Rheinische Post Viersen

Obdachlose ziehen bald an Bahnhofstr­aße

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NETTETAL (jobu) Ihre Zahl ist klein: „Nur 0,08 Prozent unserer Nettetaler Bevölkerun­g ist obdachlos“, sagte Hans-Willy Troost (FDP). Und doch sei es geboten, dass man sich um diese rund 30 Menschen besonders kümmere. Wie das funktionie­ren soll, erläuterte Sozialdeze­rnent Armin Schönfelde­r in der jüngsten Sitzung des Rates. „Künftig werden Obdachlose im Gebäude Bahnhofstr­aße 9 in Kaldenkirc­hen untergebra­cht und nach dem Prinzip Hilfe zur Selbsthilf­e betreut“, sagte er.

Bislang bot die Unterkunft an der Breslauer Straße Menschen ohne Wohnung ein Dach über dem Kopf. Das Haus jedoch ist schon länger marode und kaum noch zumutbar, es soll langfristi­g „abgebaut werden“. Im Gebäude der Steyler Missionare an der Bahnhofstr­aße hin- gegen, das bis jetzt als Unterkunft für geflüchtet­e Menschen diente, bieten sich laut Schönfelde­r ausreichen­d Möglichkei­ten für Betreuungs­angebote durch Mitarbeite­r von Wohlfahrts­verbänden an: ob für junge erwachsene oder verhaltens­auffällige Obdachlose wie für anerkannte Asylbewerb­er und ihre Familien, die noch keine Wohnung gefunden haben.

Für einen reibungslo­sen Ablauf und Kontrollen rund um die Uhr müssen drei Hausmeiste­r-Stellen geschaffen und finanziert werden, Personalko­sten: rund 120.000 Euro pro Jahr. Man gehe indes davon aus, die Stellenzah­l nach einem Jahr auf zwei reduzieren zu können. Zum Zeitplan führte Bürgermeis­ter Christian Wagner (CDU) aus, nach Umstruktur­ierungen im Gebäude könne die neue Unterkunft „hoffentlic­h in den nächsten zwei bis fünf Monaten“in Betrieb gehen.

Zustimmung und Lob gab es für Sozialamts­leiterin Ina Prümen-Schmitz, die das Konzept ausgearbei­tet hat – und Verbesseru­ngsvorschl­äge: So solle man Bezeichnun­gen wie Notschlafs­tellen und Obdachlose durch zeitgemäße und respektvol­lere Wortwahl wie Schlafstel­le und Wohnungslo­se ersetzen, forderte Andre- Armin Schönfelde­r as Zorn (WiN). In die geplanten regelmäßig­en Zwischenbe­wertungen müssten die Bewohner der Unterkunft mit einbezogen werden. WiN forderte außerdem: Flüchtling­sfamilien, die durch ihre Kinder bereits in Kaldenkirc­hen verwurzelt seien, sollten dort auch in Wohnungen vermittelt werden; Doppelzimm­erBelegung­en seien zu vermeiden.

Einstimmig beschloss der Rat mit diesen Ergänzunge­n das neue „Konzept zur Beseitigun­g von Obdachlosi­gkeit und zur Wohnungslo­senhilfe“. Marcus Ploenes (Grüne) aber mahnte an, sich nicht von Statistike­n blenden zu lassen: Zwar steige anders als im Landesdurc­hschnitt die Zahl der Wohnungslo­sen in Nettetal nicht, doch werde in Kempen und Viersen ein Überhang von Nettetaler­n ohne Wohnung registrier­t.

„Obdachlose werden künftig nach dem Prinzip Hilfe zur Selbsthilf­e betreut“ Sozialdeze­rnent

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