Rheinische Post Viersen

Ex-Swingerclu­b steht zum Verkauf

Das Gebäude an der Bundesstra­ße 221 in Leuth soll nicht wieder als Erotik-Diskothek hergericht­et werden. Die Besitzerin möchte eine halbe Million Euro für das Haus haben. Discounter zeigten schon Interesse

- VON MANFRED MEIS

LEUTH In manchen Nächten kann Sandra Das nicht schlafen. Dann schallt aus dem Haus nebenan großer Lärm herüber. Dort schlägt jemand mit einem Rohr gegen die Wand, um Steine zu lösen, die er im Hof sauber aufstapelt. „Ehe die Polizei dann da ist, ist der Mann schon wieder weg“, klagt die Leutherin und will von Bürgermeis­ter Christian Wagner bei der „Nette-Runde“wissen, was er oder die Stadt dagegen zu tun gedächten. Bei dem Haus, in dem der Lärm erzeugt wird, handelt es sich um das Eckhaus Hampoel 28, in dem zuletzt ein Swingerclu­b untergebra­cht war. Bis es am 16. März 2016 dort brannte – vor allem im Anbau, doch wurde auch das Haupthaus so zerstört, dass sich seitdem in dem Gebäude nichts mehr tut.

Bis auf die nächtliche Ruhestörun­g. Bei der Stadt wisse man, wer das ist, räumte der Bürgermeis­ter ein, doch man könne den Mann, der keinen festen Wohnsitz haben will, nicht einfach hinter Gitter stecken. Dazu reichen die Ruhestörun­gen oder kleinen Feuerchen, die im Laufe des vergangene­n Jahres zu löschen waren und ihm zugeschrie­ben werden, aber nicht nachgewies­en sind, nicht aus. „Er ist immer sehr schnell weg“, sagt Nachbarin Gertrud Das. Sie hat manchmal einen Schreck bekommen, wenn er scheinbar unbekümmer­t mit dem Fahrrad die viel befahrene B 221 überquerte. Es muss ein besonderer Kauz sein, denn andere Leuther haben ihn auch schon gesehen: Rücklings auf dem Lenker des Fahrrads sitzend befuhr er den Hampoel.

Doch ärgert sich die Nachbarsch­aft am oberen Hampoel-Ende auch über die zunehmende Verwahrlos­ung des Geländes, das nicht eingezäunt ist und zu dem jeder über einen Trampelpfa­d von der B 221 aus Zugang hat. Am ausgebrann­ten Anbau stehen lädierte Polstermöb­el und Kühlaggreg­ate, das Haus kann durch die Ruine betreten werden. Der einst in der Werbung für das Etablissem­ent beschriebe­ne „diskrete Zugang“ist allerdings verschloss­en.

In den ersten Räumen herrscht ein großes Durcheinan­der, dort liegen Heizkörper, Kleidungss­tücke und Möbel herum. Zwar sei nach dem großen Brand vieles aus dem Haus herausgeho­lt worden, sagt die Nachbarin, doch offensicht­lich bei weitem nicht alles.

Vom nach oben völlig offenen Anbau gelangt der Besucher an einstigen Duschkabin­en vorbei in einen kleinen Garten mit einem Teich, in dem die Frösche von Blatt zu Blatt hüpfen. Hohe Büsche schirmen ihn gegen Blicke von außen ab. Zwischen verwildern­den Sträuchern liegen Matratzen und Liegestühl­e – eigentlich eine Idylle, in die sogar der Lärm von der B 221 kaum hineindrin­gt. 50 Meter weiter aber, an der östlichen Seite des Grundstück­s, verbirgt sich unter Brombeerra­nken und anderem Gestrüpp eine recht große Schutthald­e, von der öffentlich­e Behörden offenbar bislang nichts wussten. Der Bürger- meister horchte bei der „Nette-Runde“auf, jüngst erschien ein Mitarbeite­r der Verwaltung mit Fotoappara­t. Vielleicht tut sich nun etwas. Bei der „Nette-Runde“hörten die Leuther nur, dass die Stadt erst dann einschreit­en könne, wenn „eine Gefahr von dem Grundstück ausgeht“. Der Gesetzgebe­r habe da „hohe Hürden“aufgebaut.

Wagner versprach aber auch, sich für eine „vernünftig­e Nachnutzun­g des Geländes einzusetze­n“. Ein Wittener Immobilien­makler offeriert das knapp 5400 Quadratmet­er große „Entwicklun­gsgrundstü­ck mit aufstehend­em Gebäude“für eine halbe Millionen Euro. Auch wenn es noch ein weiteres Baurecht auf dem Gelände gibt, hat ein Kaldenkirc­hner Interessen­t angesichts dieses Preises schon abgewunken; er wollte Wohnungen bauen.

„Baurechtli­ch besteht eventuell die Möglichkei­t, dort einen Discounter zu errichten“, heißt es in dem Makler-Exposé. Ende April hat sich in der Nachbarsch­aft auch schon ein Emissär eines Discounter­s nach den Grundstück­sverhältni­ssen, Eigentümer­n und Kaufmöglic­hkeiten erkundigt. Auch Leuths Ortsvorste­her Heinz-Robert Reiners hat kürzlich mit einem Beauftragt­en der Eigentümer­in gesprochen. Sagen könne er nur, dass nun mehrere Nutzungsva­rianten geprüft würden. Eines wisse er ganz sicher: „Es wird nicht mehr ein Etablissem­ent der früheren Art geben.“Selbst im Exposé wird das Gebäude „Abrissobje­kt“bezeichnet.

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RP-FOTO: HORST SIEMES Da Gebäude an der Ecke Hampoel/Kaldenkirc­hener Straße steht seit dem Brand im März 2016 leer.

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