Drama um Schuld und Sühne
Im zweiten Thriller um Kommissar Laim geht es um eine vermeintliche jüdische Extremistengruppe.
MÜNCHEN (dpa) Gibt es jüdischen Extremismus in Deutschland? Ein Förderer jüdischer Kunst hängt am Seil unter einer Brücke, auf dem Bauch in blutroter Farbe das Wort „Vergeltung“– in Hebräisch. Er war schon tot, als der Strick um seinen Hals gebunden wurde.
Dann tauchen gleich mehrere Erpresserbriefe auf. Die Empfänger sollen Zehntausende Euro zahlen, damit die Nazi-Vergangenheit ihrer Angehörigen geheim bleibt. Unweigerlich müssen sich der Münchner Kommissar Lukas Laim (Max Simonischek) und seine Kollegen der brisanten Frage stellen, ob hier jüdische Extremisten am Werk sind. „Laim und die Zeichen des Todes“konfrontiert die Zuschauer mit Fragen nach Schuld und Sühne, insbesondere im Bezug auf das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte – aber auch mit einem phasenweise etwas weit hergeholt wirkenden Verlauf.
Die Erpressergruppe „Schilem“argumentiert: „Wir, die Juden von heute, fordern Vergeltung für die Juden von damals.“Sie bezieht sich auf Deutsche, die im Zweiten Weltkrieg Profit machen konnten. Mit den Lastern der Vergangenheit konfrontiert sie Ehefrauen, Enkel und die Verantwortlichen selbst. Auch eine jüdische Galeristin gerät in Bedrängnis, weil der Förderer ihrer neuen Ausstellung große Teile seines Vermögens unter den Nationalsozialisten erwirtschaftet hatte. „An dem Geld klebt das Blut unserer Vorfahren“, ist einer der Vorwürfe.
Unter den Erpressten ist auch Laims Mutter. Seine neue Kollegin, Kommissarin Johanna Fischer (Lavinia Wilson), wiederum ist Jüdin. Beide sind also unmittelbar von dem Fall betroffen – was die Zwei aber erst einmal nicht vom Ermitteln abhält. Mit Erlaubnis von oben.
Mit teils blaustichigen Bildern verstärken Regisseur Michael Schneider und Kameramann An- dreas Zickgraf die bedrückende Stimmung. Sicherlich reißt der Film wichtige Fragen an: Was macht die deutsche Nazi-Geschichte mit uns, Generationen später? Wie wirkt das in uns fort? Wie reagiert unsere Justiz auf vergangenes Unrecht? Da ist es fast schade, dass der Grund für die Morde im Film am Ende eher profaner Natur ist. „Laim und die Zeichen des Todes“, ZDF, 20.15 Uhr