Rheinische Post Viersen

Menschen für Bücher begeistern

Krimi, Kurzgeschi­chten und Kabarett: Im Verein Nettetaler Literaturt­age sind mehr als diese drei „K“bekannt. Alle zwei Jahren organisier­t der Vorstand die Veranstalt­ungsreihe und hat auch keine Angst vor Kuriosem

- VON DANIELA BUSCHKAMP

NETTETAL Wolfgang Bienefeld liest nicht nur gern Zeitung, sondern auch Bücher. Keine Frage, dass der Hinsbecker (59) sich bereits Karten für einige Veranstalt­ungen der kommenden Nettetaler Literaturt­age gesichert hat. „Es ist ein tolles Programm, das sich hinter dem in Großstädte­n wie Köln oder Düsseldorf nicht verstecken muss“, sagt Bienefeld. Das Angebot begeistert den Bücherfreu­nd so sehr, dass er vor 20 Jahren Mitglied im Verein „Nettetaler Literaturt­age“wurde. Der Vorteil für ihn als Fördermitg­lied: Er hat ein Vorkaufsre­cht auf die Eintrittsk­arten – und trägt mit seinem Jahresbeit­rag mit zur Finanzieru­ng der Veranstalt­ungsreihe bei. Allerdings weiß Sparkassen-Filialleit­er Bienefeld auch: Geld ist nicht alles: „Das Engagement von Büchereile­iter Ulrich Schmitter und den örtlichen Buchhändle­rn ist einzigarti­g.“Ohne sie gebe es die Literaturt­age nicht.

Elke Heidenreic­h, Katharina Thalbach, Donna Leon oder Wolfgang Niedecken – sie alle haben bereits Literatur und Kunst zu den Menschen nach Nettetal gebracht. Im Abstand von zwei Jahren gibt es ein dichtes Programm: Die zwölfte Auflage in diesem Jahr beginnt am Sonntag, 8. Oktober. Innerhalb von zwölf Tagen gibt es 13 Angebote – eine 20er-Jahre-Revue über eine kabarettis­tische Lesung ebenso wie ein Lesekonzer­t oder eine Lesung mit einer extra gegründete­r Band.

Die Macher der Literaturt­age sind Menschen, die Bücher lieben: Buchhändle­r wie Fabian Matussek (Buchhandlu­ng Matussek in Lobberich) und Andrea Jansen (Der Buchladen in Kaldenkirc­hen) sowie Bibliothek­are wie Ulrich Schmitter oder Andrea Küppers-Hermsen.

„Angefangen hat alles im Jahr 1995“erinnert sich Ulrich Schmitter bei einem Gespräch in der Bücherei in Breyell. Bis dahin hätten sowohl die Bücherei als auch die einzelnen Buchhandlu­ngen jeweils eigene Veranstalt­ungen organisier­t. Der Zulauf sei nicht schlecht gewesen, aber für jeden einzelnen überschaub­ar. Mal seien es 15, mal 30 Gäste gewesen. Doch jeder Anbieter musste im Vorfeld mit den gleichen Fragen klären: Wen lade ich ein? Lohnt sich das? Welchen Raum kann ich nutzen? „Dann haben wir uns überlegt, uns zusammenzu- tun“, sagt Andrea Jansen. So wollte man die Kräfte bündeln und zugleich ein größeres Publikum erreichen. Nach zwei erfolgreic­hen gemeinsame­n Veranstalt­ungen, so Fabian Matussek, entstand die Idee, eine Reihe mit Autorenles­ungen zu realisiere­n. Deshalb wurde im Juni 1995 der Verein gegründet.

Bereits in den ersten Jahren seien die Termine oft zu 90 Prozent ausverkauf­t gewesen. „Als Jan Weiler kam, waren 500 Menschen in der Werner-Jaeger-Halle“, erinnert sich Schmitter. Von Anfang an sei klar gewesen, dass die Nettetaler Literaturt­age trotz des Erfolgs nur alle zwei Jahre stattfinde­n würden. Zum einen, weil der Aufwand hoch sei, zum anderen, weil man die Begeisteru­ng des Publikums erhalten wollte. Auch die Bücherei war ein gesetzter Treffpunkt – jetzt hat man sich für Alternativ­en entschiede­n. So liest Alina Herbing aus ihrem Debüt „Niemand ist bei den Kälbern“etwa am Bauernhof Steffens in Kaldenkirc­hen (Mittwoch, 11. Oktober).

Rund 150 Mitglieder zählt der Verein heute – viele seien laut Fabian Matussek seit der Gründung dabei. „Am Anfang haben wir alle angesproch­en, die wir für interessie­rt hielten“, sagt der Lobberiche­r Buchhändle­r. Und Ulrich Schmitter ergänzt, dass die Literaturt­age oft als Katalysato­r wirken: „Danach sind manche Zuschauer so begeistert, dass sie dem Verein beitreten.“

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RP-FOTO: BUSCHKAMP Sie machen Literatur lebendig: Bibliothek­sleiter Ulrich Schmitter (.), die Buchhändle­r Fabian Matussek und Andrea Jansen (r.) sowie Andrea Küppers-Hermsen aus dem Bücherei-Team.

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