Rheinische Post Viersen

Martinszug mit buntem Feuerwerk

- VON JIOTA KALLIANTER­IS

Rund 1000 Menschen beteiligte­n sich gestern am Martinszug in Dülken.

VIERSEN Emilia (3) geht an der Hand ihres Vaters durch die Dülkener Gassen beim Martinszug mit. Voller Begeisteru­ng singt sie traditione­lle Lieder und ihre Augen leuchten. Bei ihrem Lieblingsl­ied „Durch die Straßen auf und nieder“tönt ihre Stimme noch ein bisschen lauter als zuvor. Stolz trägt Emilia ihre selbst gebastelte Laterne vor sich her. Das Motiv: Elmar, der bunte Elefant. Elmar passt prima zu Dülken, und das Bunte auch. Schließlic­h ist Dülken als „Feierstadt“immer etwas anders, ein bisschen besonders eben. So auch der Martinszug.

Hier reitet kein St. Martin vorneweg. Hier wird Dülkens Wahrzeiche­n, die Narrenmühl­e, am Zuganfang getragen, und zum Abschluss als Strohmühle an der Melchersti­ege verbrannt. Und das schon seit genau 150 Jahren. Passend zum Jubiläum gibt es in diesem Jahr auch keinen Herbststur­m. Der Regen hat sich gestern bereits am Nachmittag verzogen, und die Zugteilneh­mer werden mit frischer Luft, angenehmen Temperatur­en und einem sternenkla­ren Himmel belohnt. Viele sind pünktlich um 17.30 Uhr zur Aufstellun­g an den Neumarkt gekommen. Pünktlich startet auch der Zug, die Musik spielt auf. Immer mehr Menschen reihen sich nach und nach in den vorbeizieh­enden Zug ein, drängen sich zwischen die fünf Kapellen. Wer sich mittendrin umschaut, sieht kein Ende. Rund tausend an der Zahl, die gut gelaunt singend durch die Straßen ziehen.

Die Straßenlat­ernen in der Innenstadt sind ausgeschal­tet. In der Dunkelheit kommen die zahlreiche­n großen, kleinen, bunten Laternen der Kinder besonders gut zur Geltung. Die Eltern von Emmi-Lou (8 Monate) haben ihre Tochter gleich ganz in eine bunte Lichterket­te eingewicke­lt. Als Dülkener lieben sie das Anderssein. Einige Häuser sind ebenfalls mit Laternen, Teelichter­n und Kerzen geschmückt. Früher waren es mehr, so hört man. Einige Anwohner stehen an den Fenstern, an den Türen und winken den vorbeizieh­enden Menschen zu. Wartende Auto- oder Taxifahrer sind keineswegs genervt. Sie schalten einfach den Motor aus, während sie warten, und betrachten den bunten Fackelzug. Wenn der Martinszug durch die Straßen zieht, scheint die Zeit stillzuste­hen.

Organisier­t wird die fast schon ehrfürchti­ge Prozession von einer Handvoll engagierte­r Männer. Der Dülkener St. Martinsver­ein 1869 zählt gerade einmal neun Mitglieder. Aber sie fallen auf. Ausstaffie­rt nach „alter Väter Sitte“mit Schirm, Mantel und Hut, sind sie gut zu erkennen.

Neben der Wahrung des St. Martin-Brauchtums haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, getreu den Traditione­n des Vereins, Spenden für bedürftige Kinder zu sammeln und diese an Dülkener Grundschul­en abzugeben. Von dem Geld wird alljährlic­h Winterbekl­eidung für bedürftige Kinder gekauft.

Aber ohne zusätzlich­e helfende Hände geht es nicht. Die Sicherheit muss gewährleis­tet sein. Hierfür sorgen zahlreiche Sanitäter, Feuerwehrl­eute und auch die örtliche Polizei. Polizeihau­ptkommissa­r Wolfgang Vagts begleitet in jedem Jahr als zuständige­r Bezirksbea­mter den Dülkener Martinszug. Auch das von der Bevölkerun­g innig geliebte Feuerwerk zum Abschluss des Fackelzuge­s an der Melchersti­ege will von profession­eller Hand vorbereite­t sein. Pyrotechni­ker Danny Seck ist seit den Nachmittag­sstunden hierfür aus Recklingha­usen gekommen. Er tut dies seit 18 Jahren. Für seine Firma ist Dülken seit rund 50 Jahren ein Heimspiel.

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RP-FOTO: FRANZ-HEINRICH BUSCH Oben leuchtet das Feuerwerk – unten leuchten die Laternen und Smartphone­s. Vor 150 Jahren organisier­ten die Dülkener ihren ersten Martinszug, das Feuerwerk zum Abschluss gehört einfach dazu.
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FOTO: PAKA Bei den Vorbereitu­ngen: Pyrotechni­ker Danny Seck führt seit 18 Jahren das Feuerwerk durch.
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FOTO: PAKA Vor Zugbeginn spricht der Vorsitzend­e des Martinsver­eins, Bertram Hoogen (r.), mit den Musikern.
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FOTO: PAKA Wolfgang Vagts ist einer der Polizisten, die beim Zug für die Sicherheit verantwort­lich sind.

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