Rheinische Post Viersen

Kleine Anna soll endlich ihre Hände nutzen können

Das Mädchen hat eine seltene Fehlbildun­g. Sollte es nach Syrien abgeschobe­n werden, kann sie nicht behoben werden

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SÜCHTELN (RP/naf) Kuchen vom Teller grapschen und in den Mund stopfen, danach genüsslich alle zehn Finger abschlecke­n: Die meisten Kinder benutzen ihre Hände ganz selbstvers­tändlich – und problemlos. Für Anna gilt das nicht. Das Mädchen kam mit Spalthände­n auf die Welt, einer Fehlbildun­g, mit der etwa eins von 100.000 Kindern geboren wird. In mehreren Operatione­n möchten Ärzte des St.-Irmgardis-Krankenhau­ses in Süchteln dafür sorgen, dass Anna ihre Hände normal nutzen kann. Doch es ist fraglich, wie lange sie das Mädchen behandeln können: Es soll nach Syrien ausgewiese­n werden. Anders als ihre beiden Brüder, die im Aus- land geboren wurden, ist Anna in Deutschlan­d zur Welt gekommen, spricht wie ihre Familie gut Deutsch und ist voll integriert. „Anders“waren eben auch ihre Spalthände. An ihrer linken Hand hatten sich zwei Daumen ausgebilde­t, diese Wahrschein­lichkeit liegt bei 1:3000. Und die kleinen Finger waren zu klein.

Zwei Operatione­n hat sie schon hinter sich. „Wir wollten Anna aber nicht nur vor dem Anderssein bewahren“, erläutert Valérie Stephan, Chefärztin der Klinik für Chirurgie mit Schwerpunk­t Hand- und Plastische Chirurgie. „Anna sollte ihre Hände auch wirklich nutzen können.“Die Eltern stellten das Mädchen bei Stephan vor, als es gerade einen Monat alt war. Die erste Operation war vor einem Jahr, um ein normales Wachstum des linken Daumens zu gewährleis­ten. „Der schwächere des doppelten Daumens wurde entfernt“, berichtet Stephan. Nun könne Anna bereits richtig greifen.

Vor kurzem erfolgte der zweite Eingriff an der linken Hand. „Die Stellung der Fingerchen ist wieder so, wie sie sein soll“, sagt Stephan. Doch weil der Familie kein Asyl gewährt wurde, sei unklar, ob 2018 die rechte Hand operiert werden könne. Wie Thomas Becker, kaufmännis­cher Direktor des Krankenhau­ses, erklärt, seien solche Eingriffe in Syrien derzeit nicht möglich.

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FOTO: KRANKENHAU­S Valérie Stephan, Chefärztin der Klinik für Chirurgie, Schwerpunk­t Hand- und Plastische Chirurgie am St.-Irmgardis-Krankenhau­s, behandelt Anna.

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