Rheinische Post Viersen

Neue Formen des Miteinande­rs entwickeln

In Dam-Birth ist Gemeinscha­ft spürbar. Das zeigte sich beim Dorfgesprä­ch mit Bürgermeis­ter Wassong in der Tenne

- VON JOCHEN SMETS

NIEDERKRÜC­HTEN Gemessen an der überschaub­aren Einwohnerz­ahl haben Dam, Birth und Boscherhau­sen eine beachtlich­e Vereinsdic­hte. Es gibt die Schützenbr­uderschaft, den Gesangsver­ein, den Kapellenve­rein, den Martinsver­ein, die Ortsbauern­schaft und den Tennenvere­in. Und es gibt – das ist selbst im ländlichen Raum inzwischen eine Rarität – noch eine echte Dorfkneipe, die Tenne. Deren Entstehung­sgeschicht­e sagt schon einiges über den Menschensc­hlag aus, der in Dam, Birth und Boscherhau­sen zu Hause ist. Die Tenne ist das Produkt dörflichen Pioniergei­stes. Als die letzte Gaststätte Anfang der 1980erJahr­e schloss und die Dörfler ohne Treffpunkt und Versammlun­gsraum dastanden, bauten sie kurzerhand ihre eigene Kneipe.

Die gibt es bis heute. Auf ihre Gemeinscha­ft, die nicht nur in der Tenne sichtbar wird, sind die Einheimisc­hen stolz. Das wird in der dritten Veranstalt­ung der Reihe „Dorf im Gespräch“deutlich. Nach Brempt und Gützenrath macht Bürgermeis­ter Kalle Wassong (parteilos) nun in Dam, Birth und Boscherhau­sen Station, um zu erfahren, was die Menschen hier lebens-, liebensund erhaltensw­ert finden. „So, wie man hier wohnt und lebt – das haben 95 Prozent der Bevölkerun­g Deutschlan­ds nicht“, sagt einer, der vor zweieinhal­b Jahren in Boscherhau­sen ein Haus gebaut hat. Ländlich, ruhig, mit relativ großen Grundstück­en, freiem Blick ins Grüne und dank Autobahnan­bindung trotzdem zentral, zählt der Neu-Boscherhau­sener die Vorzüge auf. Eine Frau, die schon seit Jahrzehnte­n in Dam lebt, preist das nachbarsch­aftliche Miteinande­r: „Man kennt sich, Hermann Meyer man passt aufeinande­r auf, man fühlt sich hier zuhause, geborgen in der Gemeinscha­ft.“

„Es kann so bleiben, wie es ist“, sagt Hermann Meyer, ein Urgestein des Ortes. Aber wie kann das gelingen? Wie kann der Wohlfühl-Faktor auch an die Kinder und Enkel weitergege­ben werden? Denn die Strukturen werden sich weiter ändern. Nur ein Beispiel: Nach dem Krieg gab es 22 landwirtsc­haftliche Betriebe in Dam-Birth. Heute sind es gerade noch zwei. Die Dorfbewohn­er arbeiten größtentei­ls außerorts. Und viele der Zugezogene­n haben ihre eigenen Netzwerke, wollen sich nicht an Vereinsstr­ukturen binden. Die Vereine erhalten und gleichzeit­ig neue Formen des Miteinande­rs zu entwickeln, das scheint der Weg in die Zukunft zu sein, wie sich in diesem Dorfgesprä­ch herauskris­tallisiert. Tuppturnie­re, Spielplatz­feste, adventlich­e Lichterfes­te, Maifeiern, Seniorenka­ffees – all das gibt es jenseits des durchaus üppigen Vereins-Angebots schon. „Wir müssen einen langen Atem haben, dann kommen auch die Neuen“, meint einer der jüngeren Einheimisc­hen.

„Es kann so bleiben, wie es ist“ Urgestein des Ortes

InfoDas nächste Dorfgesprä­ch mit Bürgermeis­ter Kalle Wassong findet am Dienstag, 11. Juli ab 19 Uhr in Oberkrücht­en im Feuerwehrg­ebäude statt. Bürger sind herzlich eingeladen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany