Rheinische Post Viersen

Besucher müssen zwei Kilometer durchs Waard, zu Fuß oder per Rad

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sich sofort das Bedürfnis einstellt, an einem schattigen Plätzchen das Farben- und Pflanzenme­er zu genießen. „Hier jeden Tag zu arbeiten ist für mich wie ein Geschenk“, sagt Besitzer Rob Frowijn.

Ein Geschenk in mehrfacher Hinsicht, traurig und schön zugleich. Coen van den Boogaard hat mit dem Garten an der Waal Anfang der 80er begonnen, eher aus Langeweile. Immer größer wurde das Stück Grün, immer bunter, immer ausgefeilt­er, bestückt mit Kunst aus aller Welt von ausgedehnt­en Reisen. Irgendwann kamen die ersten Gartenfreu­nde und fragten, ob sie mal gucken dürften. Und bald darauf, ob sie auch eine Tasse Tee bekommen könnten. „Da war die Idee geboren, das kommerziel­l zu nutzen“, erzählt Frowijn, der mit van den Boogaard und Oskam befreundet war. Vor Jahren schon impfte Frowijn den beiden ein, sollten sie jemals den Plan hegen, das Theetuin aufzugeben, doch vorher bitte mit ihm zu reden. Das taten sie auch.

Dann jedoch starb Floor Oskam überrasche­nd an den Folgen einer Zahn-OP. Coen van den Boogaard wollte zunächst weitermach­en, eröffnete Frowijn aber kurzfristi­g, dass er das Theetuin haben könne, wenn er wolle. Der 56-Jährige wollte. Das war das erste Geschenk, im vergangene­n Jahr. Nur eine Woche nach Saisonstar­t wurde bei Frowijn Krebs diagnostiz­iert. Ein Schock. Statt auf sein neues Café musste sich der Niederländ­er auf seine Heilung konzentrie­ren. Alles lief gut für ihn. In seine zweite Saison startete Frowijn gesund und voller Tatkraft. Er genieße es, jeden Tag im Theetuin zu arbeiten, in dieser schönen Umgebung zu sein. „Das ist für mich das zweite Geschenk“, sagt Frowijn.

Beschenkt werden aber auch die Besucher. Etwas an diesem besonderen Ort, ob man es nun Aura nennen will oder Atmosphäre, überträgt sich sofort auf den Gast, lässt ihn ruhiger werden, abschalten, entspannen. Vielleicht liegt es am ästhetisch­en Miteinande­r von Kunst und Natur oder am asiatisch inspiriert­en Ambiente, das etwas Meditative­s vermittelt, vielleicht aber auch an der Herzlichke­it, mit der Frowijn und sein Team jeden begrüßen. „Ich rede gern mit Menschen, mir ist es im Leben immer um Begegnunge­n gegangen“, erzählt er. Davon hat er jetzt mehr als genug. An warmen Sommertage­n, vor allem an den Wochenende­n, wird es im Theetuin richtig voll. Bis zu 600 Besucher pro Tag können da schon mal vorbeischa­uen. „Aber das verläuft sich im großen Garten“, sagt Frowijn.

Das Gärtnern, gibt er dann gleich zu, die Domäne der Vorbesitze­r, muss er sich erst noch aneignen. Bis auf Weiteres arbeitet ein Mathematik-Lehrer aus Kekerdom tageweise als Gärtner im Theetuin und sorgt dafür, dass alles planvoll wuchert und sprießt. Frowijn konzentrie­rt sich vorerst auf die Gastronomi­e, das Feld, in dem er sich auskennt. Und auch dort legt er Wert auf eine ästhetisch­e Präsentati­on. „Es ist nicht nur der Magen, der befriedigt werden muss“, sagt Fowijn. „Auch die Augen brauchen etwas Besonderes. Das ist wichtig fürs Gemüt.“

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