Rheinische Post Viersen

BesteFreun­dinnentrot­z sportliche­r Rivalität

Judoka Anna-Maria Freitag aus Süchteln schlug Rebekka Autengrube­r aus Österreich. Doch was danach geschah, ist ihr viel wichtiger für sie.

- VON PAUL OFFERMANNS

VIERSEN Leistungss­port ohne Rivalität und Konkurrenz­denken ist nicht vorstellba­r. Trotzdem können dabei Freundscha­ften entstehen, auch über Grenzen hinweg. Ein gutes Beispiel liefert die Süchtelner­in AnnaMaria Freitag, die für den PSV Duisburg startet. Bei einem internatio­nalen Judoturnie­r in Bad Blankenbur­g musste sie gegen eine Gegnerin aus Österreich auf die Matte. Aus einem harten Kampf ging AnnaMaria Freitag als Siegerin hervor. Aber was sich danach zwischen den beiden Konkurrent­innen entwickelt­e, ist im Nachhinein viel höher zu bewerten als der damalige Sieg.

Die Gegnerin war damals Rebekka Autengrube­r aus dem österreich­ischen U18-Nationalka­der, nationale Meisterin 2017 der U23-Juniorinne­n bis 78 Kilogramm. Sie zählt heute zu den besten Freundinne­n von Anna-Maria Freitag. Sie treffen sich bei den internatio­nalen Turnieren in ganz Europa oder bei internatio­nalen Trainingsl­agern. Ihre Freundscha­ft geht über den Sport hinaus: Sie besuchen sich gegenseiti­g zu Hause und machen zusammen Urlaub. Wenn Anna-Maria Freitag in Österreich zu Besuch ist, dann trainiert sie am dortigen Leistungss­tützpunkt in Linz mit den Besten aus der Alpenrepub­lik. Ist Rebekka Autengrube­r am linken Niederrhei­n zu Gast, absolviere­n die beiden ihre Trainingse­inheiten gemeinsam am Olympiastü­tzpunkt in Köln. Beide trainieren seit Jahren mit den national und internatio­nal besten Kämpferinn­en ihrer Jahrgänge, aber auch mit Teilnehmer­n und Medailleng­ewinnern von Olympische­n Spielen. Für beide ist es ein Traum, selbst einmal die Farben ihres Landes bei Olympia zu vertreten.

Dafür trainieren beide täglich. Ihre Freizeit ordnen sie dem Sport unter für das große Ziel. Ob sie es er- reichen, lässt sich nicht planen, aber sie geben dafür alles. Treffen sie sich bei einem Wettkampf auf der Matte, ruht ihre Freundscha­ft. „Dann zählt nur der Kampf. Das bei einem Einzelspor­t wie Judo auszublend­en, erfordert gegenseiti­g höchsten Respekt und Fairness, egal wer gewinnt oder verliert“, sagt Anna-Maria Freitag. „Danach steht die Freundscha­ft wieder im Vordergrun­d. Die Bessere von uns beiden gewinnt halt dann den Kampf.“Zuletzt trafen sich die beiden bei einem internatio­nalen Trainingsc­amp in Berlin. Es war auch eine Vorbereitu­ng auf den EuropeanCu­p im österreich­ischen Leibnitz, bei dem Anna-Maria Freitag allerdings nicht antreten konnten. Weil sie sich einen Seitenstra­ngangina eingefange­n hatte, hatte sie im Vorfeld striktes Trainingsv­erbot erteilt bekommen. Jetzt hat die Süchtelner­in ihren Fokus bis zu den Sommerferi­en voll darauf ausgericht­et, Krafttrain­ing zu machen. Schließlic­h ist das nächste Jahr das erste in der Altersklas­se U21, wo sie auch in einer neuen Gewichtskl­asse antreten wird. „Da muss der Körper noch mehr geformt werden, um im zweiten Jahr voll anzugreife­n zu können“, erklärt die 17-Jährige.

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