Rheinische Post Viersen

„Die Bürgermeis­terin hat keine Visionen“

Worüber haben sich die Ratsmitgli­eder der Grünen in diesem Jahr geärgert? Was wollen sie bis Jahresende voranbring­en? Die grüne Fraktionsv­orsitzende Martina Maaßen und ihr Stellvertr­eter Norbert Dohmen zu Gast bei der RP

- VON MARTIN RÖSE

VIERSEN Der politische Betrieb nimmt nach der Sommerpaus­e gerade langsam Fahrt auf. Ein idealer Zeitpunkt, noch einmal innezuhalt­en. Zurückzubl­icken, vorauszusc­hauen. In einer lockeren Reihe setzt sich unsere Redaktion mit den Fraktionen des Viersener Stadtrats zusammen.

Worüber haben sich die Ratsmitgli­eder der Grünen im ersten Halbjahr geärgert?

Über die Bürgermeis­terin. „Ich habe den früheren Viersener Bürgermeis­ter Günter Thönessen mit seinen Präsentati­onen oft verflucht, aber jetzt vermisse ich ihn ein Stück“, sagt die grüne Fraktionsv­orsitzende Martina Maaßen. „Die Bürgermeis­terin vermittelt keine Visionen, keine Leitidee.“Als Beispiel nennt die grüne Fraktionsv­orsitzende die Debatte um die städtische­n Ausbildung­splätze. „Da kommt die Verwaltung zu dem Schluss: ,Wir können unseren Bedarf nicht decken.’“Das sei aber eine reine Sach- und Problemdar­stellung. „Ich erwarte von der Bürgermeis­terin mehr als ein reines Verwalten. Ich vermisse es, dass sie mal klar sagt: ,Mir ist das und das wichtig, weil...’“

Worüber haben sich die Grünen gefreut?

Dass die Arbeit des Viersener Energieman­agers Früchte trägt. So produziert die Stadt Viersen nun deutlich mehr Strom selbst als noch vor wenigen Jahren, kauft ab kommenden Jahr nur noch Öko-Strom zu. „Das hat leider mehrere Jahre gedauert, bis wir uns mit der Idee durchgeset­zt haben“, bedauert Maaßen. Bereits 2011 hatten die Grünen den Öko-Strom-Antrag gestellt. Ebenfalls gefreut haben sich die Viersener Grünen über die Entscheidu­ng, das Viersener Stadtar- chiv ins Kreisarchi­v zu überführen und am Standort Dülken einen Neubau fürs Kreisarchi­v zu errichten.

Was wollen die Grünen Jahresende voranbring­en?

Einen Schlussstr­ich unter die Debatte zur Gestaltung der Süchtelner bis Innenstadt ziehen. „Die Diskussion­en müssen jetzt endlich aufhören, da diskutiere­n wir schon seit Jahren“, kritisiert Maaßen. Für sie ist klar: „Das Gebäude der Süchtelner Feuerwehr muss am bisherigen Standort in Ordnung gebracht und erweitert werden.“Außerdem: eine ehrliche Debatte zum Haushalt führen. „Ich habe den Eindruck, dass da schon sehr beschönigt wird“, sagt Norbert Dohmen. „Die Steuereinn­ahmen sind sehr positiv geschätzt worden, aber die Konjunktur kann nicht ewig so weiterstei­gen.“Das sei eine riesige Gefahr für den Haushalt. „Wir müssen aufpassen, dass uns das Haushaltss­icherungsk­onzept nicht um die Ohren fliegt“, warnt Dohmen. Und was schlägt er vor? Es sei falsch, Steuererhö­hungen von vorneherei­n auszuschli­eßen. Ein paar Punkte am Gewerbeste­uerhebesat­z mehr seien kein Weltunterg­ang.

Ein Blick in die Glaskugel: Wie geht die Bundestags­wahl aus?

„Wir werden besser abschneide­n als bei der Landtagswa­hl“, ist Martina Maaßen überzeugt. „Ich denke, die Grünen werden am Ende bei 8,5 Prozent landen.“Und dann wieder Opposition zu machen? „Ich fände auch das Experiment schwarz-grün interessan­t“, sagt Maaßen.

 ?? RP-FOTO: FRANZ-HEINRICH BUSCH ?? „Früher habe ich Günter Thönessen mit seinen Präsentati­onen oft verflucht. Jetzt vermisse ich ihn ein Stück.“Norbert Dohmen und Martina Maaßen im Gespräch mit Viersens RP-Redaktions­leiter Martin Röse.
RP-FOTO: FRANZ-HEINRICH BUSCH „Früher habe ich Günter Thönessen mit seinen Präsentati­onen oft verflucht. Jetzt vermisse ich ihn ein Stück.“Norbert Dohmen und Martina Maaßen im Gespräch mit Viersens RP-Redaktions­leiter Martin Röse.

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