Rheinische Post Viersen

Borussen-Trio lässt Trainerher­zen höherschla­gen

Immer wieder schwärmen selbst die Gegner von der Qualität, die Lars Stindl, Thorgan Hazard und Raffael verkörpern.

- VON JANNIK SORGATZ

MÖNCHENGLA­DBACH Noch ist nichts durchgesic­kert von der Gründung eines Stindl-Hazard-Raffael-Fanklubs unter den Bundesliga­trainern, doch verwunderl­ich wäre es nicht. Dieter Hecking müsste nicht einmal den Vorsitz übernehmen, so manch einer seiner Kollegen saß in der Hinrunde baff auf dem Podium einer Pressekonf­erenz und lobte wie Augsburgs Manuel Baum die „sensatione­lle Qualität“in der Gladbacher Offensive.

Vor den Spielen gehört es zum mahnenden Pflichtpro­gramm, danach werden Lars Stindl, Thorgan Hazard und Raffael gerne gepriesen, um eigene Punktgewin­ne noch etwas aufzuwerte­n. „Kompliment besonders an die Offensive, wie sie im und am Strafraum mit einem Kontakt spielt“, sagte Schalkes Domenico Tedesco, noch so ein potenziell­er Fanklub-Vorsitzend­er. Bo- russias Angriffstr­io ist in gewisser Weise eine Erfindung André Schuberts – wenn man außer Acht lässt, dass Stindl, Hazard und Raffael sich aufgrund ihrer Stärke sowieso magnetisch anziehen. Heckings Vorgänger ließ sie in einem Dreierstur­m wirbeln, was zumindest zu Hause (5:1 gegen Bremen, 4:0 gegen Stuttgart, 6:1 gegen Bern) ein paar Schützenfe­ste zur Folge hatte.

In der Jetztzeit sind Stindl und Raffael situativ Neuner, Zehner, Achter oder Sechser, Hazard hat beide Flügel ähnlich häufig eingenomme­n und im Zentrum als Raffael-Ersatz eines seiner drei Tore aus dem Spiel heraus erzielt. Die Rolle des vierten Mannes in der Offensive hat aufgrund von Verletzung­en und Formschwan­kungen so oft gewechselt wie keine andere. Fabian Johnson, Vincenzo Grifo, Jonas Hofmann, Patrick Herrmann, Ibrahima Traoré – meist agiert Borussia vorne mit einem Drei-plus-eins-Eck. Ver- marktbar wie „BBC“(Gareth Bale, Karim Benzema, Cristiano Ronaldo) bei Real Madrid sind „Raffazardl“, „Staffazard“– oder wie auch immer sie eben niemand nennt – eher nicht. Dafür lassen sie die Zahlen sprechen: 18 der 30 Pflichtspi­eltore haben sie erzielt und zwölf vorberei- tet, an gerade einmal sieben war das Trio nicht beteiligt.

Die Qualität der ligaweiten Lieblinge untermauer­t eine weitere Statistik, die im auf Tore fokussiert­en Fußball selten gewürdigt wird, im Eishockey dagegen schon: der vorletzte Pass. Von Stindl kam er neunmal, von Hazard siebenmal und von Raffael immerhin noch dreimal – macht zusammen 19 „Assist-Assists“. Zieht man diese hinzu, fielen nur zwei Tore ohne Mithilfe des Trios. In Bremen fand Oscar Wendt mit seiner Ecke direkt den Kopf von Jannik Vestergaar­d. In Hoffenheim leiteten Denis Zakaria und Nico Elvedi eine Ecke zu Vestergaar­d – hereingebr­acht hatte sie allerdings Hazard, der also doch nicht so unbeteilig­t war.

Und trotz dieser Werte umwehte auch Stindl, Hazard und Raffael das Gefühl, dass noch Luft nach oben ist, als es kürzlich in die Winterpaus­e ging. Bei Stindl ist die Torquote im Herbst zurückgega­ngen, Hazard lässt aus dem Spiel heraus zu viele Chancen liegen und Raffael beschränkt sich seit August in regelmäßig­en, aber doch recht großen Abständen auf Doppelpack­s. Das vereint sie mit dem Rest der Mannschaft: Die Bilanz stimmt, aber da geht noch was. Immerhin blieben die drei so gesund, dass sie 93 Prozent aller möglichen Einsatzmin­uten absolviere­n konnten.

Wie es läuft, wenn sie die Spielfreud­e packt und sie ihren Ideenreich­tum addieren, war gegen Hamburg zu sehen. Da traf Raffael doppelt und bereitete einmal vor, Hazard traf, bereitete vor und legte eine Vorlage auf, Stindl kam auf zwei Assist-Assists. So waren sie beim 1:0 und beim 3:1 erstmals in der Saison ganz unter sich bei der Torprodukt­ion. HSV-Trainer Markus Gisdol hatte wenig Spaß daran, mit welch klinischer Kreativitä­t die Fehler seiner Mannschaft bestraft wurden.

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FOTO: IMAGO Seit fast zwei Jahren zusammen: Lars Stindl (hinten), Thorgan Hazard (vorne links) und Raffael.

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