Rassismus-Vorwurf – SWR zeigt umstrittenen Film
STUTTGART (dpa) Einen solchen Rummel um den Kinder- und Jugendfilm „Nellys Abenteuer“hätten die Verantwortlichen beim Südwestrundfunk (SWR) sich wohl nicht träumen lassen. Das Drama um die 13 Jahre alte Nelly, die ihre Ferien mit ihren Eltern in Rumänien verbringt und dabei von Kriminellen entführt wird, ist zu einem Politikum geworden.
Ein vom Zentralrat der Deutschen Sinti und Roma in Auftrag gegebenes Gutachten kommt nun zu dem Schluss, dass der Streifen rassistisch sei und vor allem Vorurteile schüre. Wegen des Trubels zieht der SWR die Ausstrahlung vor auf diesen Sonntag (13 Uhr im SWR) – samt einer Filmdiskussion. „Roma erscheinen demnach als Kleinkriminelle, Trickbetrüger, Bettler, beim Aufführen ,traditioneller’ Tänze, als Kindesentführer usw.“, schreibt der Autor Pavel Brunßen von der Technischen Universität Berlin in dem Auftragsgutachten. Er stellt darin fest, dass die Armut der Roma und ihre sozialen Probleme als Minderheiten in der rumänischen Gesellschaft nicht zum Tragen kämen. Stattdessen stünden sie als etwas Bedrohliches da.
Die so kritisierte Arbeit ist für Regisseur Dominik Wessely der erste Spielfilm – nach mehreren dokumentarischen Projekten. Der Film lief bereits im Kino. Bei mehr als 40Filmfestivals holte er mehrere Auszeichnungen, unter anderem zwei Mal als „bester Film“, wie der SWR mitteilte.