Rheinische Post Viersen

Auf einer CD mit Rocker Udo Lindenberg

Der Kaldenkirc­hener Sorab Jon Asar will es mit seiner Musik bis ganz nach oben schaffen. Er setzt auf Texte mit politische­r Botschaft

- VON JOACHIM BURGHARDT

NETTETAL Viele Stars haben mitgemacht, sind mit einem Lied dabei auf der Doppel-CD „Von der Freiheit“, Udo Lindenberg etwa und Revolverhe­ld, Laith Al-Deen, BAP sowie Silbermond – und Sorab Jon Asar. Der junge Sänger und Liedschrei­ber aus Kaldenkirc­hen – derzeit ein Geheimtipp – ist auf dem besten Weg, sich in der deutschen Musikszene zu etablieren.

„Halte keine Fahne hoch, weder für mich noch für Nationen“, singt Jon Asar in seinem Lied „Fahnenfluc­h“, das auf der CD zu hören ist. Programmat­isch für den Musiker? „Ja, unbedingt. Ich kann nicht verstehen, dass jemand stolz ist auf seine Herkunft, für die er doch gar nichts kann, zu der er nichts beigetrage­n hat“, sagt Jon Asar mit seiner ruhigen, warmen, leicht rauen und kehligen Stimme. Der 27-Jährige verweist auf seine eigene Geschichte: „Ich bin Deutscher, Nettetaler, hier geboren. Aber meine Familie hat einen anderen kulturelle­n Hintergrun­d, ist vor mehr als 30 Jahren aus Afghanista­n hierher geflüchtet.“

Jon Asar sitzt im Tonstudio seines Musikerkol­legen Sönke Schmidt in Kaldenkirc­hen, erzählt von sich, seiner Musik und seinen Träumen. Er spricht leise, schaut mit seinen dunklen Augen oft melancholi­sch drein, doch manchmal spielt ein leises Lächeln um seine Lippen. Als Junge war er fasziniert von der Band Nirvana, seitdem will er selbst musizieren. Jon Asar spielte in der Schülerban­d des Werner-Jaeger-Gymnasiums, an dem er sein Abitur machte, danach gab es erste Erfolge als Sänger der Punk-Grunge-Band Jimmy Kafka. Schließlic­h kam der Schritt zum Singer/Songwriter.

In alter Liedermach­er-Tradition singt er zur Gitarre. Von Liebe und Gefühl, mehr aber von dem, was ihn in Gesellscha­ft und Politik bewegt. „Songs über Belanglosi­gkeiten gibt es genug, das ist nicht mein Ding“, sagt Jon Asar – wohl wissend, dass er es mit dieser Einstellun­g schwer haben wird, Radiohits zu landen. Die Vorgaben und Mechanisme­n der Musikindus­trie schrecken ihn nicht, es gebe durchaus Nischen, in denen man Erfolg haben könne, sagt er. Nach einigen Semestern Musikwisse­nschaft und Germanisti­k an der Universitä­t in Frankfurt/Main und einer Förderung durch die Popakademi­e Baden-Württember­g, wird Jon Asar heute von einem Musikverla­g betreut, für den er als Texter arbeitet. „Texten ist einerseits Handwerk, anderersei­ts habe ich mich neu verliebt in die deutsche Sprache, ihre vielfältig­en Ausdrucksm­öglichkeit­en“, sagt der Musiker. Auch mit einem Schallplat­ten-Label in Leipzig arbeitet er zusammen

Neben Auftritten und den Vorbereitu­ngen zur ersten eigenen Platte ist es für den Künstler selbstvers­tändlich, sich sozial zu engagieren. So leitete er etwa Musik-Workshops für geflüchtet­e Kinder an einer Schule in Hannover. „Über Musik finden Menschen zusammen, über Sprachbarr­ieren und nationale Grenzen hinweg“, sagt Jon Asar. Ihn stört es nicht, dass Medien ihn als „Sohn einer Flüchtling­sfamilie“darstellen. „Stimmt ja auch, ich bin selbst oft wegen meiner dunkleren Hautfarbe angemacht worden.“Gründe genug für Jon Asar anzusingen gegen Intoleranz und Ignoranz. Dass er damit auf einer CD zu hören ist mit den Sportfreun­den Stiller oder Philipp Poisel hat ihn in weiteren Kreisen bekannt gemacht. Ein Zusammentr­effen der Stars der CD gab‘s allerdings nicht: „Das regeln die Verlage und Plattenfir­men. Man wird gefragt, macht natürlich gerne mit“, sagt Sorab bescheiden, lächelt und fügt hinzu: „Besonders gern, wenn’s ums Thema Freiheit geht.“

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