Ikea will auch bei Amazon verkaufen
Beim Online-Händler lassen sich heute schon Artikel des schwedischen Möbelriesen finden – allerdings nur von Drittanbietern. Nun will Ikea selbst stärker in den Online-Handel einsteigen und dafür völlig neue Wege gehen.
STOCKHOLM Auch für alteingesessene Firmen ist Größe im digitalen Zeitalter kein Garant mehr für zukünftige Erfolge. Nokia ging unter – obwohl die Finnen zeitweise der größte Handyhersteller der Welt waren. Auch der schwedische Kleiderriese H&M hat den rechtzeitigen Übergang zum Onlinegeschäft teilweise verschlafen, seine Aktien sind in den vergangenen zwei Jahren um 30 Prozent gefallen. Dem dritten Weltkonzern aus Skandinavien soll es nicht genauso gehen. Ikea-Sprecherin
Ikea setzt daher alles daran, seine Vormachtstellung nun auch im Internet zu sichern. Kunden, denen der Gang zu einem der abgelegenen Ikea-Möbelhäuser einfach zu mühselig geworden ist, weil viele Produkte inzwischen nur einen Internet-Click entfernt sind, will der Konzern über eine Zusammenarbeit mit Onlinehändlern entgegenkommen. „Wir stehen der Idee, Ikea-Produkte auf anderen OnlinePlattformen als unserer eigenen verfügbar zu machen, offen gegenüber“, sagte eine Sprecherin der Ikea-Gruppe.
Das ist eine kleine Revolution. Nie zuvor hat der weltgrößte Möbelhändler fabrikneue Ikea-Artikel außerhalb der blaugelben Kaufhäuser und der eigenen Internetseite verkauft. Nun sollen zumindest Pilotprojekte gestartet werden. Als mögliche Partner sind der Online-Händler Amazon und dessen chinesischer Konkurrent Alibaba im Ge- spräch. Eine Entscheidung sei jedoch noch nicht getroffen worden, heißt es.
Schon jetzt gibt es zwar einige Ikea-Artikel bei Onlinehändlern wie Amazon zu kaufen, vom Sofa über Beistelltische bis hin zu Windlichtern findet man dort verschiedene Produkte, die man auch aus den Warenhäusern kennt. Sogar die typische blaue Ikea-Einkaufstasche gibt es bei Amazon. Sie wird jedoch nicht von Ikea, sondern von Drittanbietern angeboten. „Sie unterliegen demnach auch den individuellen Garantie-Regelungen des Ver- lich bei sieben Prozent des Gesamtumsatzes von 34,2 Milliarden Euro.
Bisher war der Warenhausbesuch zentral als Geschäftsidee, weil Kunden dort für gewöhnlich mehr einkaufen als geplant. Ikea-Warenhäuser sind nach Angaben von Fachleuten labyrinthartig aufgebaut. „Der Trick ist, dass der Kunde auf eine Weise durch das Warenhaus geführt wird, die das Zurückgehen erschwert. Wenn man etwas sieht, stopft man es in den Einkaufswagen, weil man später nicht mehr an den gleichen Ort zurückkommt“, sagte etwa der britische Architekturprofessor Alan Penn der Zeitung „Times“. Der Ikea-Effekt werde zusätzlich durch die Randlage der Möbelhäuser flankiert, im Sinne von: „Die Chance nutzen, wo man schon mal da ist“.
Der Konzern will nun durch virtuelle Konzepte online das Erlebnis eines Warenhausbesuches nachstellen. Der Onlinekunde soll Inspiration und Tipps für ergänzende Käufe erhalten. So könnten Internetkunden virtuell sehen, wie ein Möbelstück in die eigenen vier Wände passt, sagte Ikea-Managerin Carole Bates. Zuletzt gab das Unternehmen dazu die Zusammenarbeit mit dem IT-Riesen Apple bekannt. Zusammen will man an einem OnlineDesign mit „Augmented Reality“feilen, einer digitalen Verstärkung der Wirklichkeit.
Zur neuen Strategie gehört auch eine einfachere Zusammenbautechnik. Statt zu schrauben, sollen Möbel „zusammengeklickt“werden. Auch die Einrichtung von IkeaWarenhäusern in Stadtzentren nahe den Kunden, wie bereits in Berlin und Hamburg geschehen, und auch der Test von kleineren Ikea-Filialen in Großbritannien gehören zur neuen Strategie. In Deutschland seien jedoch keine kleinen Filialen geplant, heißt es.
„Wir testen gerade europaweit neue Ladenkonzepte“