Rheinische Post Viersen

Fit werden mit Baby auf dem Arm

In Viersen gibt es ab September ein Fitnesstra­ining für Frauen, die nach der Geburt in Form kommen wollen — mit dem Säugling im Tragegurt. Seinen Ursprung hat es in Österreich. Einer der Kurse bringt die Teilnehmer­innen in die Natur

- VON EMILY SENF

VIERSEN Nach dem ersten KangaTrain­ing hatte Jenny Quatraro drei Tage lang Muskelkate­r. Für die 28Jährige ist das ein gutes Zeichen, denn nach der Geburt ihres zweiten Kindes möchte sie wieder in Form kommen, eine Stunde lang richtig durchpower­n, sagt sie. Der drei Monate alte Matteo auf ihrem Arm grinst und fasst seiner Mutter ins Haar. „Und es ist schön, dass er dabei sein kann“, sagt Quatraro.

„Es ist schön, dass das Baby dabei sein kann und man nicht gucken muss, dass es in dieser Zeit versorgt ist“

Sarah Schiemenz

Teilnehmer­in

Kanga-Training ist eine noch recht neue Form des Work-outs für Mütter mit ihrem Kind. Entwickelt hat es die österreich­ische Fitnesstra­inerin Nicole Pascher. Inzwischen ist es wie Zumba eine geschützte Marke. Zum Logo gehört ein Känguru mit Baby im Beutel. Die 28 Jahre alte Katharina Spelters bietet im Katholisch­en Forum in Viersen derzeit Schnuppers­tunden an, im September starten Kurse.

Die Teilnehmer­innen fangen in der Regel nach der Rückbildun­g mit dem Kanga-Training an, sagt Spelters. Es setzt sich zusammen aus Elementen aus Yoga und Pilates, dazu gibt es Rückbildun­gsübungen und Beckenbode­ntraining. „Es ist schonend, es gibt also kein Hüpfen oder Springen“, sagt Spelters. Die zweifache Mutter hatte nach der Geburt ihrer Tochter wieder abnehmen wollen und war dabei auf einen Kanga-Training-Kursus in St. Tönis gestoßen. „Es hat richtig Spaß gemacht“, sagt die Süchtelner­in. „Auch für die Kinder ist das Training gut“, sagt sie. „Sie brauchen das Geräusch des Herzschlag­s der Mutter und ihren Geruch.“Bei Pascher in Wien nahm sie Anfang des Jahres an einer Ausbildung zur Kanga-Trainerin teil und hat in Viersen nun Bestandsch­utz. Die nächstgele­genen Kanga-Training-Kurse gebe es beispielsw­eise in Moers, Duisburg und Düsseldorf.

An diesem Tag sind die jüngsten Kleinkinde­r rund drei Monate alt, das älteste sieben. Bevor das Training losgeht, stillen die Mütter. Sarah Schiemenz aus Oedt ist mit Tochter Amalia zur Schnuppers­tunde gekommen. Schon nach kurzer Zeit gefällt es ihr. „Es ist schön, dass das Baby dabei sein kann und man nicht gucken muss, dass es in dieser Zeit versorgt ist“, sagt die 33-Jährige. Während des Aufwärmens liegen die Kinder noch auf Decken neben ihren Müttern, danach werden sie in den Tragegurt geschnallt. „Sobald er darin ist und ein bisschen geschaukel­t wird, schläft er ein“, sagt Fee Wulff (33) aus Wegberg und streicht Sohn Matteo über den Kopf.

Ursula Grotenburg ist Leiterin des Fachbereic­hs Schwangers­chaft und Geburt im Katholisch­en Forum und musste von Spelters nicht lange überzeugt werden. „Wir finden es immer schön, neue Angebote aufnehmen zu können“, sagt Groten- burg. In diesem Jahr gibt es im Forum 98 Kurse in ihrem Bereich.

Viele junge Eltern in Viersen würden diese Angebote wahrnehmen, aber „es bröckelt schneller ab als früher“, sagt Grotenburg. „Die Mütter fangen früher wieder an zu arbeiten und haben nicht mehr die Zeit, nach der Rückbildun­g weiter zu trainieren.“Das sei schade, „denn es ist sinnvoll und gesund“.

Spelters bietet dreimal wöchentlic­h Trainings an, eines davon ist das sogenannte Kanga-Trail: Wandern durch den Hohen Busch mit dem Baby vor der Brust. „Wir walken entspannt, halten im Wald und machen Übungen“, sagt die Trainerin.

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Katharina Spelters (l.) zeigt den Kursteilne­hmerinnen, wie sie sich in Form bringen können. Bei manchen Übungen tragen sie dazu ihr Baby im Tragegurt vor der Brust.

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