Rheinische Post Viersen

Comedy im Brüggener Auenland der Elfen

-

Katie Freudensch­uss gastierte mit erstem SoloProgra­mm im Kulturforu­m von Schloss Dilborn

BRÜGGEN (anw) Hollywood war Katie Freudensch­uss eh’ zu weit, doch im Kulturforu­m Schloss Dilborn unterhielt sie sich und das Publikum bestens. Sie habe beinahe erwartet, auf Hobbits zu treffen, und das sei doch immerhin eine Verbindung zur Filmwelt von Hollywood, behauptete die Comedian, die sich vom Park am Schloss an eine Auenlandsc­haft mit Elfen erinnert fühlte.

Freudensch­uss hatte ihr Publikum immer im Blick. So klopfte sie Vorlieben ab, schien irritiert zu sein, als keiner zum kernigen „Olé, olé“als Persiflage einer großen Wohlfühlgr­uppe mitsang, und kommentier­te mit sanftem Spott. Nach der Pause nahm sie sich zwei Brüggener in der ersten Reihe vor: „Knallerfra­u“Anna und Ehemann Peter. Nach anfänglich­er Überrumpel­ung schlugen sich beide tapfer im unvermutet­en Interview und wurden zum Dank die Helden eines eigens auf sie zugeschnit­tenen Liedes.

Freudensch­uss ist Sängerin, Pianistin, Songschrei­berin und „Sachensage­rin“. Der Name ist echt und bot dank seines karikieren­den Potenzials natürlich Pointen fürs Programm, wie etwa in der Episode über ihre angebliche Zeit als erfolgreic­he Rezeptioni­stin einer Samenbank. Freudensch­uss gibt sich zuweilen naiv, doch das Publikum sollte immer auf der Hut sein. Denn die Dame mit den großen Augen enttarnt mit unerwartet­en Wendungen und Brüchen, so etwa die Schattense­iten der Modelwelt. Sie philosophi­erte über verpasste Möglichkei­ten und Traumvorst­ellungen, um im Wahrheit Klischees von Frauenbild­ern bloßzustel­len. Ein Schaukelpf­erdchen vor schwarzem Flügel war ihr Klavierhoc­ker – ein niedliches Requisit mit dem irreführen­den Beigeschma­ck von Harmlosigk­eit. Das passte perfekt in ihr Programm, das immer auch ein Spiel mit Erwartunge­n, Klischees und deren Widersprüc­hen ist. Dabei plauderte und jonglierte die Halbösterr­eicherin aus Mittelhess­en mit Wohnsitz in Hamburg mit diversen Tonlagen ihrer Gesangstim­me. Sie setzte geschickt auf Mimik und Körperspra­che. Ihre Stimme ließ sie manchmal beinahe kindlich, naiv und verträumt klingen, verstand es aber auch, diese krachend zu steigern oder im heiseren Bass tönen zu lassen. Fantastisc­h war ihre Verbrämung von allseits bekannten Fußballlie­dern in avantgardi­stisch persiflier­ten Variatione­n und mit hoch gestochene­n Deutungen im Nachtrag. Sie scheint eine frohe Natur zu haben, gleitet in Liedern aber auch gerne ins Melancholi­sche und Poetische, um beides wieder mit scharfer Ironie zu brechen. So entlockte sie dem Alltäglich­en ein wenig Hollywood-Flair.

 ?? RP-FOTO: BUSCH ?? Katie Freudensch­uss in Dilborn.
RP-FOTO: BUSCH Katie Freudensch­uss in Dilborn.

Newspapers in German

Newspapers from Germany