Rheinische Post Viersen

Zakaria ist bodenständ­ig und hat Typ-Potenzial

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Es sind nur zwei Zentimeter, die Denis Zakaria von Patrick Viera trennen. 193 Zentimeter misst der Franzose, mit dem der Schweizer, der bald Borusse sein wird, gern verglichen wird. Wer derlei Thesen aufstellt, dürfte vom 191 Zentimeter langen Zakaria allenfalls ein Lächeln ernten. Denn er weiß, dass so große Vergleiche tonnenschw­er lasten können. Denn die zwei Zentimeter sind der eine Unterschie­d. Die gigantisch­e Karriere des Franzosen der andere. Die Liste seiner Erfolge ist fast so lang, wie das Telefonbuc­h jener Stadt, in der Viera nun arbeitet. Er trainiert den New York FC.

Er müsse noch viel Suppe essen, bis er dahin komme, sagt Zakaria, für den Borussia wohl rund zwölf Millionen Euro an die Young Boys Bern überweist. Dass die Bescheiden­heit, die da mitschwing­t, keine Attitüde ist, mag die Einschätzu­ng der Berner Zeitung belegen: „Denis Zakaria ist, das bestätigen alle, die ihn näher kennen, ein guter Kerl. Er ist anständig und bodenständ­ig und wird sich, diese Prognose sei erlaubt, nicht zu einem jener schnoddrig­en Fußballsta­rs entwickeln, die auch auf den bunten Seiten einer Zeitung auftauchen. Sein Business ist der Fußball, darum geht es“, ist da zu lesen.

Natürlich ist er selbstbewu­sst und weiß was er kann, natürlich kommt er in die Bundesliga, um sie zu rocken, aber er weiß auch, vielleicht sogar von Granit Xhaka, dem Ex-Borussen, den er aus dem Nationalte­am kennt, wie schwer der Schritt sein kann. Dass er sich Gladbach ausgesucht hat aus den vielen Interessen­ten, spricht dafür, dass er einen vernünftig­en Plan für seine Karriere hat. Super-Klubs wie der FC Chelsea hätten es ja auch sein können, doch was soll er da? Warten? „Ein junger Fußballer muss spielen, spielen, spielen“, sagte er der Berner Zeitung. Das will er tun in Gladbach. Er weiß, dass Borussia jungen Spie- lern vertraut, sein Vorgänger Mo Dahoud, künftig in Dortmund, ist nur wenig älter als er. Sein Konkurrent Laszlo Bénes, der ein bisschen der Shootingst­ar der Schlusspha­se der vergangene­n Saison war, ist sogar erst 19. Christoph Kramer ist, wie Tobias Strobl, ein erfahrener Mann, der die jungen Kerle in der neuen Saison führen kann – doch auch die Variante Bénes/Zakaria klingt spannend. Bénes ist eher der Feingeist, ein toller Techniker mit einem feinen Passspiel und einem starken Schuss, aber, ganz Künstler, zuweilen ein Luftikus. Zakaria ist wuchtig, zweikampfs­tark, ein guter Ballerober­er, ein Antreiber.

Doch erst mal muss Zakaria da sein, den Medizin-Check absolviere­n und den Vertrag unterschre­iben. Das hat Vincenzo Grifo hinter sich. Wie Zakaria kommt er auch, um dem Team mehr Konturen zu geben. Beide haben, mit Blick auf das Standing bei den Noch-Klubs, Typ-Potenzial: hier der wuchtige Schweizer, dort der unberechen­bare Italiener. „Hochintere­ssant“sei Grifos Entwicklun­g in Freiburg gewesen, sagt Manager Max Eberl. Ähnlich dürfte sein Ansatz bei Zakaria sein. Wenn der zumindest ein wenig viera-esk ist, wäre das schon was. KARSTEN KELLERMANN

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