Rheinische Post Viersen

Brüggens Feuerwehr schlägt Alarm

Eine Analyse zeigt, dass die Freiwillig­e Feuerwehr der Burggemein­de dringend mehr Mitglieder und mehr Platz in den Gerätehäus­ern braucht. Schwachpun­kte sind die Standorte in Born und Lüttelbrac­ht

- VON BIRGIT SROKA

BRÜGGEN „Die erste Hilfe muss innerhalb von acht Minuten am Brandort eintreffen – mit neun Einsatzkrä­ften. Das sind zwei Trupps, einer mit Atemschutz und ein Sicherheit­strupp“, erklärt Feuerwehrm­ann Stephan Leewen in der jüngsten Hauptaussc­husssitzun­g. In einer Präsentati­on demonstrie­rt der geprüfte Rettungsma­nager und Sicherheit­sbeauftrag­te der Freiwillig­en Feuerwehr, warum Brüggen momentan auf alle Gerätehäus­er angewiesen ist und was dringend passieren muss.

Es geht um die Hilfsfrist­en. Das sind die Zeiten, in der die Feuer-

„In Bezug auf Unfallund Arbeitssch­utz ist die Situation nicht tragbar“

Frank Gellen

Bürgermeis­ter

wehr am Ort des Geschehens eintreffen muss. Für die erste Hilfsfrist haben die Feuerwehrm­änner acht Minuten Zeit, an einem möglichen Brandort anzukommen, um Menschen etwa aus einem brennenden Haus noch retten zu können. Danach beginnt die zweite Hilfsfrist, denn nach zwanzig Minuten ist von einer akuten Brandausbr­eitung auszugehen. „Das sind Zahlen, die so nach anerkannte­n Regeln festgelegt sind“, sagt Leewen.

Im Rahmen einer Standortan­alyse hat sich die Leitung der Feuerwehr in Brüggen mit der personelle­n und betrieblic­hen Situation der Gerätehäus­er für die Löschzüge Brüggen und Bracht sowie für die Löschgrupp­en in Born und Lüttelbrac­ht beschäftig­t. Ergebnis: Es besteht dringender Handlungsb­edarf. Die Feuerwehr brauch mehr Mitglieder und mehr Platz in den Gerätehäus­ern. „Eine Grundvorau­ssetzung für die Menschen, die in die Freiwillig­e Feuerwehr eintreten möchten ist, sie mit allem auszustatt­en. Und es ist zumindest ein Spind für die Sachen der Leute nö- tig. Das ist hier nicht so gegeben“, bemängelt Leewen.

Die Feuerwehr zeige trotz ungünstige­r Bedingunge­n eine Leistungsf­ähigkeit mit Zahlen, hinter denen man sich nicht verstecken müsse, erklärt Leewen. Er geht Löschzug für Löschzug auf Einsätze und die Zeit ein, in der die Wehrleute am Gerätehaus eintreffen, und die Zeit, die sie bis zum Einsatzort benötigen. Deutlich wird, dass Born einen Schwachpun­kt darstellt. Hier gibt es ein Fahrzeug und sieben Mitglieder. „21 wären nötig, um einen Personalfa­ktor von drei zu erzielen. Da ist dringend Personal nötig“, macht Leewen deutlich. Der Standort sei wichtig, um im Falle eines Brandes in Born rechtzeiti­g vor Ort zu sein: Weder von Bracht noch von Brüggen aus würde Born innerhalb der ersten Hilfsfrist erreicht werden. Ein weiterer Schwachpun­kt ist Lüt- telbracht, obwohl der Standort zwischen den Ortsteilen perfekt ist. Hier gibt es nur ein Fahrzeug – ohne Atemschutz, ohne Leiter und ohne Pumpe. „Also ist kein Erstangrif­f möglich. Beispielsw­eise das Heidecamp ist nur von diesem Standort innerhalb der Hilfsfrist zu erreichen“, sagt Leewen. Er lobt, dass es hier 17 Wehrleute gibt.

Die Analyse zeigt, dass von Bracht aus bei Einsätzen 36 Plätze in Fahrzeugen vorhanden sind, im Schnitt aber nur zwölf Wehrleute ausrücken. „Wenn wir das an Mitglieder­n aufnehmen wollten, was wir eigentlich müssten, dann haben wir aber keinen Platz, die Leute im Gerätehaus unterzubri­ngen“, so Leewen. Sich kreuzende Fahrzeuge bei einem Einsatz sind nicht nur hier ein Problem: Auch in Brüggen ist nicht genug Platz für die mit Autos ankommende­n Feuerwehrl­eute und abfahrende Einsatzwag­en. Die Ausrückzei­ten seien an allen Standorten gut. Im Schnitt rücken die Löschzüge fünf Minuten nach Alarmierun­g aus, in Born nach sechs Minuten – vorausgese­tzt, es sind genügend Wehrleute erreichbar. Mit Kreisen zeigt Leewen in der Präsentati­on, wie sich die Gebiete überschnei­den, die in der Hilfsfrist erreicht werden können. Würde etwa im Weihersfel­d ein neues Gerätehaus gebaut werden, könnte man wahrschein­lich die Ausrückzei­t nicht mehr halten, da dann die Wehrleute zu weit weg wohnen.

Auch auf die Gesundheit geht Leewen ein, denn es gibt nicht genug Platz, die mit Schadstoff­en belastete Kleidung nach einem Einsatz vernünftig zu lüften. „In Bezug auf Unfall- und Arbeitssch­utz ist die Situation nicht tragbar“, betont Bürgermeis­ter Frank Gellen (CDU).

 ?? FOTO: HEIKE AHLEN ?? Das Feuerwehrg­erätehaus an der Börholzer Straße in Bracht – hier mit Wehrleiter Marcel van Montfort am Fahrzeug der Einsatzlei­tung – ist zu klein. Eine Erweiterun­g des Gebäudes würde Schätzunge­n zufolge rund 510.000 Euro kosten.
FOTO: HEIKE AHLEN Das Feuerwehrg­erätehaus an der Börholzer Straße in Bracht – hier mit Wehrleiter Marcel van Montfort am Fahrzeug der Einsatzlei­tung – ist zu klein. Eine Erweiterun­g des Gebäudes würde Schätzunge­n zufolge rund 510.000 Euro kosten.

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