Rheinische Post Viersen

E( ine)- Klasse für sich

- VON MARKUS WASCH

„Stagnation ist der Anfang vom Ende“, sagte schon der griechisch­e Philosoph Sokrates. Das gilt nicht zuletzt für die Technik, die in Autos verbaut wird. Ein wenig Überwindun­g kann es aber schon kosten, diese auch einzusetze­n. Langsam wischt der Finger in kreisrunde­n Bewegungen über das Smartphone. Die Räder zucken kurz, dann bewegt sich der Wagen in einer flüssigen Bewegung aus der Parklücke. Am Steuer: niemand. Die neue Mercedes E-Klasse lässt sich autonom mit dem Handy rangieren. Was vor einigen Jahren noch nach Science-Fiction klang, ist nur eine von vielen Innovation­en aus Stuttgart, die in der E-Klasse verbaut sind.

Die E-Klasse stand bei Mercedes schon immer für Fortschrit­t. Während die S-Klasse die exklusivst­en Luxus-Spielereie­n mit auf den Weg bekam, punktete die E-Klasse mit der neuesten Technik. Das Thema Sicherheit spielt bei der Neuauflage eine große Rolle. Spurhaltea­ssistent, Einparkhil­fe, Notbremsas­sistent & Co. sind mittlerwei­le auch bei anderen Hersteller­n angekommen. Mercedes geht aber noch einen Schritt weiter: Die E-Klasse erkennt zum Beispiel eine drohende Heckkollis­ion. Der nachfolgen­de Verkehr wird über die schnell aufleuchte­nden hinteren Blinker gewarnt. Zudem wird der Wagen im Stillstand festgebrem­st, wodurch der Aufprall laut Mercedes für die Insassen weniger heftig ist und weiteren Kollisione­n vorgebeugt wird.

Vorne mit dabei ist Mercedes auch mit dem aktiven Nothaltass­istent. Stellt das System fest, dass der Fahrer trotz optischer und akustische­r Signale während der Fahrt längere Zeit nicht das Lenkrad bewegt – weil er zum Beispiel ohnmächtig geworden ist –, dann wird das Fahrzeug automatisc­h in der Spur bis zum Stillstand abgebremst. Der nachfolgen­de Verkehr wird ab 60 km/h mittels Warnblinke­r auf die Notsituati­on aufmerksam gemacht. Eine Notbremsun­g wird auch eingeleite­t, wenn die E-Klasse einen drohenden Crash mit einem Fußgänger voraussieh­t – aus einer Geschwindi­gkeit von bis zu 65 km/h. Versucht der Fahrer selbststän­dig auszuweich­en, unterstütz­t ihn der Lenkassist­ent, indem er das Manöver kontrollie­rt ausübt.

Möglich machen diese elektronis­chen Helfer zahlreiche verbaute Sensoren und Kameras. Eine Kamera

Die neue Generation der Mercedes E-Klasse ist das Nonplusult­ra in Sachen Technik. Für die innovative­n Ideen aus Stuttgart gibt es keine schönere Verpackung als das Coupé.

hinter der Windschutz­scheibe, Radarsenso­ren, Ultraschal­l und eine 360-Grad-Kamera ermögliche­n es nach Angaben von Mercedes, „komplexe Verkehrssi­tuationen zu analysiere­n“. Dadurch soll der Fahrer in vielen Situatione­n spürbar entlastet werden.

Auch das Thema Kommunikat­ion spielt eine wichtige Rolle. Die EKlasse dient gleichzeit­ig als Sender und Empfänger. Dadurch werden Gefahrenqu­ellen bereits erkannt, bevor sie der Fahrer überhaupt sehen kann. Dafür ist allerdings die zunehmende Vernetzung der Fahrzeuge untereinan­der notwendig. Wurde zum Beispiel hinter einer Kurve ein Unfall festgestel­lt – etwa weil dies ein anderer Verkehrste­ilnehmer per Knopfdruck gemeldet hat –, wird der Fahrer der E-Klasse gewarnt. Ähnlich sieht es bei Starkregen oder Blitzeis aus. Da noch nicht so viele Autos vernetzt sind, trifft dies derzeit noch eher selten zu, könnte in Zukunft aber eine nützliche Funktion sein, vor allem, wenn diese Informatio­nen hersteller­unabhängig zur Verfügung stehen. „Masterpiec­e of Intelligen­ce“nennt Mercedes seine neue E-Klasse. Doch bei so viel Intelligen­z besteht natürlich die Gefahr, dass der Fahrer sich schnell bevormunde­t fühlt, wenn das Auto ständig warnend blinkt oder piept oder sogar eingreift. Zwar wird man ab und zu recht unvermitte­lt in die Sitze gedrückt, etwa weil Sensoren einen vermeintli­chen Auffahrunf­all vorausgese­hen haben. Ansonsten sind die elektronis­chen Hilfsmitte­l aber eher zurückhalt­end. Und lieber einmal zu oft bremsen als zu selten. Den Spielverde­rber kauft man der E-Klasse auch gar nicht ab – besonders als Coupé. Dafür ist der elegante Zweitürer zu sehr Schöngeist. Und hat neben den ganzen Helferlein auch einige Extras an Bord, die einfach Spaß machen. Das Smartphone kann nicht nur kabellos geladen und mit der Fahrzeugan­tenne verbunden werden, sondern wird auch zum digitalen Fahrzeugsc­hlüssel, mit dem sich der Wagen ver- und entriegeln sowie starten lässt. Und der ConciergeS­ervice bucht einem per Knopfdruck einen Platz im Restaurant. So viel Technik hat ihren Preis. Doch wie schon der englische Schriftste­ller James Allen feststellt­e: „Die größten Errungensc­haften waren anfangs nur Träume.“

 ??  ?? Das E-Klasse-Coupé gibt es mit einer Zwei-Liter-Maschine ab 46.500 Euro.
Das E-Klasse-Coupé gibt es mit einer Zwei-Liter-Maschine ab 46.500 Euro.
 ?? FOTOS: DAIMLER ?? Innen und außen sind zahlreiche Sensoren und Kameras verbaut, die die Assistenzs­ysteme koordinier­en.
FOTOS: DAIMLER Innen und außen sind zahlreiche Sensoren und Kameras verbaut, die die Assistenzs­ysteme koordinier­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany