewinnen“, betont Kapitän Oliver Fink. „Wir wissen selbst nicht genau, warum es auswärts bislang so viel besser läuft.“Sein Trainer hat dazu eine Idee. „In unserer Arena wollen die Jungs es oft besonders gut machen“, erklärt Funkel. „Das führt dann mitunter dazu, dass sie zu ungestüm agieren, die taktische Disziplin vergessen und nicht mehr so kompakt auftreten, wie wir das in Auswärtsspielen tun.“Besonders vor Augen steht ihm dabei eine Szene, die sich im vergangenen Heimspiel gegen Braunschweig ereignete: „Da sind wir nach 19 Sekunden Spielzeit mit acht Mann nach vorn gestürmt, während drei Braunschweiger in unserer Hälfte standen.“
Dass Fortuna am Ende 1:2 verlor, lag freilich nicht nur an solcher Pflichtvergessenheit, sondern auch an einer gehörigen Portion Pech: Das Schiedsrichtergespann verwei- gerte einem regulären Treffer von Ihlas Bebou die Anerkennung, der das 2:0 und vermutlich die Vorentscheidung bedeutet hätte.
Heute will Fortuna das Glück erzwingen, und Bebou dient dabei ebenso als gutes Omen wie sein Sturmkollege Rouwen Hennings. Der togolesische Nationalspieler erzielte in den vergangenen drei Duellen mit den Münchnern jeweils einen Treffer, Hennings gewann acht seiner zehn Zweitligaspiele gegen die „Löwen“, traf dabei siebenmal.
Trotz dieser beiden Hasenpfoten in seinem Kader klingt Funkel eher skeptisch und warnt vor dem Lieblingsspielzeug des exzentrischen jordanischen Milliardärs Hasan Ismaik. „1860 hat sich in der Winterpause zum ersten Mal seit zehn Jahren richtig gut verstärkt“, sagt er – und muss es wissen, trainierte er doch 2013/14 selbst die Weiß-Blauen. „Vitor Pereira ist ein ausgezeichneter Trainer, der schon in wenigen Wochen eine aggressive und laufstarke Mannschaft geformt hat. Wir müssen höllisch aufpassen.“
Doch damit noch nicht genug des Funkel’schen Lobes. „Im Sommer“, so der 63-Jährige, „verstärken sie das Team noch einmal. Dann ist 1860 nächste Saison der erste Aufstiegskandidat.“So etwas nennt man Vorschusslorbeeren.