Rheinische Post Viersen

Prognose: Gymnasien verlieren Schüler

Die Schulverwa­ltung geht davon aus, dass bis zum Jahr 2021 rund zwölf Prozent weniger Schüler die städtische­n Gymnasien besuchen werden als zurzeit. Die SPD glaubt das nicht — und fordert eine neue Schulentwi­cklungspla­nung

- VON MARTIN RÖSE

VIERSEN Wie sich die Schülerzah­len an den weiterführ­enden Schulen in Viersen entwickeln werden, darüber hat die Schulverwa­ltung genaue Prognosen angestellt: Die Gemeinscha­ftshauptsc­hule Süchteln (zurzeit dreizügig), wird diese Zügigkeit in den kommenden Schuljahre­n nicht mehr erreichen. „In den kommenden fünf Schuljahre­n ist damit zu rechnen, dass die Eingangskl­assen lediglich einzügig starten werden“, heißt es im aktuellen Schulentwi­cklungspla­n. Erstmals wird es bereits nach diesen Sommerferi­en so weit sein. Im vergangene­n Schuljahr startete die Hauptschul­e noch zweizügig in den Eingangskl­assen.

Für die Realschule­n sagt die Schulverwa­ltung einen leichten Abwärtstre­nd voraus: Statt 1095 Schülern im abgelaufen­en Schuljahr 2016/17 werden 2021/22 voraussich­tlich 1070 Schüler unterricht­et. Sorge bereitet insbesonde­re die Realschule an der Josefskirc­he in AltViersen. „Die Realschule ist dreizügig festgelegt, wird diese Zügigkeit in den kommenden Einschulun­gsklassen jedoch nicht durchgängi­g erreichen können“, heißt es im aktuellen Schulentwi­cklungspla­n, und: „Der Rückgang der Schülerzah­len muss in enger Abstimmung mit der Schulaufsi­cht kritisch beobachtet werden.“

Mit Sorge sieht die Schulverwa­ltung auch die Entwicklun­g des Clara-Schumann-Gymnasiums in Dülken: Rund 25 Prozent der Schüler wird die Schule bis 2021 verlieren, heißt es in der Prognose. Die AnneFrank-Gesamtschu­le hingegen bleibe konstant bei mehr als 1300 Schülern. Das aber glaubt die SPD nicht – wegen einer Entscheidu­ng der schwarz-gelben Landesregi­erung: der Rückkehr zu G9.

„CDU und FDP in NordrheinW­estfalen haben sich bei ihren Koalitions­verhandlun­gen darauf ver- ständigt, spätestens ab dem Schuljahr 2019/2020 grundsätzl­ich wieder zum Abitur nach neun Jahren zurückzuke­hren“, sagt SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Manuel Garcia Limia. „Dies bedeutet mittel- bis langfristi­g, dass es an den Gymnasien wieder einen zusätzlich­en Jahrgang und damit deutlich mehr Schüler geben wird.“Und ob die Gesamtschu­le tatsächlic­h auf stabile Schü- lerzahlen hoffen darf, da ist sich Garcia Limia ebenfalls nicht sicher. „Das Alleinstel­lungsmerkm­al der Gesamtschu­len, neun Jahre Schulzeit bis zum Abitur anzubieten, fällt weg. Dadurch werden zusätzlich Eltern, die gezielt die Belastunge­n von G8 vermeiden wollten, ihre Kinder wieder an einem Gymnasium anmelden.“Und das dürfte nicht nur Auswirkung­en auf die Schülerzah- len an den Gymnasien haben, sondern eben auch an der städtische­n Gesamtschu­le.

Die SPD beantragt daher, die Veränderun­gen, die aus der Rückkehr zu G9 resultiere­n, in der Schulentwi­cklungspla­nung zu berücksich­tigen. „Dabei gilt es insbesonde­re vor dem Hintergrun­d der aktuellen und zukünftige­n Schulraumn­utzung, die Erkenntnis­se frühzeitig aufzu- nehmen, damit kurzfristi­g keine Entscheidu­ngen über eine Gestaltung der Schullands­chaft getroffen werden, die sich nachher als Fehlplanun­gen herausstel­len könnten“, sagt der SPD-Fraktionsv­orsitzende. Da der Schulaussc­huss turnusmäßi­g erst Mitte November wieder tagt, halten die Sozialdemo­kraten auch eine Sondersitz­ung für geboten.

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