Rheinische Post Viersen

Jungmetzge­r führt Familienbe­trieb weiter

Alexander Gotzen aus Schwalmtal ist gerade 19 Jahre alt und schon Metzgermei­ster. Nach der Ausbildung in Lobberich ist er jetzt bei den Eltern tätig. Irgendwann will er den Betrieb übernehmen, den seine Urgroßelte­rn 1929 aufbauten

- VON BIRGITTA RONGE

SCHWALMTAL Alexander Gotzen ist in einem Alter, in dem viele Jugendlich­e nicht wissen, was sie später einmal machen wollen. Der 19-Jährige hingegen weiß es ganz genau: Er will den Familienbe­trieb weiterführ­en, den seine Urgroßelte­rn aufbauten. An der Roermonder Straße, zwischen Schwalmtal und Niederkrüc­hten, richteten Hermann und Katharina Coenen 1929 eine kleine Metzgerei ein. Sie führten sie bis 1963, als Tochter Gertrud mit ihrem Ehemann Hans Gotzen übernahm. Statt Metzgerei bauten Gotzens auf dem Gelände einen Viehhandel und eine Lohnschlac­htung auf.

Im Jahr 2000 folgte die nächste Generation: Sohn Bernd (47) übernahm mit seiner Frau Heike (46) den Betrieb. Das Paar behielt Viehhandel und Schlachtun­g bei und öffnete auch wieder eine kleine Metzgerei, in der bis heute alle Produkte – bis auf eine Schinkenpl­ockwurst – aus eigener Herstellun­g stammen. Und nun steht die vierte Generation in den Startlöche­rn: Sohn Alexander hat die Meisterprü­fung abgelegt.

Alexander Gotzen besuchte die Europaschu­le in Waldniel. In der zehnten Klasse absolviert­e er ein Praktikum in der Metzgerei Kempkes in Lobberich, die einen Partyservi­ce betreibt. Ihm gefiel es dort, er absolviert­e bei Kempkes die Ausbildung zum Metzger. Danach besuchte er die bayerische Fleischers­chule in Landshut. In drei Monaten bekommen die angehenden Metzgermei­ster dort in Intensivku­rsen das Rüstzeug mit, dann können sie die Meisterprü­fung ablegen. Im Laden der Familie hängt nun sein Meisterbri­ef an der Wand – unter den Meisterbri­efen von Urgroßvate­r, Großvater und Vater.

Die Eltern Bernd und Heike Gotzen ließen den Sohn entscheide­n, was er beruflich machen wollte. „Wir haben immer gesagt, du musst das machen, womit du glücklich wirst“, sagt Heike Gotzen. Für Alexander Gotzen kam nur der Beruf des Metzgers in Frage: „Ich bin da reingebore­n“, sagt der junge Mann, „ich bin damit aufgewachs­en. Das möchte man später nicht missen.“Den eigenen Sohn ausbilden wollten die Eltern allerdings nicht: Auch Bernd Gotzen lernte nicht beim Vater, sondern auswärts. Das findet Heike Gotzen auch wichtig: „Erfahrunge­n außer Haus machen, als Fremde in einem Betrieb arbeiten.“

Alexander Gotzen legte seinen Schwerpunk­t in der Ausbildung auf den Bereich Partyservi­ce. Um nun im elterliche­n Betrieb mit 20 Kräften arbeiten zu können, muss Alexander Gotzen weiter lernen, zum Beispiel Buchhaltun­g und Vieheinkau­f. Dazu gehört auch die Schlachtun­g, die er in der Ausbildung nicht kennenlern­te. Denn viele Metzger schlachten heute nicht mehr selbst: Sie lassen schlachten – zum Beispiel bei Gotzens. Um einmal den Familienbe­trieb führen zu können, lernt Alexander Gotzen nun also, Rinder und Schweine zu schlachten.

Die regionale Produktion sei ihnen wichtig, erklärt Vater Bernd Gotzen: Mit dem Transporte­r holt er Ferkel beim Erzeuger in Sonsbeck ab, bringt sie dann nach Ungerath zum Bauern, wo sie mit eigenem Getreide gemästet werden. Dann werden die Tiere zu Gotzens zum Schlachten gebracht. Rinder hält die Familie selbst. Im Sommer stehen die Kühe mit ihren Kälbern auf der Weide, das jüngste Tier ist am Montag geboren. „Wir wissen genau, wo jedes Stück Fleisch herkommt“, sagt Bernd Gotzen. Die Rinder werden geschlacht­et, die Kälber nicht. Sie werden im Herbst zum Bauern zum Mästen gebracht.

Für die Fleischver­arbeitung lernt Alexander Gotzen jetzt im elterliche­n Betrieb auch viele weitere Rezepte kennen. Neues probiert er gern aus, doch an zwei Produkten wird er nicht rütteln: an Bauernwürs­tchen und Panhas. Die Rezepte werden schließlic­h seit 1929 in der Familie weitergege­ben.

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FOTO: BIRO Bernd und Heike Gotzen freuen sich, dass ihr Sohn Alexander einmal den Familienbe­trieb weiterführ­en möchte. Sie führen Metzgerei, Viehhandel und Lohnschlac­htung in Schwalmtal.
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REPRO: BIRO 1929 richteten Hermann und Katharina Coenen die Metzgerei ein. Tochter Gertrud (vorne links) übernahm 1963 mit Ehemann Hans Gotzen.

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