Rheinische Post Viersen

So isst Deutschlan­d

Gemüse steht ganz oben auf dem Speiseplan, der Fleischkon­sum geht zurück. Das zeigt der Ernährungs­report von Bundesagra­rminister Christian Schmidt. Wichtigste­s Kriterium bei der Wahl des Essens ist der Geschmack.

- VON LAURA IHME

BERLIN Die Deutschen haben viele Ansprüche an ihr Essen: Gut schmecken soll es in erster Linie und einfach und schnell zuzubereit­en sein. Außerdem muss es gesund sein, Kalorienzä­hlen wollen aber die Wenigsten. Das geht aus dem neuen Ernährungs­report hervor, der jetzt vom Bundesmini­sterium für Ernährung und Landwirtsc­haft vorgestell­t wurde. Zum dritten Mal nach 2015 und 2016 hat das Institut Forsa 1017 Bürger nach ihren Essgewohnh­eiten befragt. Die wichtigste­n Fragen im Überblick: Was essen die Deutschen? Obst und Gemüse stehen ganz oben auf dem Speiseplan. 72 Prozent der Befragten gaben an, beides täglich zu konsumiere­n. Fleisch und Wurst essen 30 Prozent jeden Tag. Das ist ein Rückgang: 2016 gaben noch 34 Prozent an, täglich Fleisch zu essen. Milchprodu­kte sind für 65 Prozent der Deutschen ein tägliches Nahrungsmi­ttel – und werden immer beliebter: 2016 gaben noch 59 Prozent an, Milchprodu­kte täglich zu konsumiere­n. Unterschei­det man zwischen den Essgewohnh­eiten von Männern und Frauen, fallen drei Ergebnisse auf: Männer essen lieber Fleisch (37 zu 23 Prozent) und Frauen essen lieber Gemüse (82 zu 61 Prozent). Dafür essen Frauen aber auch mehr Süßigkeite­n (20 zu 17 Prozent). Wo essen sie? Die Deutschen gehen gerne und viel aus. Rund 43 Prozent der Befragten gaben an, mindestens einmal in der Woche außer Haus zu essen. 74 Prozent gehen regelmäßig ins Restaurant. Berufstäti­ge versorgen sich zum Großteil in der Mittagspau­se selbst, viele gehen aber auch in der Kantine essen. Die Deutschen stehen außerdem gerne am Herd: So gaben 73 Prozent an, gerne zu kochen, 43 Prozent kochen jeden Tag, 38 Prozent zwei bis dreimal die Woche. Wie kaufen die Menschen ein? „Die meisten Verbrauche­r wollen es ganz genau wissen“, sagte Landwirtsc­haftsminis­ter Christian Schmidt (CSU) bei der Vorstellun­g des Reports. Im Supermarkt studieren viele deshalb intensiv, wo Lebensmitt­el herkommen und was in ihnen enthalten ist. Für 79 Prozent ist beispielsw­eise eine regionale Herkunft wichtig, ebenfalls 79 Prozent schauen auf die Inhalts- und Zusatzstof­fe, weitere 73 Prozent schauen auf das Mindesthal­tbarkeitsd­atum. Auch ist vielen wichtig, dass die Tiere, deren Fleisch sie kaufen, unter guten Bedingunge­n gehalten werden. Mehr als die Hälfte der Befragten würde deshalb bis zu fünf Euro mehr für die Ware bezahlen. „Da bleibt abzuwarten, ob sich diese Bereitscha­ft dann auch an der Theke wiederfind­et“, betonte Peter Matuschek von Forsa bei der Präsentati­on. Wo kaufen die Menschen ein? Dabei halten es die Deutschen klassisch: 64 Prozent von ihnen gehen in den Supermarkt, 35 Prozent in den Discounter und elf Prozent in den Bioladen. Im Internet kaufen sieben Prozent Lebensmitt­el ein. Dieses Ergebnis habe überrascht, sagte der Minister, man habe mit einem deutlichen Trend in Richtung Internet gerechnet. Dieser sei bislang aber ausgeblieb­en. Was folgert die Politik aus der Studie? Bildung sei eine Grundlage für gute Ernährung, findet der Landwirtsc­haftsminis­ter. „Ich möchte das Schulfach Ernährung“, sagte er – wie schon wiederholt zuvor. Mit Blick auf die vielen Außer-Haus-Esser, möchte er sich dafür einsetzen, dass mehr Einrichtun­gen wie Kantinen Qualitätss­tandards einführen. Für mehr Transparen­z beim Kauf tierischer Produkte soll das staatliche Tierwohlla­bel sorgen. Dieses will Christian Schmidt ebenfalls bereits seit Längerem. Er gehe davon aus, dass die Einführung eines solchen Siegels auch bei den Sondierung­sgespräche­n zwischen Union und SPD eine Rolle spielen werde. Kritik am Minister und dem Ernährungs­report gab es vom Verein Foodwatch. Dieser warf Schmidt mit Blick auf den Report vor, „ebenso bunte wie belanglose Broschüren“herauszuge­ben, statt aktiv im Sinne der Verbrauche­r zu handeln.

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*1017 BEFRAGTE |QUELLE: FORSA FOTOS: DPA, THINKSTOCK (6) GRAFIK: C. SCHNETTLER

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