Rote Marisa und gelbe Knorpelkirsche
Die Obstwiesenfreunde erzählen Gästen der Heimatstube Waldniel von alten und neuen Sorten
SCHWALMTAL Ein kombiniertes Angebot erhielten die Besucher der Heimatstube in Waldniel. Hier waren die Obstwiesenfreunde zu Gast, die über ihre Arbeit informierten und die Fragen der Besucher beantworteten. Anschließend erfuhren die Gäste bei einem Rundgang in der Heimatstube, dass es bereits 1914 in Waldniel einen Gartenbauverein gab.
„Muss der Apfelbaum jedes Jahr geschnitten werden?“, „Welche Apfelsorte eignet sich am besten für Kompott?“und „Wie lange kann man die Früchte lagern?“, wollten die Besucher wissen. Paul Derix, Gründer der Obstwiesenfreunde, gab gerne Auskunft. „Boskoop kann man drei bis vier Monate lagern“, so Derix. Demnächst soll es eine Aufstellung über die Erntereife der unterschiedlichen Obstsorten geben. „Wir haben das Phänomen, dass die Leute zu früh das Obst pflücken. Dann schmeckt es natürlich noch nicht.“Zusammen mit der Gemeinde soll nun ein Flyer erstellt werden. Dort wird dann zu lesen sein, auf welchen Flächen welches Obst wann reif ist und gepflückt werden kann. Das Obst steht allen Schwalmtalern zur Verfügung, etwas Geduld sollte man dennoch haben und die Früchte reifen lassen, bevor sie geerntet werden.
„Wenn Sie denken, die Mispeln sind schlecht, dann sind sie richtig“, schmunzelt Paul Derix und ein Gast erwidert lachend: „Die müssen faul werden.“Obstwiesenfreund Derix empfiehlt: „Die Vereinsdechant- Birne kann man beispielsweise so nicht essen, sie sollte gelagert und gekocht werden.“Pflaumen, Kirschen, Mispeln, Esskastanien, Walnüsse, Quitten und nun auch Pfirsiche wurden gepflanzt. „Jetzt versuchen wir es auch mit Aprikosen. Das ist schwierig, aber die stehen geschützt hinter einer Hecke“, so Derix, der in dem Zusammenhang auf den Klimawandel hinweist. „Es wird einfach immer wärmer, das ist nicht von der Hand zu weisen.“
Gerd Bongartz ist bei den Obstwiesenfreunden der Spezialist für das Veredeln. Er beschreibt die neue Apfelsorte „Marisa“, die er nun veredelt hat. „Das ist der erste durch und durch rote Apfel. Er blüht rot statt rosa.“Derix ergänzt: „Gerd Bongartz setzt Ihnen auch vier verschiedene Sorten auf einen Baum.“ Eine Empfehlung haben die Obstwiesenfreunde noch: Wer einen Kirschbaum ohne Würmer haben möchte, sollte sich für die Gelbe Knorpelkirsche entscheiden. „Diese Kirschen haben den Vorteil, dass die Kirschfruchtfliege sie nicht als Kirsche erkennt, weil sie nicht rot ist. Und sie werden auch nicht so schnell von den Amseln geholt.“
Die Besucher konnten sich nach der Präsentation der Obstwiesenfreunde mit Obststreusel stärken und erfuhren von Klaus Müller, welche Schätze die Heimatstube birgt. Unter anderem befindet sich hier das Gründungsprotokoll des Waldnieler Gartenbauvereins von 1914. Im Ort hat es also schon vor 100 Jahren Menschen gegeben, die sich hobbymäßig um den Anbau von Obst und Gemüse kümmerten.